Der Duft von Jasmin
von Joana Angelides
Als das Flugzeug
ausrollte, schloss ich für einen Moment die Augen und atmete tief durch. Es war
ein wunderbares Gefühl zu wissen, dass drei wundervolle Wochen vor mir lagen,
ohne Telefon, ohne Radio und ohne die Hektik des Büros. Man hatte mir das
Paradies versprochen und ich hatte es gemietet.
Ein Paradies, das
ohne Verena nicht vollkommen sein wird. Ihr Lachen wird mir fehlen und auch
ihre Unbekümmertheit, wie sie mit den Problemen des Lebens umging.
Während mich eine Änderung des Tagesablaufes oft total aus der Bahn werfen
konnte, zuckte sie einfach mit den Achseln und dachte schon wieder an Morgen.
Sie weigerte sich ganz einfach, Dinge ernst zu nehmen, oder ihnen große
Bedeutung beizumessen.
Zerbrach eine Vase,
bedauerte sie dies einfach und kaufte eine Neue. Sie konnte nicht verstehen,
dass andere Menschen den Verlust tagelang bereden konnten und den Wert der
zerbrochenen Vase mehrmals betonten. Für sie war es einfach ein schönes Objekt,
der Wert war ihr egal.
Für sie hatte es keine Bedeutung, ob wir mit dem Auto, oder mit dem Fahrrad
wohin fuhren. Für sie war es nur wichtig, dass der Tag harmonisch verlief und
wir uns liebten.
Sie war spontan bereit, sich in jeder Umgebung ihren Gefühlen hinzugeben. Der
Geruch von Heu war für sie genauso erregend, wie der Geruch eines teuren
Hotelzimmers in irgendeiner Stadt.
Als der Alltag begann unsere kleine Welt zu bedrängen, immer mehr Dinge des
täglichen Lebens an Gewichtigkeit zunahmen, ist sie einfach gegangen.
Zum Abschied legte
sie mir einen Zweig mit Yasminblüten auf unser Bett. Ich ließ ihn tagelang,
auch nachts, unberührt dort liegen. Er schien langsam zu sterben und im Sterben
verströmte er seinen süßlichen Duft.
Das vom Reisebüro
versprochene Paradies lag direkt am Meer, außerhalb eines kleinen Ortes,
umgeben von uralten Olivenbäumen und nur durch einen mehr als holprigen Weg zu
erreichen. Es war ein geräumiger Bungalow, ausgestattet mit allem was das Leben
lebenswert macht. So stand es im Katalog und was meine leiblichen Bedürfnisse
betraf, schien es zu stimmen.
Der Bungalow stand direkt am Strand, am Rande eines geheimnisvollen
Olivenhaines, mit wunderschönen alten Olivenbäumen.
Er hatte einen
großen Wohnraum mit sehr gediegenem Rattanmöbel bestückt. Sie waren mit
großzügigen Polstern in den Farben Orange, Grün und Gelb belegt. Diese Farben
verstärkten den Eindruck von Urlaub, Natur und Erholung.
Große flache
Glasschalen waren mit frischen Früchten gefüllt und verströmten exotische Düfte.
Nach vorne hinaus
zum Meer ging er in eine überdachte Terasse über, die in der Mitte einen
Springbrunnen plätschern ließ. Auch dort waren großzügige Sitzmöbel wahllos
verteilt und luden zum Verweilen ein.
In der Tiefe des
Wohnraumes befand sich eine gut bestückte Bar, mit einigen Hockern davor.
Links neben der Bar ging es in den Schlafraum. Er war an der, der Sonne abgewandte
Seite angelegt, wahrscheinlich um ihn kühl und dunkel zu halten. Das große Bett
stand in der Mitte des Raumes und war mit einer weißen Decke aus grober Spitze
belegt. Es lagen auch mehrere Polster aus diesem Material darauf und luden zum
Ruhen ein.
An den Wänden waren
großzügige Wandschränke angelegt, die viel Platz boten.
Rechts von der Bar ging es in eine moderne, helle, kleine Küche. Sie war
ausgestattet mit einem vollem Kühlschrank und einer Eiswürfelmaschine.
Überall standen
große Pflanzen in übergroßen Töpfen aus Messing herum.
Es mußte auch einen hilfreichen Hausgeist geben, denn es standen überall
Blumen, schön in Vasen dekoriert und der Kühlschrank war mit frischem Obst und
einem kleinen Imbiß gut ausgestattet. Doch war bisher niemand zu sehen.
Nachdem ich den Bungalow
inspiziert hatte, meine wenigen Kleidungsstücke aus meinem Koffer achtlos auf
das Bett geworfen hatte, beschloss ich, nur mit meiner Badehose bekleidet
hinauszulaufen um den Sand und die sanften Wellen am Ufer spüren zu können.
Es überkam mich ein unglaubliches Glücksgefühl, ich ließ mich zu Boden fallen
und spreizte meine Arme seitwärts aus und atmete tief die klare, würzige Luft
ein.
Die Sonne stand nun
schon sehr tief und zauberte effektvolle Lichter auf das sanft bewegte Wasser
in der Bucht.
Ich beschloss, den
frühen Abend, mit einem guten Buch auf einer der breiten Liegen auf der Terasse
mit Blick auf die uralten Olivenbäume zu verbringen.
Die Sonne stand
schon sehr tief, auch das Summen der Bienen war verstummt und nur in der Ferne
war das leise Geräusch eines Motors draußen am Wasser zu hören. Dann verstummte
auch dies und man konnte nur mehr das Schlagen der Stöcke auf das Boot hören,
mit dem die Fischer die Fische anlockten.
Der Duft von Yasmin
war plötzlich da und erinnerte mich an längst vergessene Zärtlichkeiten, einen
warmen Frauenkörper und leises Flüstern.
War ich nicht
alleine? Bewegte sich da etwas zwischen den uralten dunklen Stämmen der
Olivenbäume?
Als ich, ohne
meinen Kopf zu bewegen, nach meinem Glas griff, berührte ich eine Hand, die das
Glas ebenfalls umspannte.
“Ich hole ein neues Glas, dieses hier ist leer.“
Es war die Stimme
eines jungen Mädchens, leicht und zart, mit jenem tiefen Unterton der mich
jedes einzelne Haar an meinem Nacken spüren ließ.
Verena? Wie kam sie hier her?
Es war nicht
Verena, sie war ja aus meinem Leben gegangen, diese große Leere hinterlassend.
Der Duft von Yasmin umschmeichelte mich neuerlich. Sie trat zwischen mich und
der untergehenden Sonne, beugte sich über mich und reichte mir das Glas, außen
beschlagen und mit einer Blume geschmückt.
“Wer bist du?“
Meine Frage war leise, meine Stimme ein wenig heiser.
“Warum willst du
das wissen? Ist es nicht bedeutungslos?“
“Ja, eigentlich
schon.“
Ich nahm das Glas
und nippte daran. Meine Augen hatten sich inzwischen an das Wechselspiel von
Licht und Schatten gewöhnt und ich konnte die schlanke biegsame Gestalt nun
näher betrachten. Es war nicht Verena, konnte sie auch gar nicht sein. Und
doch......
Diese traumhafte,
unerwartete Erscheinung bot sich in einem langen weißen, vorne offenen Kimono
dar, der sich im zarten Abendwind leicht bewegte und ihre Figur sanft
umschmeichelte. Da er vorne offen war, konnte ich ihre Beine hinauf fast bis zu ihrer
intimsten Stelle sehen. Was mich ungeheuer erregte. Von meiner Position aus waren
ihre Beine unendlich lang und schienen fast nie zu enden. Ein leichter Wind
bewegte die beiden Vorderteile und es wurde kurz ein kleines dunkles Dreieck
sichtbar. Die Sonne schien durch sie hindurch zu leuchten und Lichtblitze zu
senden. Ihre langen schwarzen Haare fielen ihr über die Schultern und eine der
Strähnen lag genau auf ihrer linken Brustspitze, die sich durch den dünnen
Stoff hindurch deutlich abhob und sich mit jedem Atemzug bewegte. Es war
unübersehbar, sie war nackt, nur eingehüllt in diesen weißen, dünnen Kimono,
der mehr zeigte als er verbarg.
Ich machte eine
einladende Handbewegung, die ihr bedeuten sollte, sich zu setzen. Ich wollte
den Anschein des hilflos aufschauenden Mannes beenden.
Sie trat seitwärts an mich heran und setzte sich neben mir auf die Liege, die
breit genug für uns beide war.
Wegen des nun plötzlich wieder voll auf mich fallenden Sonnenlichtes musste ich
die Augen schließen, da spürte ich ihre gespreizten Finger in meinem Haar
langsam versinken. Ihre Fingerkuppen berührten meine Kopfhaut und tausend
Sterne explodieren hinter meinen geschlossenen Augenlidern.
Ich beschloss, meine Augen nicht wieder zu öffnen. Offenbar hatte sie
beschlossen, die Initiative zu ergreifen und ich ließ es geschehen. Hatte man
mir nicht das Paradies versprochen? Vielleicht war es doch Verena?
Unmittelbar spürte ich nun ihren Mund über meine Haut nach meinen Lippen
suchend über meine Wangen streifen. Ich vermeinte zitternden Lippen zu spüren,
wie sie sich auf die meinen senkten und es entstand ein ungeheures
Spannungsfeld.
Was war das nur, war es ein Traum oder Wirklichkeit? Oder geträumte
Wirklichkeit?
Ihr Körper war nun völlig entspannt, leicht über mich gebeugt, ihre nach unten
gerichteten Brustspitzen zitternden leicht unter dem dünnen Stoff, berührten
meinen Brustkorb und Wellen von sinnlichen Gefühlen durchdrangen mich. Durch
den sich nach unten bauschenden Kimono, konnte ich ihre beiden festen, vollen
Brüste sehen. Ihre dunklen Brustspitzen wurden voll durchblutet und waren daher
sicher sehr empfindlich.
So war es zumindest bei Verena. Meine Gedanken schweiften ab. Wenn sie über
mich gebeugt war, kniend neben mir, ihre Brüste nach unten zeigten und ich die
Spitzen leicht zwischen meinen Lippen rieb, dann begann sie zu zittern, zu
stöhnen und konnte in dieser Stellung nie lange innehalten.
Wie war sie doch leicht erregbar, unglaublich intensiv in ihrer Hingabe.
Aber, das war Vergangenheit und ich wollte es eigentlich vergessen.
Unbändiges Verlangen erfasste mich und ließ mich vibrieren, ich verschmolz zu
einer Sinfonie aufgepeitschter Sinne.
Nun schienen unzählige Hände, weiche Lippen, urplötzlich an meinem Körper
entlang zu gleiten, sein Vibrieren noch zu verstärken und an besonders
empfindlichen und bereits erregten Stellen einen Sturm von Empfindungen
auszulösen.
Ihr Mund flüsterte mir längst vergessene Worte der Liebe ins Ohr und trug mich
mit intensiven Liebkosungen ganz hoch hinauf bis zum Ursprung eines tosenden
Wasserfalles.
Ich griff nach ihr, spürte ihre Erregung und tastete an ihrem Körper entlang.
Ich nahm wieder den Geruch von Yasmin, Geschmack nach Salz und Begierde in mich
auf und liebkoste und umschmeichelte sie nun meinerseits so lange, bis wir
beide gemeinsam den letzten ultimativen Höhepunkt unserer Sinne und Lust sich
aufbäumen fühlten und als tosender Wasserfall in die Tiefe stürzten, aufgelöst
in einzelne Tropfen eines gewaltigen Ganzen.
Die neuerliche Vereinigung nach dieser totalen Auflösung und des sich
Fallenlassens geschah, als wir dann am Fuße dieses ungeheuren Gebirges zu Tode
stürzten und uns gleichzeitig wieder vereinten und als aufgewühlter, aber
geschlossener Fluß, mitsammen unlöslich verbunden, in unserem Flussbett weiter
flossen, uns aneinander schmiegten und uns als kleine weiße Schaumkronen
flüsternd verloren.
Inzwischen war die Sonne vollends in das Meer getaucht und samtene Dunkelheit
umfing uns.
Es geschah unbemerkt, wir tauchten ein in diese dunkelblaue Nacht,
ließen uns tragen von unseren Empfindungen.
Plötzlich löste sie sich schwerelos aus meinen Armen und verschwand in dieser
Dunkelheit, ohne ein Wort zu sagen, als wäre sie nie da gewesen.
Ich blieb noch eine Weile liegen und horchte in meinen aufgewühlten, völlig
entspannten Körper hinein und eine unglaubliche Sehnsucht nahm Besitz von mir.
Es wurde mir plötzlich bewußt, dass man sich bereits im Augenblick der Trennung
nach neuerlichem Zusammensein sehnen kann.
War es nun Wirklichkeit oder Traum?
Es konnte kein Traum gewesen sein, der Geruch von Yasmin und ihr ganz
persönlicher Geruch lag noch immer über allem.
Die morgendliche Sonne zauberte Sonnenkringel auf meine Decke und das leise
Geräusch der Wellen drang zu mir.
Warum war ich so ruhig, so unglaublich entspannt und ......?
Den ganzen Tag über war ich aufmerksam und achtete auf jedes Geräusch. Wieder
gab es frische Blumen, frisches Obst und einen kleinen Imbiss im Kühlschrank.
Ich hatte auch endlich Gelegenheit meinen Hausgeist zu sehen. Es war eine
kleine rundliche Frau, mit einem Knoten im Genick und zwei Einkaufstüten, die
sie in meinem Kühlschrank verstaute.
Sie sang und summte den ganzen vormittag und verteilte wieder Blumen in den
Vasen. Meine Fragen nach der Frau in Weiß konnte sie auch nicht beantworten,
doch schien es mir, als würde sie mir mit dem linken Auge zu zwinkern.
Ich hielt daher weiterhin Ausschau nach der Frau in Weiß von gestern abend. Ich
streifte sogar durch die nähere Umgebung, entdeckte mehrere ungalows in
einiger Entfernung, konnte jedoch nirgends meine Yasminblüte entdecken.
Gab es das Paradies nur abends, oder war es das schon gewesen? Kam meine
Yasminblüte nie wieder?
Mein Hausgeist hatte inzwischen Handtücher und auch Seife für zwei Personen ins
Badezimmer gelegt, sowie eine neue Flasche mit Badeöl.
Ich versuchte meine Gedanken anderen dingen zuzuwenden, hörte Musik und
versuchte alleine Schach zu spielen. Doch es waren gar nicht meine Gedanken,
die mich quälten, es war mein Körper, der in dauernder Erregung war.
Als sich die Sonne wieder langsam anschickte ins Meer zu versinken, zog es mich
in den Schatten des alten Olivenbaumes auf meine Liege.
Die Sonne stand nun schon sehr tief und das ungelesene Buch entglitt soeben
meiner Hand, als er wieder da war, dieser unverwechselbare Duft nach blühendem
Yasmin und der Duft nach Begehrlichkeit.
Sie löste sich aus dem Schatten der Bäume hinter mir und blieb dann stehen.
Ich drehte den Kopf, um sie mit meinen Augen zu suchen, da legte sie eine Hand
auf meine Augen und mit dem Zeigefinger der anderen Hand verschloß sie meinen
Mund.
Ich hob meinen linken Arm und griff nach dem biegsamen Körper über mir. Ich
spürte ihr Zittern, sie war sofort wieder Gefangene meiner Gefühle. Langsam kam
sie aus dem Schatten des Baumes nach vor und setzte sich neben mich. Ihr langes
schwarzes Haar fiel über ihre Schultern und berührte im Gegensatz zu gestern,
beide Brustspitzen und ich stellte mir sofort vor, dass ich es war, der sie
berührte. Mit einer Hand zog ich sie zu mir und mit der anderen suchte ich ihre
festen Brüste. Mein Mund fand seinen Weg wie von selbst und ihre zitternden
Brustspitzen wurden von meiner Zunge umkreist. Sie warf ein wenig den Kopf
zurück und ich hörte, wie hörbar der Atem zwischen ihren geöffneten Lippen
entwich.
Im gleichen Rhythmus meiner nun einsetzenden zärtlichen Bewegungen spürte ich
ihre Hände von meinem Brustkorb abwärts gleiten und mein Blut begann langsam zu
glühender Lava zu werden.
Mit unglaublichem Einfühlungsvermögen lotete sie die Grenzen meiner
Empfindungen aus, trieb mich in mehreren Anläufen immer wieder an den Rande des
Ertragbaren, um mir dann Augenblicke des Abflauens abzutrotzen und mich
neuerlich so zu erregen, dass ich mein Verlangen hinaus schrie, bis ich heiser
wurde.
An diesem Abend glaubten wir in einem dunkelblauen Zelt zu liegen, abgeschirmt
von der Außenwelt, nur die Sterne über uns blinkend im Takt unseres
Herzschlages. Die knisternde Seide ihres Kleides erzeugte funkelnde Lichtbögen
von elektrischer Spannung.
Unsere Gefühle trugen uns gegenseitig empor zu Höhen, die unerreichbar
schienen. Es war eine unendliche Ansammlung von hell blinkenden Sternen, der
Milchstraße gleich.
Ich nannte sie Verena, sie nahm mich namenlos, wie ich war. An all den
folgenden Abenden, war ihre Haut kühl und weich, wurde jedoch dann im Laufe des
Abends, nahtlos übergehend wie die Dunkelheit, heiß und wie elektrisch geladen.
Nach unzähligen Höhepunkten, Ruhephasen, leisen Seufzen und Flüstern,
verschwand sie wieder von einem Moment zum anderen.
Sie hinterließ aber immer diesen betörenden Duft nach blühendem Yasmin.
Es waren zwei wundervolle Wochen, mit ungeduldig verbrachten Tagen, erfüllten
Nächten und tiefen Gefühlen.
In der Nacht vor meiner Abreise jedoch wartete ich vergebens. Sie kam nicht
mehr.
Ich musste eingeschlafen sein, die blutrot aus dem Meer steigende Morgensonne
weckte mich. Ich flüsterte leise den ihr von mir verliehenen Namen. VERENA. Auf dem kleinen Servierwagen neben mir lagen einige Yasminblüten.
Der Traum wurde
immer realistischer.
Ich beschloss, sofort nach meiner Rückkehr alles daran zu setzen, Verena in
meiner Welt da draußen wieder zu finden. Oder sollte ich den Rest meines Lebens
in dieser Bucht verbringen und hier auf sie warten?
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