Sonntag, 22. Juni 2014

HOTEL ORIENT VIENNA, Erotik



HOTEL ORIENT VIENNA
von Joana Angelides

Hallo, mein Freund!

Das Hotel Orient ist im Herzen von Wien im 1. Bezirk, direkt bei der Goldenen Brücke zu finden. Die Zimmer kann man auch kurzfristig für ein paar schöne Stunden buchen.

Ich habe gestern wieder meine Lust erleben, mich in die Arme des Eros begeben dürfen und bin in einer völlig anderen Welt erwacht.
Da unser derzeit bevorzugtes Hotel voll belegt war,  bekam ich eine Mail mit neuer Anschrift: Hotel Orient.
Es ist dies ein traditionelles, altes Hotel, das man früher (oder auch noch heute?) ausschließlich zum Zwecke der Lust aufgesucht hat. Heute ist es ein Geheimtipp, wird sogar von Paaren aufgesucht, die selbst eine Wohnung haben, nur um das Ambiente und die Atmosphäre zu genießen.
Aus Neugier, und weil ich einmal als Erste da sein  wollte, kam ich schon eine Stunde früher. Schon im Taxi überkam mich eine ungeheure Erregung, meine Fantasie spiegelte mir Dinge vor, die noch nie geschehen waren.
Ich wurde von der Rezeption in den ersten Stock geführt und eines der Zimmer aufgeschlossen, der Schlüssel innen angesteckt und der Boy verschwand sehr diskret nach Erhalt des Bakschisch natürlich. Gehört sich so, im Hotel Orient, nicht wahr?

Um dem Ambiente gerecht zu werden habe ich mir ein langes orientalisch gestyltes, sehr dünnes Kleid angezogen, das rechts und links mit Gold umrahmte Schlitze aufwies und sehr aufreizend aussah.
Gleichfarbene Pantoffel mit einem Puff vorne und bunten Strass-Steinen gehörten dazu.
Die Einrichtung war sehr orientalisch angehaucht, einige Kupferkannen und Wasserpfeifen standen herum. Lederne Polster und Hocker waren  im Raum verteilt und die Beleuchtung war sicher aus irgendwelchen Wüstenzelten.
Die Teppiche waren handgeknüpft und man konnte in ihnen versinken. Die Vorhänge vor den Fenstern waren  blickdicht und hatten an der Seite schwere Samtvolants.

Ich legte mich auf  das Bett, über mir ein Baldachin und schloss in freudiger Erwartung die Augen. Oh, hörte ich da nicht Flüstern, Rascheln und Raunen, Kichern und kleine spitze Schreie, erhitzte Worte, leidenschaftliches Stöhnen?
Ich öffnete die Augen, es war total still.
Doch immer, wenn ich die Augen geschlossen hielt, war dieses Raunen da, der schwere Duft von Moschus und Moos, Rosenöl und Vanille.
Es war als wäre ich nicht allein, als wären all diese Gestalten und Liebenden noch hier.
Das Bett schwankte leicht, rechts und links von mir bewegte sich etwas. Begehrende Hände glitten meine Schenkel empor, suchend unterhalb des Kleides, an den Hüften, am Bauch.
Sie spielten mit meinen Härchen, ein Finger glitt zwischen die inzwischen erhitzten Lippen meines Lustzentrums und glitt langsam auf und ab, die Perle nur kurz berührend, weiter wandernd, mich leiden lassend.
Ich spürte, wie sich das alte Geschehen dieser Räume verwirklicht, die Geräusche wiederkehren, ja  einfach in den Wänden, den üppigen Polstern und Decken verborgen sind.

Spürte an mir, wie fordernde Arme meine Schenkel spreizten, heißer Atem über die Feuchte strich und wurde fast wahnsinnig vor Verlangen.
Ich nahm mir vor, die Augen nicht zu öffnen, den Traum und die mich anspringende Erregung nicht zu stören und so liegen zu bleiben.
In meinem Trancezustand nahm ich wahr, dass  einer dieser Geister, die noch immer hier zu wohnen schienen,  das Kleid einfach aufriss und ich völlig nackt dalag, einen Fuß angehoben; den anderen seitwärts, matt liegen ließ  und tausend Zungen meine intimste Stelle liebkosten. Während langsam behutsame Finger in mich eindrangen und sich bewegten, innen kreisten und ein Feuer entzündeten.
Einer jener Punkte, deren einige vorhanden sind, der in diesem Moment besonders empfindlich war, war im Kreuzfeuer dieser Finger und jagte mir die Hitze durch den Körper, als wäre es ein vom Wind angefeuerter Flächenbrand.

„Oh, ich liebe ihre Leidenschaft, ihr Temperament und ihre  Bereitschaft, exzessive Reize zu ertragen, aus sich heraus zu gehen und mich zusehen zu lassen, wie sie die Beherrschung verlieren, meine Liebe!“
Es war seine Stimme, die mich in die Gegenwart zurückholte. Er ist in der Zwischenzeit gekommen und hat meinen sich windenden Körper offensichtlich in Besitz genommen und es waren seine Hände, die mich gerade bis zum Wahnsinn erregten und mein hochgehobenes Becken in beiden Händen hielt. Er schob mir einen der üppigen Polster darunter und begann nun, langsam aber stetig, ohne seine Finger ruhig zu stellen, mit dem Daumen langsam meine Perle zu umrunden, sie an der Spitze mit leichten Berührungen zu reizen. Ich hielt die Augen wieder geschlossen und genoss diese Wellen, die über mich rollten. Seine Finger in meiner Vagina zündelten das Feuer weiter an, die Flammen loderten wie auf einem Scheiterhaufen und ich konnte nur mehr mit geöffnetem Mund schreien und um mehr betteln. Er wusste was er tat, was er da in Gang setzte.
Unaufhaltsam überrollte mich eine Erschütterung nach der anderen, mein Bauch zog sich zusammen, entspannte sich wieder, nur um neuerlich  angespannt das Becken zu heben.
Ich hörte wieder das Flüstern der Paare aus der Vergangenheit, die gurgelnden Laute von Frauen, ihr helles Lachen und tiefe Basstöne, Glöckchen und leise Trommeln im Hintergrund und spürte die Glut von heißem Wüstenwind. Spürte, wie sich die Planen eines Zeltes bewegten und Sklavinnen mir den Schweiß von der Stirne tupften.
Vielleicht waren es auch Eunuchen, die Erfrischungen brachten, oder duftenden Weihrauch neben die Liege stellten.
Ich war benommen und fühlte mich in eine andere Welt versetzt.

Irgendwann tauchte ich in einen Zustand der völligen Schwerelosigkeit ein, sie versetzte mich in die Vorstellung, getragen und gehalten von starken Armen auf einem Pferd durch den Sand der Wüste dem Mond entgegen zu reiten.
Wir saßen auf diesem Pferd, Antlitz zu Antlitz, waren beide nackt und sein Schwert bewegte sich im Rhythmus des Rittes in meiner Scheide, angeschmiegt  in einer maßgeschneiderten Hülle und ich hörte nur mehr mein Herz klopfen, den Wind brüllen und das Pferd triumphierend wiehern. Meine lustvollen Schreie gegen den Wind  verhallten ungehört

Ich wachte erst wieder auf, als es im Raum schon dunkel war, nur kleine orientalische Lampen mit durchbrochenen Metallschirmen im Zimmer verteilt, durch bunte Glassteine Licht spendeten.
Es muss der Zimmerkellner gewesen sein, der mich weckte. Denn ich hörte wie er leise flüsterte und es wurde ein fahrbarer Tisch in den Raum geschoben, auf dem allerlei Leckerbissen und eine Flasche Champagner stand.

Wir verteilten die vielen kleinen Teller auf der Fläche des breiten Bettes und meine Finger griffen nach den Früchten und kleinen Kanapees und ich genoss alles, als wäre ich soeben von einer langen Reise ohne Nahrung zurück gekommen.

Mein Freund, hier verschwamm Wirklichkeit, Traum und Halbschlaf miteinander. Man soll auch nicht versuchen, es auseinander zu halten. Ich hoffe, dass ich dir geholfen habe, auch in diese Träume einzutauchen.


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EIN FLOTTER DREIER, Glosse



Ein flotter Dreier


 Kaum ein Mann getraut sich in einer Beziehung danach zu fragen, aus Angst, sofort als Macho oder Wüstling bezeichnet zu werden.
Außer, er stößt hier Türen auf, die ohnehin nur angelehnt waren und sich nun bereitwillig weit öffnen. Der Idealfall einer Übereinstimmung.

Ist es seine Überlegung,  dass Sex mit zwei Frauen vielleicht doppelt so schön sein kann?
Rein mathematisch gesehen   natürlich!

Der  vielleicht im Stillen   schlummernde Wunsch,  von mehreren Liebhaberinnen gleichzeitig verwöhnt zu werden nimmt Gestalt an und verstärkt auch den Hang,  sich zu beweisen. Außerdem wäre es ja auch äußerst befriedigend für sein Selbstbewußtsein.

Wie wäre es nun aber, wenn dieser Wunsch vom Weibe ausgeht und ER damit konfrontiert wird?  In den meisten Fällen hat das ein sofortiges Abwinken zur Folge. Ganz abgesehen von der nach oben gezogenen Augenbraue und einem „Tztztz....“ zwischen den zischenden Lippen,  sendet er einen nachdenklichen und fragenden Blick in ihre Richtung.

Wenn nicht sogar insgeheim die Erforschung des männlichen Egos beginnt, ob Mann vielleicht nachgelassen hat in seinen Aktivitäten, daher Frau sogar nach anderen Männern blinzelt und Vergleiche anstellen will, oder zumindest darüber nachdenkt? 

Diese kleine Unsicherheit ist äußerst willkommen und wünschenswert, da man erwarten darf, dass es die Steigerung der Aktivitäten  das  Liebesleben in erregender Weise   bereichert.


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Über Treue und andere Märchen, Glosse



Über Treue und andere Märchen

von Joana Angelides


Unter ewiger Treue versteht Mann, Frau wird ewig treu bleiben!

Denn was ist schon Untreue?  Die abenteuerlichsten Definitionen kann man da hören. Ein „erwischter“ Mann beteuert,  so ein One-Night-Stand  hat nichts mit mangelnder Treue zu tun und außerdem, einmal ist ja bekanntlich kein Mal. Bei einer Frau ist das natürlich was anderes. 
Wieso eigentlich?

Die besonders Fantasielosen beteuern, verführt worden zu sein und auf keinen Fall mit dem Gefühl oder mit dem Herzen dabei gewesen zu sein.
Ist ja aber doch egal, mit welchem Körperteil, findet da Frau, untreu ist untreu! Oder?

Ach, Frauen sind immer so verständnislos und pingelig. Sagt Mann. Schließlich waren und sind die Männer schon von Alters her Sammler und Jäger. Ein sich hartnäckig haltendes Märchen.
Könnten wir Frauen ja auch sein, oder nicht? Weiß Mann denn überhaupt welche Mühe eine Schnäppchenjagd macht und wieviel es kostet, schöne Handtaschen zu sammeln? Warum nicht so im Vorübergehen einmal  einen gut gebauten, charmanten Typ anlocken?  Bei Frau darf es auch mal ein One-Afternoon-Stand  sein. Ist besser einzuplanen.

Ist was anderes, sagt Mann. Frau ist ja schließlich Frau, und besonders wenn es die eigene betrifft!

Findet Frau aber gar nicht, liegt uns in den Genen, denn Wissenschafter sind zu dem Ergebnis gekommen, der Mensch ist nicht von Natur aus monogam, das sind nur die Ringeltauben!
Und Frau ist ja schließlich auch ein Mensch und das ist kein  Märchen.


Also, wieso ist das bei einer Frau dann was anderes?


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