Mittwoch, 17. September 2014

Großstadt-Dschungel, Glosse



 Großstadt-Dschungel
von Joana Angelides


Den Alphamann, gibt es ihn?
Ja es gibt ihn, er  wirkt immer kompetent und selbstbewußt und  beherrscht den Raum, sofort wenn er ihn betritt. Die weiblichen Anwesenden flüstern und raunen und werfen teils interessierte, teils lockende Blicke in seine Richtung. sich im Geiste von Ast zu Ast  schwingend.
            
Mit einem flinken Rundblick erfasst er den Bestand an lohnenden Zielen und meist wird sein Blick von langen, nie enden wollenden Beinen, einer prächtigen Haarmähne oder tiefblauen Augen gefesselt. Auch auffällige Signale in Rot, geschickt in seinen Blick gerückt, verfehlen seine Wirkung auf ihn nicht. Er betrachtet „seine Herde“ als Eigentum und jeder Nebenbuhler riskiert sein Überleben, wenn er die gesteckten Grenzen zu überschreiten droht.

Das uralte Karussell dreht sich.

Es dreht sich mit Musik im Hintergrund, Geräusche des Dschungels klingen in den Ohren, Röcke fliegen im Wind und Herzen schlagen etwas schneller. Im Mittelpunkt steht er, der Alphamann und genießt das Spiel rund um ihn, läßt das Karussell sich drehen.

Funktioniert das auch umgekehrt?
Ja, es funktioniert auch umgekehrt, wenn nämlich eine ebenfalls selbstbewußte  Alphafrau den Baum, äh´ Raum  betritt, verstummt die Unterhaltung und alles in der Runde blickt  auf den Alphamann und wieder auf  die Alphafrau, die sich ebenfalls selbstbewußt im Geiste von Ast zu Ast schwingt und zielgenau neben IHM  positioniert.

Das uralte Karussell dreht sich weiter.

Dschungel ist rund um uns, er ist überall!



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AUS DER TIEFE DES SEES




AUSZUG AUS e-Book


"LEBENSBILDER"
von JOANA ANGELIDES

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Ausführliche
Leseproben
 




Aus der Tiefe des Sees
 von Joana Angelides
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Das Bild, gemalt von Bernie, ist überdimensional und den Raum beherrschend. Es stellt die Oberfläche eines Sees, gesehen aus einem Flugzeug, dar. Wenn sie, wie jeden Nachmittag von ihrem Schreibtisch aus auf die gegenüberliegende Wand auf das Bild starrt, dann beginnt sich nach einer Weile das Wasser des Sees leicht zu kräuseln und leichte Wellen schlagen am Ufer  an.

Das Bild zeigt den  See  an manchen Stellen, besonders im Zentrum dunkelblau, zu den Rändern hin ein wenig heller und eine imaginäre Sonne zaubert Sonnenkringel auf einige Wirbelkämme.

Ganz tief am Grunde dieses Sees liegt Bernie.
Sie weiß es, sie sah zu, wie er langsam und ohne sich zu wehren darin versank. Sie konnte nichts dagegen tun, sie saß wie gelähmt am Ufer. Dieses Versinken in den Fluten  war der Schlussakkord eines langen, sich durch viele Wochen hinziehenden Kampfes einer verzweifelten Seele.
.

Alles begann damit, dass genau vor einem Jahr Margo verunglückte und starb. Sie war sein Leben, seine Muse und jene Kraft, die sein Leben in geordneten Bahnen leitete und sich um alle kleinen und großen Dinge ihres gemeinsamen  Lebens kümmerte. Plötzlich war sie nicht mehr da und all diese Dinge stürmten nun auf ihn ein.
Wie sollte er sich um Bezahlung offener Rechnungen kümmern, dafür Sorgen, dass der Kühlschrank gefüllt war und die Blumen im Garten betreut werden, wo er  bisher nicht einmal gemerkt hatte dass dies alles erledigt werden musste, um das Sein auf dieser Welt reibungslos ablaufen zu lassen?

Er hatte sich bisher nur um seine Malerei gekümmert, sich in seine Bilder versenkt, Er begann immer drei oder vier Bilder gleichzeitig zu malen, aß oft tagelang nichts, tobte manches Mal in seinem Atelier herum um dann wieder stundenlang völlig apathisch vor einem der Bilder zu sitzen und es anzustarren.
Margo war die einzige, die dann das Atelier betreten durfte, sich manchmal auch  zu seinen Füßen setzte und mit ihm litt.
Unweit des Hauses lag der See. In den Abendstunden schlenderte er oft dahin, saß dann am Ufer und ließ seine nackten Zehen von den gekräuselten Wellen umspielen. Er gab ihm Kraft und Inspiration und glättete seine zerfurchte Seele. Es gab immer wieder Bilder, in denen der See eine zentrale Rolle spielte.
An manchen Tagen, kehrte er oft erst in der Dunkelheit zum Haus zurück. Margo saß dann immer im Halbdunkel im Wohnraum und wartete auf ihn. Schweigend nahmen sie das Abendessen gemeinsam ein. Und immer nahm er sie dann in die Arme. Oft lagen sie dann nur regungslos nebeneinander, ließen ihre Hände auf der Haut des anderen auf und ab gleiten, oder liebten sich leidenschaftlich bis sie erschöpft einschliefen.
Sie schämte sich nun fast, in diese intimen Details der Beiden eingedrungen zu sein, doch es war ein unwiderstehlicher Drang, das vor ihr liegende Tagebuch Margo´s zu lesen.

Sie, Margo und Bernie hatten eine unbeschwerte, gemeinsame Kindheit. Sie waren unzertrennlich und eine eingeschworene Gemeinschaft. Sie liebte Bernie von Anbeginn und litt schrecklich darunter, dass er plötzlich nur Augen für Margo hatte. Wenn sie alle Drei so im Gras lagen und den Wolken nachsahen, stützte er sich auf seine Hand, blickte aber immer nur auf Margo nieder;  manches Mal neckte er Margo auch mit einem Grashalm. Dann fühlte sie sich immer wie das fünfte Rad am Wagen, völlig überflüssig.  Die beiden flüsterten und lachten gemeinsam und sie war dann immer ausgeschlossen und wollte fliehen, doch sie blieb letztlich.
Als sie eines Tage sein Atelier  betrat um ihn etwas zu fragen, prallte sie erschrocken zurück. Überlebensgroß war das Bild Margos auf der Staffel zu sehen. Er hatte sie nackt gemalt, das Bild strahlte ihre völlige Hingabe aus. Da erkannte sie zum ersten Mal sein unglaubliches Talent und auch, dass die beiden sich liebten.
Im ersten Moment war sie sehr zornig, sie fühlte sich ausgeschlossen, betrogen und hintergangen. Doch dann siegte die Vernunft und sie gestand sich ein, dass sie das ja in den vergangenen Jahren bereits gewusst, nur verdrängt hatte!
Als sie das Haus verließ, ohne dass sie Bernie angetroffen hatte, spürte sie eine ungeheure Erleichterung.  Nun war es offenkundig und nicht mehr wegzuleugnen.
Kurze Zeit später zog Margo zu Bernie und sie galten offizielle als Liebespaar.

Er absolvierte die Akademie und begann in der Folge, sich einen Namen zu machen. Ihre Freundschaft bestand weiterhin und sie unternahmen vieles gemeinsam, lachten und philosophierten Nächte lang über Gott und die Welt.
Sie liebte ihn weiterhin ohne Wenn und Aber, nahm es hin, dass ihre Liebe nicht erwidert wurde.
Sie und Margo vertrauten sich so ihre kleinen Geheimnisse an, über ihrer beiden Gefühle über Bernie sprachen sie jedoch niemals. Es war ein Tabuthema zwischen ihnen.

Zwischenzeitlich zog sich zurück, denn sie wollte nicht den Eindruck erwecken, dass sie sich zwischen die Beiden drängen wollte. Obwohl sie es gerne getan hätte. Denn irgendwie gehörte Bernie auch zu ihrem Leben!

Als sie im Zentrum der Stadt eine Kunstgalerie  eröffnete, übernahm sie auch immer wieder Bilder von Bernie. Sie verkauften sich gut. Auf diese Art hatte sie nun einen neuen Zugang zu Bernie gefunden und konnte es so einrichten, dass sie stundenlang gemeinsam über seine Bilder diskutierten und es schien fast wieder so zu werden wie früher.
In den Wochen nach dem Tod Margos hatte sie an manchen Tagen und in Nächten, in denen sie wach lag, mit Gewissensbissen zu kämpfen. Hätte sie den Tod der Freundin verhindern können, wenn sie sie rechtzeitig zurückgezogen hätte, als der Zug in die Station einfuhr? Wieso war sie wie gelähmt und konnte sich nicht vom Fleck rühren, sie nicht zurückreißen?
Oder hatte sie doch nach ihr gegriffen, sie vielleicht sogar  gestoßen, anstatt sie zu halten?
Sie verdrängte die Gedanken darüber, wollte sich damit nicht auseinander setzen. Sie hörte jedoch noch immer die Schreie der Menschen, das Kreischen der Bremsen, als sie die Treppe hinauflief und sich oben übergeben musste.
Eigentlich stand sie weiter hinten und konnte auch keinerlei Angaben machen, als sie befragt wurde. In ihrer Erinnerung kamen die Ereignisse immer durcheinander, sie hörte nur den Schrei, sagte sie aus. Alles andere war Einbildung, Fiktion, da war sie sich ganz sicher.

Nach dem Tode Margos wurde Bernie immer stiller, unruhiger und chaotischer. Er verstand nicht, wieso der Strom abgeschaltet wurde, weil er einfach vergaß die Rechnung zu bezahlen oder die Blumen im Garten verdursteten.
Sie versuchte einiges für ihn zu regeln, doch es gelang ihr nicht, Zugang zu ihm zu finden. Auch seine Bilder wurden immer greller, unverständlicher und in der Folge unverkäuflich.
Die totale Abhängigkeit Bernies von Margo war ihr vor deren  Tode eigentlich gar nicht so aufgefallen.  Erst als Margo nicht mehr da war, wurde es offensichtlich.

Er begann immer öfter über den Tod zu sinnieren, entwickelte unübersehbar eine Todessehnsucht, die ihn immer mehr in sich zurückziehen ließ.

Wie im Nebel sah sie immer wieder, wie Bernie gestern ohne ein Wort zu sagen, sich von ihr löste, sie einfach am Ufer stehen ließ und langsam aber stetig auf den See zuging. Er ging ohne zu zögern weiter, das Wasser stieg immer höher und höher.
Erst als er sich einfach ins Wasser gleiten ließ, rücklings aufschlug, seine Arme ausstreckte und in den Himmel blickte, rief sie seinen Namen. Doch er reagierte in keiner Weise, er hörte sie gar nicht.

Er trieb langsam auf den See hinaus, und plötzlich versank er einfach.
Sie starrte ungläubig hinaus, die Oberfläche kräuselte sich noch eine Weile und dann war die Wasseroberfläche wieder so ruhig, wie vorher.
Sie kam  gar nicht auf den Gedanken, ihm nachzulaufen, zu versuchen ihn wieder heraus zu holen. Sie stand nur da und starrte auf die Wasserfläche.

Die Polizei machte ein Protokoll mit ihr, sie unterschrieb es. Wahrscheinlich wird sie eine Anzeige wegen unterlassener Hilfeleistung bekommen.
Es war nur ein weiterer Baustein in dem abbröckelnden Gebäude ihres Lebens

Sie löschte das Licht, ordnete einige Papiere auf dem Schreibtisch und schloss die Galerie ab
Während der Fahrt hinaus zum See, passierte sie einige Orte ihres gemeinsamen Lebens. Die kleine Kirche in der Mitte der Siedlung, die kleine Schule daneben, in der sie alle Drei die ersten Schuljahre verbrachten,  die n der Hauptstraße liegenden Elternhäuser und den Bahnhof.
Dann bog sie langsam in die Forststraße ein, die zum See führte und parkte nicht weit vom Ufer des Sees und stieg aus. Ohne den Wagen zu versperren, wozu denn auch, ging sie langsam auf den See zu. Es begann zu regnen.
Ihre Tränen flossen nach innen, unbemerkt.  Die  Sehnsucht, sich umarmen zu lassen erreichte ihren Höhepunkt. Es wäre Erlösung sich von den Wellen empfangen,  umschließen zu lassen vom schwarzen Glas der Fluten. Sie hörte  Rufe  aus der Tiefe, es klang wie seine leise flüsternde Stimme. Die Wellen erzeugten Bewegungen, Treppen gleich, die abwärts führten. Sie war vor Tränen fast blind, sie mischten sich mit dem Regen. Sie ließ sich führen von ihrer Sehnsucht. Sie ging diese Treppe hinab, ließ sich ziehen und locken und Erleichterung machte sich breit.
Der Tod umklammerte sie mit ehernen Armen, die Strudel  zogen sie hinab in die Erlösung.