Donnerstag, 22. Mai 2014

DIE SPUR DER FLäMMCHEN, EROTIK



Die Spur der Flämmchen 

Von Joana Angelides



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Ich folgte gestern der Spur, die du gelegt hast als ich im Bad war. Eine Spur aus flackernden, duftenden Kerzen in kleinen Gläsern.

Sie führte vom Eßtisch über die Terrasse, in den Garten und verlor sich in der Dunkelheit. Man konnte die kleinen flackernden Lichter wie kleine Nester im Rasen sehen. Vereinzelte Lampions, versteckt in den unteren Ästen der Bäume, schaukelten im Wind. Ihre Lichter verschoben Schatten und  erzeugten kleine Irrlichter.

Es war ein geheimnisvoller Pfad, der vor mir lag und er führte in den dunklen Garten. Ich ging ihm nach, Schritt für Schritt, vorbei an einem Rosenstrauch, an dem ein rosa Schleier sich leicht im Wind bewegte. Ich nahm ihn und legte ihn um meine Schulter. Am unteren Ast des Fliederbaumes baumelte eine fliederfarbene lange Perlenkette, die mein Gesicht streifte. Ich legte sie mir um den Hals, drehte  und schlang sie um  meine Finger.

Und vor mir glaubte ich, dich zu sehen, gleitend  zwischen den Sträuchern und den dunklen Stämmen  der beiden Kirschenbäume. Vor dem kleinen Biotop mit den Goldfischen waren einige Damast- und Seidenpolster einladend  verstreut.
Durch die Bewegung im Garten, die flackernden Lichter und die leise Musik, waren die Frösche und Grillen in Aufruhr und die Luft war erfüllt von ihrem Quaken und Zirpen.

Und da lagst du, mitten unter den Kissen hingegossen wie der Prinz aus meiner Fantasiewelt und strecktest einen Arm nach mir aus. Es waren unsere Kissen, die wir Liebeskissen nennen, die uns immer begleiten, wenn wir uns umarmen. Wir legen sie unter den Kopf, den Nacken, den Rücken, den Po oder einfach wahllos zwischen uns, um uns abzustützen.

Ich trat vor dich hin, schaukelte leicht meinen Körper und verdeckte mein Gesicht  mit diesem rosa Schleier, lies ihn fallen. Dann streifte ich mein dünnes, weißes Nachthemd ab und ließ es abwärts gleiten, bis es zu meinen Füßen ein kleines Nest bildete. Die rundum flackernden Lichter ließen meine Haut matt schimmern, ließen die rosa Schatten verführerisch leuchten.

Deine Hände begannen an meinen Fußknöcheln aufwärts  zu gleiten, meine Waden zu streicheln und bis zu meiner Kniekehle zitternd  sich bewegen. Dein Gesicht drückte sich gegen meine Knie. Das Kribbeln begann in jenem Augenblick, als deine Handflächen von der Kniekehle ausgehend, meine Innenschenkel erreichten, gleichzeitig mit deinem Gesicht, das sich ebenfalls dagegen drückte.

Die Knie gaben zitternd nach, ich konnte nicht mehr aufrecht stehen und senkte mich langsam dir entgegen und spürte dann das kühle Gras an meinem Rücken.  Dein Gesicht war noch immer vergraben, nun im Flaum  meiner Haare..........

Dein Flüstern war zu leise, um es zu verstehen, doch die Worte hatten einen leidenschaftlichen Rhythmus der mir Schauer über den Rücken laufen ließen.

Die nächste Stunde war erfüllt von der lauen Luft der Nacht, vom Quaken der Frösche und dem Zirpen der Grillen, manchem erschrockenen Piepsen, wenn unsere gestammelten Worte lauter und heller waren, als es die Nacht erlaubte. Wir vergaßen Zeit und Raum, suchten und fanden Geheimnisse, eroberten bekannte Punkte im ewigen Reigen der Lust, ließen uns tragen von Wellen der Leidenschaft und fühlten uns in andere Welt versetzt.
Die kleinen Flämmchen der Kerzen erloschen langsam und glühten dann nur mehr vereinzelt im Gras, bis sie rot ganz verglühten.

Es ist immer wieder schön, sich dir und deiner Fantasie ohne zu fragen auszuliefern, es zu geniessen, aus welcher Perspektive du das Zusammenspiel  zwischen Mann und Frau siehst. Welche Mühe, Gedanken und Liebe du dafür aufwendest kann man gar nicht genau absehen. Aber........ wer will das schon.



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DIE LOKOMOTIVE, unheimlich



Die Lokomotive



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Alte Bilder üben auf Menschen die unterschiedlichsten Wirkungen aus.

Manche Menschen sind berauscht von Farben, oder Bildkompositionen. Manche erleben große Bilder als beeindruckend, andere sind auch von kleinen Miniaturbildern fasziniert.

Eduard fesseln Bilder der tobenden See, wie solche von William Turner, oder Bilder unheimlicher Schlösser auf Klippen oder in dunklen Wäldern.

Eduard bewacht als Angestellter einer Wach- und –Schließgesellschaft, nachts die Säle und Gänge des Kunsthistorischen Museums. Jede Nacht wandert Eduard kontrollierend durch die Gänge, durch die Stockwerke und steckt seine Steckkarte in jedes Kontrollkästchen. Tag für Tag, Jahr für Jahr.

Die vielen Jahre dieser Arbeit formten ihn zum Sonderling. Da er tagsüber schläft, und immer nachts arbeitet, verblieben so gut wie keine Freunde. Nur seine einzigen Freunde, die Bilder im Museum, hielten ihm die Treue. Er nimmt sich nie Urlaub, arbeitet auch, wenn er sich nicht wohl oder krank fühlt und spricht mit „seinen“ Bildern.

Zwischen den Rundgängen sitzt er in der Mitte auf den Sitzbänken und starrt die Bilder so lange an, bis sie zum Leben erwachen.
Es liebte die Gewohnheit, dann aufzustehen, wie unter Zwang auf das Bild loszugehen und mit dem Bild zu verschmelzen.

So geschieht es auch heute. Er sitzt auf einer der Sitzbänke in der Mitte des Raumes, vor einem Bild, das eine Feuer und Dampf ausstoßende Lokomotive zeigt, die über eine Brücke donnert, unter ihr ein reißender Fluss. Die Brücke scheint zu schwanken und zu ächzen unter dem Gewicht des Zuges, einige Streben sind gebrochen und scheinen in die Tiefe zu fallen. Es ist Nacht und der Himmel ist aufgewühlt, von Wolken und Blitzen beherrscht.

Er steht langsam auf, nähert sich dem Bild und hört plötzlich deutlich das Donnern und Zischen der Räder und des Dampfes.
Er wird erfasst vom Luftzug der gigantischen Zugmaschine, kann sich im letzten Augenblick hinauf ziehen und steht nun auf dem Trittbrett der weiter rasenden Lokomotive. Die Funken verbrennen sein Gesicht und der Ruß in seinen Augen nimmt ihm die Sicht.
Wo ist nur der Zugführer, rast der Zug führerlos durch die Nacht?

„Schneller, schneller!“ Neben ihm steht eine Gestalt, in einen langen Umhang gehüllt, die Kapuze ins Gesicht gezogen, in der Hand eine Sense. Seine Augen erahnt man in den dunklen Höhlen, die das Grauen versprechen.

Eduards Kehle verengt sich, ganz trocken, wie zugeschnürt. Nicht überlegen, wer das sein könnte, nur nicht daran denken!

„Wir werden entgleisen! Lassen sie mich Dampf ablassen, die Bremsen ziehen!“, schreit Eduard und versucht die unheimliche Gestalt wegzudrängen, um zu den Schaltern und Hebeln zu kommen. 
Eduard kann nichts sehen, der Dampf umhüllt die Lokomotive, nun peitscht Regen von allen Seiten in das offene Führerhaus und Flammen und Funken schlagen aus der offenen Türe der Befeuerung.

„Wo ist der Lokführer oder der Heizer? Wenn sonst niemand da ist, müssen sie mir helfen!“, schreit er gegen das Inferno.

Es wird ihm plötzlich klar, dass er keine Ahnung von der Führung einer Lokomotive hat; noch dazu dieser riesengroßen Lokomotive, mit wer weiß wie vielen Waggons dahinter.

Der unheimliche Geselle stößt ein Lachen aus, das tief aus seiner Kehle zu kommen scheint.

„Sind längst aus dem Zug gefallen, gehören längst mir. Wir werden mit diesem Zug in die Tiefe stürzen und die Ernte wird ungeheuerlich werden!“

Eduard hat endlich ein Tuch gefunden, es ist schmutzig und voller Öl und Ruß. Er versucht sein Gesicht zu säubern, den Blick frei zu bekommen um die Befeuerungstür zu schließen und der Hitze zu entkommen. Vergebens!
Am Rahmen des Führerhauses taucht plötzlich eine mit Ruß und Blut verschmierte Hand von außen auf, sich an den Rahmen klammernd.

Es muss einer der beiden Männer sein, die angeblich aus dem Zug gefallen sein sollen. Um ihn abzulenken wirft sich Eduard mit aller Gewalt gegen die weiße hohe Gestalt des Mannes mit der Sense hinter ihm und bringt ihn zum Wanken.
Mit der anderen Hand ergreift er die Hand am Rahmen des Führerhauses, die sich fest an die seine klammert, schon kommt auch die zweite Hand und er erfasst auch diese. Eine bullige Gestalt taucht nun an der Seite des noch immer dahin rasenden Zuges auf und schwingt sich in das Führerhaus.

Die Lokomotive stößt wieder Dampf aus, man kann die Hand nicht vor den Augen sehen. Der bullige Mann stößt mit bloßer Hand die Befeuerungstür zu.

Eduard ergreift nun die daneben stehende Schaufel und schlägt mit aller Wucht auf den sich an die Sense klammernden Mann hinter ihm, sieht ihn stürzen und rückwärts aus dem Führerhaus fallen. Er schaut ihm nach; noch während des Falles löst sich die Gestalt im Rauch der Lokomotive auf, nur ein heiserer Schrei verhallt gedämpft.

Der Zug rast in einer undurchdringlichen, dichten Wolke von Dampf und Funken weiter über die ächzende Brücke. Einzelne, herabfallende Trümmer versinken in den tosenden Fluten des Flusses unter ihnen.

„Danke, ich danke Ihnen!“ Der bullige Mann streckt ihm überraschend die blutende Hand entgegen. Sein von Ruß verschmiertes Gesicht, seine große klaffende Wunde an der Stirn, seine rot umrandeten Augen, lassen Eduard erschrocken zurückweichen. Er stürzt und schlägt auf dem Boden des Führerhauses auf.
Der Lärm flaut ab, seine


Wahrnehmungsmöglichkeit entschwindet ihm und er verliert das Bewusstsein.

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„Was machst du denn da auf dem Boden und wie siehst du denn aus?“

Paul, der zweite Mann vom Wachdienst steht vor Eduard und streckt ihm die Hand entgegen.

„Eduard, du bist ja ganz schmutzig, dein Gesicht ist schwarz vor Ruß!“

Eduard blickt auf das Bild hinter sich. Er sieht den rasenden Zug, die schwankende Brücke, das tosende Wasser und ein Gefühl von Erschöpfung, Müdigkeit aber auch Glück erfüllen ihn.

„Gute Fahrt!“, sagt er leise.
„Ich bin gefallen, ist schon wieder alles in Ordnung!“, er klopft an seiner Jacke und seiner Hose herum und lächelt ein wenig.

„Mach schon, die dritte Runde ist fällig.“ Paul geht kopfschüttelnd zur Treppe, um seinen Rundgang im unteren Stockwerk fortzusetzen.

„Er wird immer seltsamer“, murmelt er in sich hinein.