Traum und Wirklichkeit
Reflektionen einer Nacht
von Joana Angelides
Der Ventilator surrt leise
und erweckt den Eindruck eines Hotels in Marakesch an einem heißen Abend.
Die durchbrochene Mauerwand
zum Balkon wirft, sich dauernd verändernde Schatten auf den Teppich.
Das Bett ist breit und das
weiße Seidenlaken kühlt die Haut. Sie liegt, nur mit einem orangefarbenen
dünnen langen Kleid am Rücken und beobachtet den sich drehenden Ventilator, der eine hypnotisierende Wirkung
ausübt.
Die Schatten bewegen sich und
zaubern Gestalten in den Raum, die flüstern und raunen. Sie umschweben den
Frauenkörper, berühren sie mit zärtlichen Fingern und bringen den Körper zum
Klingen.
Plötzlich sind die Gestalten
verschwunden, es verbleibt eine einzige im Raum. Ein großer dunkler Schatten,
mit brennenden Augen und einem zärtlichen Mund. Sie streckt die Arme nach ihm
aus, zieht ihn langsam zu sich und atmet seinen betörenden Duft ein.
Ist da ein Flüstern, hört sie
zärtliche Worte, goldverbrämt und sinnlich?
Streichen diese Hände über
ihren Körper?
Sie erspüren jeden weichen Punkt, umkreisen ihn,
seine Zunge berührt ihre Haut, erfasst ihre Brustspitzen, bringt sie zum
Zittern.
Seine Augen versinken in den
ihren, erfassen die Glut darin und versuchen sie noch weiter anzufachen, ein
Feuer zu entzünden.
Seine Hände gleiten über den
sanften Hügel ihres Bäuchleins, spüren die Vibrationen, die von ihrem Schoss
ausgehen und verstärken den Druck.
Ihre
Hände wandern über das Laken, zittrig und suchend. Sie werden unruhiger, als
seine Hand langsam über den Flaum streicht und eintaucht in eine heiße
blutrote, sich öffnenden Blume. Die Berührung des erotischen Mittelpunktes
darin wirft sie in die Höhe und lässt sie seufzen und tiefer atmen. Ihre Hände
streichen über seine Körper; es ist ein
Flehen, seine Berührungen nicht zu unterbrechen, sie zu halten, ihre
aufsteigenden Gefühle noch zu verstärken, sie hinauf zu tragen auf den Gipfel,
der brennenden Sonne entgegen.
Sie
öffnet ihre Schenkel, spürt seine Erregung, sein Eindringen, seine Kraft und
sein Verlangen. Seine Stöße sind hart, fordernd und doch Zärtlichkeit
verbreitend. Er folgt ihren Bewegungen, dem Rhythmus ihres Blutes und ihrer
Hingabe.
Es
ist wie der Schrei der Möwen über dem Meer, als sich beide in die Glut der
Sonnenscheibe verlieren und mit ihr im Meer als glutrote Punkte versinken.
Der
Ventilator dreht sich noch immer gleichmäßig und diese kleine Geräusch erzeugend, die Schatten
ziehen sich langsam zurück und der Raum liegt im Halbdunkel. Sie öffnet die
Augen, ihre Hände streichen suchend über das Laken.
Wo
sind sie hin, die Gestalten und Körper, die eben noch den Raum erfüllten mit
ihrem Wispern und Flüstern?
Es
sind eben die Träume, die Wünsch erfüllen. Oder sind es Wünsche die Träume erwecken?
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