Mittwoch, 23. April 2014

IM MÄRCHENWALD, Märchen




AUSZUG AUS e-BOOK

"HEXE SAMANTHA, TANTE MONIKA
UND DER MÄRCHENWALD"
von JOANA ANGELIDES

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Ausführliche
Leseproben
 

 

Besuch im Märchenwald


Lisa und Klaus waren schon sehr aufgeregt. Heute hatte Tante Monika versprochen mit ihnen in den großen Märchenwald, gleich hinter dem Wasserfall, zu gehen.
Sie hatte gleich in aller Frühe viele Kekse gebacken, das ganze Haus roch nach Zimt, Vanille und Marmelade.
Lisa stand am Treppenabsatz und wartete auf Klaus, der wie immer herum trödelte.
„Komm doch endlich, wir gehen in den Märchenwald!“  rief sie hinauf zu Klaus.

Da hörte sie aus der Küche die Stimme von Tante Monika.
„Mit wem sprichst Du da?“ rief sie hinunter in die Küche.
„Mit der Biene Salfi, ich habe ihr gesagt, dass wir heute in den Märchenwald kommen und Kekse mitbringen. Sie hat von der Marmelade gekostet und gleich ein Eimerchen mitgenommen...“ Lachte Tante Monika.
Das war ja unglaublich! Wie konnte Tante Monika mit einer Biene sprechen?

Inzwischen war auch Klaus fertig und sie liefen beide in die Küche zu Tante Monika.

„So, da sind wir.“ Rief Lisa und stürmte in die Küche. Sie wollte unbedingt die Biene Salfi sehen. Doch leider war keine Biene mehr zu sehen, sie war schon weggeflogen.
Tante Monika hatte den großen Korb mit den Keksen, der mit einem blau karierten Tuch abgedeckt war,  über den Arm genommen, schnappte ihren Schirm und  sie verließen das kleine Häuschen am Waldesrand.

„Ist das der Märchenwald?“ Fragte Klaus
„Nein, nein, der ist hinter dem Wasserfall, dort am Fuße des Berges.“ Tante Monika deutete mit ihrem Schirm vage  in die andere Richtung.

Sie stiegen in das kleine alte Auto von Tante Monika ein und fuhren am kleinen Bach vorbei,  in die Richtung zum Berg am Horizont. Am Fuße des Berges angekommen, stiegen sie aus und Tante Monika ging zielstrebig auf den Wasserfall zu, der sich in der Mitte des Berges herunter fallen ließ.
„So, da müssen wir durch.“ sagte sie und spannte ihren großen Regenschirm auf. Dieser Schirm war so mächtig und groß, dass Lisa und Klaus nur so  staunten.
Sie nahm Lisa rechts und Klaus links an die Seite, den Korb mit den Keksen  in die Mitte und sie gingen durch den Wasserfall durch, ohne nass zu werden.
Drüben spannte sie den Schirm wieder ab und stellte den Korb mit den Keksen ab.
„Seht einmal, da ist der Märchenwald!“ Sie machte mit der Hand einen Bogen und die Kinder schauten der Hand nach und waren ganz verzaubert von der Schönheit die sich ihnen bot.
Der Wald lag da, dunkel und geheimnisvoll. Vor sich sahen sie einen kleinen See, da spiegelte sich  der Himmel darin  und die Bäume an seinem Rande verursachten Sonnenkringel an der Wasseroberfläche. Die Seerosen schaukelten hin und her und die Libellen flogen ihre Runden darüber.
„Oh, wie kommen wir denn da rüber?“ Klaus schaute ganz ängstlich.
„Die Feenkönigin wird uns eine Brücke bauen, einen  Regenbogen. Über den gehen wir dann hinüber.“ Lächelte Tante Monika.
Da flog über sie eine Biene hinweg. Lisa hörte nur das leise Summen, doch Tante Monika hatte die Biene verstanden.
„Sie wird jetzt unsere Ankunft melden und ihr werdet sehen, gleich können wir über den See gehen.“
Und wirklich, in diesem Augenblick erblickten die Kinder einen wunderschönen Regenbogen, der sich vor ihren Füßen aufbaute und bis über den See zum anderen Ufer  reichte.

Tante Monika bückte sich nahm den Korb mit den Keksen auf den Arm und nahm die Hand von Lisa.
„Kommt, wir gehen da jetzt hinüber.“
Und mit energischem Schritt betrat sie den Regenbogen. Lisa hielt ihre Hand fest und mit der anderen Hand zog sie Klaus hinterher. Sie hatte ein ganz mulmiges Gefühl und fürchtete, der Regenbogen wird sie unmöglich alle Drei tragen können.

Klaus hielt vor Angst die Augen geschlossen und ließ sich von Lisa ziehen.

Doch als sie ganz oben auf dem Regenbogen angekommen waren, verloren sie ihre Angst, Klaus öffnete seine Augen wieder und Lisa ließ die Hand von Tante Monika los.
Es war ein wunderbares Gefühl, so über den Regenbogen zu gehen. Vor allem das Licht umspielte sie in allen Farben des Spektrums und es war ein leises Klirren zu hören. Waren das die Lichtkristalle? Lisa wusste es nicht.

Als sie auf der anderen Seite ankamen staunten die Kinder sehr.
Vor ihnen auf der Lichtung war emsiges Treiben zu sehen.
Heute ist großes Frühlingsfest im Märchenwald. Alle haben schon seit Tagen Großputz gemacht.
Die Eichhörnchen haben ihre Nester von den Nussschalen des Winters befreit und alles, zum Fuß des Baumes hinunter geworfen.
Da kam gerade die Schlange Birr vorbei und zischte wütend hinauf. Wobei ihre Zunge ganz erregt züngelte..
„Seid ihr verrückt“, zischte sie, „komme da nichts ahnend vorbei und kratze mir meinen Bauch auf, mit den harten Nussschalen.“
Da lugte auch der kleine Kobold zwischen den Farnen hervor und begann die Eichhörnchen zu ermahnen.
„Das müsst ihr wegräumen“, rief er.
„Ja ja“, beeilten sich die Eichhörnchen zu versichern, „Wenn alles draußen ist, dann kommen wir runter und räumen weg!“
Da schleppte gerade eine große Heuschrecke ein braunes Blatt hinter sich her. Sie musste verschnaufen, weil das Blatt so groß ist und immer wieder an den Wurzeln hängen bleibt. Das Blatt musste ebenfalls zum Mistplatz, am Rande der Lichtung.
Die Eule sitzt am untersten Ast der großen Tanne und gibt ihre Befehle laut und deutlich,  damit die kleinen jungen Tiere und Elfen und Feen aus ihrer Schulklasse auch ja nichts übersehen wegzuräumen. Denn die Eule war die Lehrerin der Waldschule.
Da lagen getrocknete Eicheln am Boden, abgebrochene Äste und Tannenzapfen. Die mussten alle weggeräumt werden, denn wenn am Abend dann das große Frühlingsfest im Märchenwald stattfindet, musste alles sauber sein.
Die Elster sammelt nur die glitzernden Dinge ein, die sie dann aber zu ihrem Nest ganz hoch oben auf dem höchsten Baum des Waldes trug und dort versteckte.
Lisa und Klaus setzten sich am Rande der Lichtung nieder und schauten fasziniert zu.
Tante Monika stellte ihren Korb mit den Keksen in die Mitte der Lichtung und nahm das blau karierte Tischtuch weg und legte es auf die Wiese. Dann schüttete sie alle Kekse darauf. Nun erst  setzte sie sich auch neben die beiden.
„Wir werden jetzt hier auf die Feenkönigin warten.“ Sagte sie leise zu den Kindern.

Der große braune Bär kam vorbei und trug einen Baumstamm ächzend auf seiner Schulter.
„Wo soll bitte der Baumstamm hin?“ Fragte er die Eule.
„Dort in die Mitte der Lichtung, denn  dort werden dann die Glühkäfer sitzen und alles beleuchten und die Borkenkäfer und die Grillen werden drauf Platz nehmen und Musik machen. Auch der Specht hat dort seinen Platz, er wird den Rhythmus angeben.“
Der braune Bär ging zur Mitte der Lichtung und lud den Baumstamm ab und setzte sich darauf. Er nahm ein großes Blatt vom Efeu und wischte sich seine Stirne. War doch anstrengend gewesen!
Dann kam die große Libelle vom See herbei und hinter ihr eine ganze Schar von Glühwürmchen. Die Eule wies jedem der Glühwürmchen einen Platz an den Bäumen rundherum an, damit am Abend dann auch die Beleuchtung richtig verteilt war.

Nur die Pilze im Wald beklagten sich, dass sie leider ihren Platz nicht verändern konnten, und so wenig sehen werden. Da kam die kleine Waldfee Lamis vorbei und versicherten ihnen, dass sie ihnen alles genau schildern wird.

Die Waldfee Fari kam und stellte rund um die Lichtung Glockenblumen auf, aus denen dann der Nektar  am Abend getrunken werden konnte. Dann schleppten die Kobolde noch große Blätter herbei und füllten sie mit Beeren und Früchten des Waldes, die Gäste mussten dann nur  zugreifen.

Der große Baumstumpf am Rande der Lichtung wurde mit einem goldenen Kissen  belegt und weiße Schleier darüber gebreitet. Da wird die Feenkönigin sitzen und zuschauen.

Und rundherum legten die Feen ebenfalls kleine goldene Pölsterchen, bestimmt für die vielen Feen und Elfen des Waldes.

Eine Gruppe von Rehen mit ihren Kleinen kam ganz neugierig aus dem Wald hervor und schaute den Treiben mit großen Augen zu. Der kleine Dachs lief hurtig von Baumstamm zu Baumstamm und sucht sich einen guten Platz zum Zuschauen.

Und plötzlich füllte sich der Wald mit Leben. Aus allen Richtungen kamen sie. Die Feen, mit ihren weißen Schleierkleidern, die Elfen in grünen Hosen und weißen Hemden, die Hasen und Häschen, Birr die Schlange, sogar die Eichhörnchen kamen von ihren Bäumen herunter. Der Specht schritt gemächlich über die Lichtung zum Baumstamm hin, er gehörte ja zur Kapelle. Die Glühwürmchen schwärmten aus und entzündenden ihre Laternen und nahmen in den Blättern und Zweigen der Bäume Platz. Ganz plötzlich war der Märchenwald in blinkendes flackerndes Licht getaucht.
Die kleine Hexe Samantha streute überall Blumen, die sie am Nachmittag im Garten pflücken durfte. Sie überlegte allen Ernstes einen kleinen Zauber zu machen, um das Fest noch schöner zu machen, aber es fiel ihr kein Zauberspruch ein. Im Moment noch nicht.
Einige Glühwürmchen setzen sich auf den Baumstamm, um Licht für die Musik zu machen. Und da kamen sie schon, die Grillen mit Ihren Violinen, ein Borkenkäfer mit seiner Oboe, ein anderer mit einem Saxophon und der  Kobold hatte eine Ziehharmonika in der Hand. Sie nahmen Alle Platz am Baumstamm.
Der große Bär stand am Rande der Lichtung und klopfte schon in Erwartung auf die Musik mit seinem linken Fuß den Takt an. Seine Hände hatte er vorne verschränkt und sein Kopf ging hin und her. Er schmunzelte.
Alle Waldfeen nahmen auf ihren Pölsterchen Platz. Man wartete auf die Feenkönigin, denn ohne sie konnte das Fest nicht beginnen.
Da, ein Fanfarenstoß aus der Trompete von Mo dem Elfen und die Feenkönigin schwebten herab. Sie war wunderschön. Sie hatte ein golden glänzendes Schleiergewand an und darüber einen hellblauen Umhang mit glitzernden Blüten. Auf dem Kopf trug sie einen Kranz aus goldenen Sternen. Sie schwebte langsam zu Boden und setzte sich auf den vorbereiteten Thron.
„Hallo, Tante Monika, es freut mich, dass du auch da bist!“ Rief die Königin ihnen zu und winkte mit ihren zarten weißen Händen Tante Monika zu.
„Majestät!“ Tante Monika erhob sich leicht und verneigte sich.
„Ich freue mich immer, wenn ich bei eurem Fest mit dabei sein darf. Heute habe ich auch meine Nichte und meinen Neffen mitgebracht.“
Die Feenkönigin blickte freundlich auf die beiden Kinder und winkte ihnen auch zu.
„Bitte unterhaltet euch gut.“ Sagte sie dann und nahm auf ihrem Pölsterchen Platz.
Lisa und Klaus waren ganz sprachlos. Die Feenkönigin kannte also tatsächlich Tante Monika!
Also, wenn sie das der Mutter erzählen, die wird das alles nie glauben!

Alles wartete gespannt. Die Feenkönigin erhob sich wieder und drehte sich langsam im Kreise, um alle zu sehen.
„Ich erkläre den Frühling für eröffnet!“ Rief sie und streute mit der rechten Hand eine Handvoll Samen im Kreise, um sozusagen symbolisch den Frühling zu begrüßen.

Alle jubelten und umarmten sich  und die Musik fing leise zu spielen an und es bot sich ein faszinierendes Bild, als alle Elfen und Feen auf der Lichtung  sich ein wenig vom Boden erhoben und zu den schönen Klängen einen schönen Tanz darboten. Sie wiegten und bogen sich, sie stiegen auf und ließen sich wieder auf den Boden nieder.
Es war ein wunderschöner Anblick.
Die Eule musste ihr Taschentuch hervor holen und sich hörbar schnäuzen, so gerührt war sie. Wie jedes Jahr.
Der Bär wiegte sich im Takt und wackelte mit seinem Kopf und seinem Po hin und her. Die Kobolde warfen ihre Zipfelmützen in die Luft und fingen sie wieder auf.
Eine Zipfelmütze fiel zu Boden und bedeckte einen Pilz. Dieser schrie ganz laut, weil er jetzt gar nichts mehr sah.
Sofort kam der kleine Kobold holte seine Mütze und entschuldigte sich bei dem Pilz.

Die Musik war im ganzen Wald zu hören, sogar die Bäume, schien es, bewegten die Äste im Takt und die kleinen Glühwürmchen hatten Angst runter zu fallen.

Etwas verspätet und daher außer Atem kam auch die Schlossköchin angelaufen. Sie hatte bis zuletzt  in der Küche gebacken und brachte das nun warme Backblech mit einem wunderbaren Apfelstrudel mit auf die Lichtung. Sie stellte es vorsichtig zwischen den Glockenblumen ab und stellte sich auf die Zehenspitzen, um auch etwas zu sehen. Aber sie war zu klein und konnte nicht über die anderen hinweg schauen.

Der kleinen Hexe Samantha  tat die Köchin sehr leid. Da sie aber ein schlechtes Gewissen hatte, weil sie die Köchin schon einmal mit einem falschen Zauber belegt hatte, wollte sie ihr helfen. Sie machte die Augen zu und sprach einen Zauberspruch an den sie sich erinnerte.
In diesem Moment erhob sich die Köchin in die Luft und schwebte über dem Fest, wie ein großer bunter Luftballon.
Lisa und Klaus kicherten und Klaus stieß Lisa mit dem Ellenbogen an.
„Schau, die Köchin kann fliegen!“ Sagte er.

„Samantha, “ schrie sie, “lasse mich sofort wieder runter, ich weiß, dass Du das bist!!“

Alle starrten auf die Köchin, wie sie da im roten Gewande, mit ihrem weißen Spitzenhäubchen über der Wiese schwebte und alle mussten lachen und kichern.
Samantha bekam einen roten Kopf und wusste nicht, was sie machen sollte. Sie musste die Köchin auf jeden Fall weit weg von ihr runter holen, sonst würde diese vielleicht auf sie losgehen.
Sie schloss wieder die Augen und versuchte die Köchin etwas weiter weg zu schieben, was ihr auch gelang.
Sie atmete auf, schloß die  Augen und ließ die Köchin wieder runter. Aber leider hatte sie den See vergessen, der gleich hinter Lichtung lag. Die Köchin fiel in den See und schrie wild, sie könne nicht schwimmen.

Mo, der Elfe lief sofort zum See und sprang hinein und zog die wild um sich herumschlagende Köchin zum Ufer.
Sie war pitschnass, ihre Spitzenhaube hatte sie verloren und die Haare hingen ihr nass ins Gesicht.
„Wo ist diese Samantha, die Hexe!?“

Aber Samantha war so erschrocken und hatte  große Angst. Sie versteckte sich hinter dem großen Bären und zitterte fürchterlich.
„Niemals wieder werde ich hexen.“ Schwor sie sich wieder einmal. Sie war eben nicht geeignet dafür.

Als sich das Gelächter gelegt hatte, die arme Köchin triefend nass Richtung Schloss lief um ihre Kleider zu wechseln, begann auch wieder die Musik zu spielen. Alle labten sich an dem Nektar den Waldfrüchten und dem Apfelstrudel der Köchin.  Nicht zu vergessen die wunderbar nach Zimt und Honig duftenden Keksen von Tante Monika.
Als das Fest so richtig laut wurde und die Nacht hereinbrach, stand Tante Monika wieder auf und deutete Lisa und Klaus, sie sollten mit ihr kommen.
Sie winkten allen zu, verneigten sich in die Richtung der Feenkönigin und gingen wieder über den Regenbogen, durch den Wasserfall zu dem kleinen Auto am Fuße des Berges.

Die beiden setzten sich auf den Rücksitz des Autos und kuschelten sich aneinander. Sie waren schon sehr müde und nach einigen Minuten Fahrt waren sie eingeschlafen.
Sie wachten erst wieder auf, als sie vor dem kleinen Haus von Tante Monika hielten.
„Na, ihr beiden, wacht auf, wir sind zu Hause. Ihr habt ja gut geschlafen!“
„Ja, und haben geträumt von Feen und Elfen, von einem Frühlingsfest im Märchenwald und von der kleinen Hexe Samantha und...“ Sie überschlugen sich beim Erzählen über ihren Traum.
In ihrem Bettchen liegend überlegte sich Lisa dann doch, wie es möglich war, dass sie beide den gleichen Traum hatten. Oder war es gar kein Traum gewesen?

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