Samstag, 12. Juli 2014

Missing, Erotik





Missing
von Joana Angelides

Die Luft ist  mild und riecht nach mehr!

Warum  drängt sie empor, samtblaue Erinnerung,
Zaghafte Hoffnung auf  Erneuerung?
……………………………

Dieses Fragment eines Gedichtes geht ihr seit Tagen nicht mehr aus dem Kopf.

Es sind nun Monate vergangen, seit der Platz an ihrer Seite leer ist. Das Bettlaken rechts von ihr  fühlt sich kühl und abweisend an, wenn sie suchend mit der Hand darüber fährt.

Sie schließt die Augen und lässt die Erinnerung an jene Nächte, in denen die Sterne dutzendweise vom Himmel auf sie hernieder regneten, Revue passieren.

Es war seine Hände, die ihre Sinne jedes Mal als erstes erreichten. Sie stahlen sich von der Kniekehle aufwärts, die warme Haut der Schenkel berührend bis zu der festen Rundung des Po´s  und wieder abwärts. Einige Male.
Dann rückte er  langsam näher und sie konnte  immer seinen warmen, erregten Atem im Genick spüren.

„Dreh dich nicht um!“, flüsterte er ihr jedes Mal ins Ohr, „ ich bin Eros und du meine Psyche, Spürst du, wie wir uns langsam erheben und in der Luft, nur auf den Kissen unserer Empfindungen liegend,  schweben?“
Die Schatten bewegten sich und zaubern Gestalten in den Raum, die flüsterten und raunten. Sie umschwebten ihren Körper, berührten sie mit zärtlichen Fingern und brachten ihn zum Klingen.
War da wieder ein Flüstern, hörte sie zärtliche Worte, goldverbrämt und sinnlich?
Strichen diese Hände wirklich über ihren Körper?
Sie  erspürten jeden weichen Punkt, umkreisten ihn, seine Zunge berührte ihre Haut, erfasste ihre Brustspitzen und brachte sie zum Zittern.
Seine Augen versanken in den ihren, erfassten die Glut darin und versuchten sie noch mehr anzufachen, ein Feuer zu entzünden.

Zärtliche Hände glitten über den sanften Hügel ihres Bäuchleins, spürten die Vibrationen, die von ihrem Schoss ausgingen und verstärkten den Druck.


Sie schloss die Augen, doch nichts weiter geschah. Der Traum löste sich, wie schon so oft, in Nichts auf

Mit einem kleinen Schrei der Enttäuschung warf sie sich herum und breitete beide Arme über der Weite des Bettes aus.



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Das rote Kleid, soft-erotisch



Betrachtungen über das rote Kleid von Amelie
von Joana  Angelides


Als er heute Morgen schlaftrunken ins Bad ging, sah er es.

Es hing am Kleiderständer und sprang ihn an wie eine Katze. Es war das neue rote Kleid von Amelie.
Bereits seit Tagen sprach sie über nichts anderes. Sie erzählte ihm, wie das Rot zu ihren blonden Haaren passe, wie der Kontrast das Auge blendet.
Er konnte immer nur milde lächeln. Es war erstaunlich, wie begeistert sich Amelie über solche banalen Dinge wie ein rotes Kleid äußern konnte.

Und dann erst die Passform! Sie schilderte ihm, wie sich das Korsett des Oberteiles an ihren Busen schmiegt und ihr trotzdem Bewegungsfreiheit gewährt.
Man wird die Brustspitzen sich durch den Stoff  abzeichnen sehen, das ist sicher, fand er und es regte sich leise Eifersucht in ihm.


Er blieb gähnend vor dem roten Kunstwerk stehen und betrachtete es missbilligend. Amelie wird   d i e   Sensation beim Schachturnier sein. Er sah sie schon, wie sie an seinem Arm den Turnierraum betreten wird und die Unterhaltung in der Folge in ein leises Gemurmel übergehen werden.
Jeff, der alte Jugendfreund wird mit seinen Augen die Konturen von Amelies unübertroffenen Körper abtasten und dann an ihrem Ausschnitt hängen bleiben, wie er das immer tut.
Er wird sie beide begrüßen und dabei ein wenig stottern. Eigentlich sollte er ihm irgendwann seine Faust auf der Nase tanzen lassen. So unschuldig wie er immer tut, ist er sicher  nicht. Und so ein rotes Kleid bringt ihn sicher aus der Fassung.

Und Amelie wird diese Situation  genießen!

Das Korsett-Oberteil wird ganz eng anliegen und die geschwungenen Hüften von Amelie so voll zur Geltung bringen.
Er griff  nach dem dünnen Stoff und hielt ihn ein wenig in die Luft. Ja und der Schlitz hier links, der  sich fast bis zur Beuge des linken Beines öffnen wird, ist die Krönung des Kunstwerkes! Ein sehr raffinierter Schlitz, den man nicht gleich sieht. Amelie wird sich leicht schwingend die Treppe abwärts bewegen und dabei ein leichtes Lächeln nach allen Seiten senden.
Oh, sie ist eine erfahrene Frau, sie weiß, wie sie das Blut der Männer zum Rauschen bringen kann! Er wusste es aus eigener Erfahrung.

Er ließ den Stoff wieder los und drehte das Kleid um. Der Ausschnitt am Rücken war das Ausgeklügelte, das man sich vorstellen kann. Er ging weit hinunter, eine Handbreit tiefer als ihre Taille war. Wenn sie sich bewegen wird, wird man das kleine Grübchen am Beginn ihrer kleinen, festen Pobacken gerade noch erahnen können. Die Frage nach dem „Darunter“ wird im Raum stehen. Hat sie darunter noch was an, oder nicht? Unerträglich!
Die Blicke der Männer, die ihnen folgen werden, werden sicher ein Loch in seinen Anzug brennen.

Er gähnte leicht und fuhr sich mit der Hand durchs Haar. Es war schon spät, er musste sich beeilen. Er ging ins Badezimmer.

Ihre Haarbürste, die sie nachlässiger Weise  immer auf seiner Seite ablegte, erinnerte ihn an ihr dichtes blondes Haar. Sie wird  das Haar sicher wieder hochstecken, um ihren wunderbaren Rücken darzubieten. Wozu hätte sie sonst so einen tiefen Rückenausschnitt gewählt?

Er sah schon vor sich die kleinen Löckchen, die sich immer im Nacken lösten, im Glanz der Beleuchtung wie Engelshaar glänzten und ihn jedes Mal verrückt machten.

Man wird dann jeden Rückenwirbel bis eben zu diesem Grübchen am Ansatz des Po´s verfolgen können. Vielleicht könnte er in der Mittagspause ein Seidentuch finden, das farblich zum Kleid passt, um den Rücken etwas abzudecken? Es wird sie vielleicht auch wärmen. Bei diesen Schachturnieren zieht es sowieso immer.

Er verließ das Badezimmer, um sich fertig anziehen.

Da hing es noch immer, das rote Kleid von Amelie.

Er sah erst nun, dass der Saum leicht gekräuselt war und  sich wahrscheinlich in leichten Wellen um ihre Waden bewegen wird.  Der Saum könnte ruhig ein paar Zentimeter länger sein; beim Sitzen, wird man ihre Knie sehen und mancher Mann wird  sicher in Gedanken wünschen, er würde etwas weiter hinaufrutschen.
Er befürchtete schon, das Turnier nicht genießen zu können, da seine Aufmerksamkeit auf lüsterne Männerblicke rund um ihren Tisch gerichtet sein wird.

Er nahm sich vor, sie zu bitten, die Beine nicht übereinander zu schlagen. Jeff hatte ein schwaches Herz und Marcus sein Sitznachbar hatte Asthma.

Auf der Fahrt ins Büro gab es eine Menge roter Ampeln, die ihn jedes Mal an das rote Kleid von Amelie erinnerten. Sie blinkten bedrohlich.

Der Tag war stressig und er stellte fest, dass Rot eine Farbe war, die scheinbar das Leben beherrschte. Es waren nicht nur die Aktenordner hinter seinem Rücken, die roten Sitzflächen der Bürosessel, es waren vor allem die roten Lichter der Telefonanlage, die ihn mehrmals am Tag anblinkten und fast um den Verstand brachten.

Er fand, dass Rot keine Farbe für ein Kleid ist. Es wirkt aufdringlich, es hat Signalwirkung und es zieht alle Blicke auf sich.

Als er Amelie am Abend von zu Hause abholte und sie ins Auto stieg, sah er gar nicht zu ihr hin.
Er hatte Angst, dass das Rot ihres Kleides  seine Konzentration im Verkehr beeinträchtigen würde.

Amelie übergab mit einem Lächeln ihren Mantel der Garderobiere und streifte den Rock ihres dunkelblauen Kostüms zu Recht.
Sie nahm entzückt den impulsiven Kuss ihres Mannes  auf ihrer Wange zur Kenntnis und begrüßte anschließend herzlich Jeff, den besten Freund der Familie.

Als die beiden Männer vor ihr, vertieft in ein Gespräch,  die Treppe hinab schritten, dachte sie an ihr neues rotes Kleid. Sie wird es erst morgen Abend, zum fünften Hochzeitstag beim kleinen Italiener um die Ecke, tragen. Sie wird es nur für ihn tragen. Ob es IHM gefallen wird?


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