AUSZUG AUS e-Book
"DIALOGE"
von JOANA ANGELIDES
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Himmel und Hölle
Luzifer: „Hallo Engerl!“
Engerl: „Hallo Luzifer!“
Luzifer: „Wohin fliegst Du denn so eilig?“
Engerl: „Ach lass mich in Ruhe,
sprich mich nicht an. Ich darf nicht mit Dir reden!“
Luzifer: „Hoppalla, wieso nicht?“
Engerl: „Du bist ein schlechtes
Vorbild, sagt der Erzengel“.
Luzifer: „Ein schlechtes Vorbild,
wofür denn? Erzähl einmal, was man so über mich spricht!“
Engerl: „Für uns, die gehorsamen
Engel giltst Du als schlechtes Beispiel.
Du hast immer widersprochen und wolltest sogar einen Krieg im Himmel
anzetteln. Da hat man Dich kurzerhand über die Brüstung geworfen und Du bist in
der Hölle gelandet.“
Luzifer: „Tztz, was man so alles über
mich erzählt! Ich bin freiwillig gesprungen.“
Engerl: „Du hast Dich sogar im Garten
Eden in die Schlange verwandelt und Eva verführt!“
Luzifer: „Also, von Verführung kann
man da nicht reden, sie hat nur einen Apfel gegessen. Unter Verführung stelle
ich mir was anderes vor.“
Engerl: „Was Du wieder denkst!“
Luzifer: „Bevor der Himmel von Euch
organisiert wurde, war ich schon längst da. Bei den alten Römern war Luzifer
die Bezeichnung für Venus, für Lichtgestalt. Da machst Du aber große Augen,
gell?“
Engerl: „Ich höre Dir gar nicht zu,
ich habe es eilig“.
Luzifer: „Typisch weiblich, was Ihr
nicht hören wollt, hört ihr nicht!“
Engerl: „Wir sind geschlechtslos,
weißt Du das nicht?“
Luzifer: „Na was denkst Du, warum ich
freiwillig gesprungen bin? Das macht einen ja verrückt, wenn all diese
wunderbaren weiblichen Körper unter so weißen neutralen Hängern versteckt
werden.“
Engerl: „Habe ich gar nicht gemerkt,
mich stört das nicht!“
Luzifer: „Wenn Du willst, erkläre ich
es Dir einmal. Du musst nur die Flügerl abnehmen, die stören nämlich.“
Engerl: „Kommt nicht in Frage, ich
habe lange gebraucht, um sie zu kriegen.
Wieso stören Dich die Flügel, wenn Du mir was erklärst?“
Luzifer: „Naja, in der Theorie ja
nicht, aber wenn wir zur Praxis übergehen, besonders wenn Du am Rücken zu
liegen kommst, dann schon; oder wenn Du unkontrolliert damit flatterst!“
Engerl: „Also, ich flattere nie
unkontrolliert und schlafen tue ich in Seitenlage.“
Luzifer: „Wer sagt denn was von
Schlafen?“
Engerl: „Ohje, hörst Du das, es
donnert. Ich denke das war der Erzengel, er hat uns entdeckt!“
Luzifer: „Lass ihn doch, er ist ja nur neidisch, dass er sich nicht
mit mir unterhalten kann. Ich weiß, dass er ein Fan von Elvis Presley ist und
der ist eben bei uns und gibt jeden
Samstag ein Konzert.“
Engerl: „Waaaas, der Elvis singt bei
Euch? Bei uns gibt es nur Harfenkonzerte
und Bach-Fugen!“
Luzifer: „Sage ich ja, bei uns ist es
lustiger und schöner! Komm, ich schule Dich ein!“
Engerl: „Aber dafür brutzelt Ihr im
Fegefeuer und es erhebt sich Jammern und
Wehklagen! Nein, lass mich.“
Luzifer: „Das ist eine Erfindung von
Rom. Das Fegefeuer ist ein offener Kamin und Jammern und Wehklagen tun wir nur,
damit niemand bei euch da oben draufkommt wie amüsant es bei uns ist, oder wenn
ein Steak verbrannt ist.“
Engerl: „Waaaaas? Ihr speist gegrillte
Steaks? Bei uns gibt’s nur Fertigmenüs
oder an Fasttagen Wasser und Brot. Petrus sagt, für uns paar Engel da oben und
ihm, zahlt sich eine Werksküche nicht
aus. Man hört, dass Ihr in der Hölle nur hungert und dürstet“
Luzifer: „Das ist nur Propaganda, man
belügt Euch und macht Euch Angst.“
Engerl: „Alles ist nur Propaganda,
alles nur gelogen? Na wenn das so ist, dann schnalle ich meine Flügerl ab, zieh
mein Hemderl aus und lass mich von Dir gerne einschulen!“
„Ha, mit Speck fängt man eben Mäuse!“, flüstert Luzifer und hilft dem Engerl beim
Ausziehen:
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