DER VOGELMANN
von Joana Angelides
Ich liebe
Südamerika, insbesondere Peru. Ich liebe die wundervolle Landschaft besonders
ihre Vulkane und Menschen und besonders die Landschaften, die sie geprägt
haben.
Mit meiner
Kamera bewaffnet durchstreife ich mit meinem Jeep und Proviant die Gegend um
den Ubinas, der derzeit wieder auszubrechen droht. Der letzte Ausbruch war 2003
Er speit nun seit 2015 Asche und Rauch und ich hoffe spektakuläre Bilder
einzufangen.
Leider kann
man mit dem Auto nicht nahe genug heranfahren, da die Zufahrten derzeit
gesperrt sind. Ich quartiere mich in
einem der kleinen Dörfer bei einer Familie ein und nahm mir vor, zu Fuß die Gegend
zu erkunden. Meine Gastgeber raten mir erschrocken davon ab und gestikulieren
wild dabei.
Auf jeden
Fall soll ich noch vor Einbrechen der Nacht wieder hier sein, denn es ist
alleine schon wegen dem Vogelmann nicht ratsam als Frau alleine herum zu gehen.
Der
Vogelmann? Noch nie davon gehört! Meine
Neugierde ist geweckt. Bei einem sehr guten und sehr reichlichen Abendessen mit
viel Alkohol gelingt es mir, näheres über den „Vogelmann“ zu erfahren.
Eigentlich
ist er eine Ausgeburt der Hölle, er ist ein Nachfahre der Inkas, aber über zwei
Meter groß und eine Mischung zwischen Tier und einem riesigen Vogel. Er lebt in
den Wäldern rund um die vielzähligen Vulkane Perus und nimmt sich immer junge
Frauen als Sklavinnen, mit denen er Kinder zeugt, die ebenfalls halb Mensch und
halb Vogel sind. Er sperrt sie in Käfigen ein und hin und wieder verspeist er
welche. Er hat keine Hände, sondern nur
Flügel, mit denen er sich in die Lüfte erhaben kann. Klingt ja alles sehr schauerlich.
Ich begebe mich schlussendlich ins Bett und wie zu erwarten war, träumte ich
von dem Vogelmann und wachte schweißgebadet auf. Ich hatte geträumt, der kam in
der Nacht, riesig groß, wie der sagenhafte Vogel Greif, packte mich mit seinen
Krallen und hob mich in die Lüfte und wir flogen über das Land, tief ins Innere
von Peru. Bei einem der Vulkane setzte er mich ab. Er hatte einen muskulösen
Körper, einen Menschenkopf und eine wallende Haarmähne. Als er sich mir mit dem
Gesicht näherte, wachte ich auf.
Ich trat hinaus in den Garten hockte mich ins
Gras unter einem der Bäume und starrte in die Dunkelheit. Mein Herz pochte und
mein Atem war schneller als sonst.
Nach einer
Weile übermannte mich wieder die Müdigkeit und ich ging kopfschüttelnd hinein. Also,
das musste der Alkohol sein, sowas zu träumen… ich schüttelte den Kopf.
Trotz der
Schauermärchen am Abend zuvor, machte ich mich am Morgen auf den Weg hinauf zu
den Feuer speienden Bergen. Es war
anstrengend und ich musste einige Pausen einlegen, da auch die Luft hier oben
viel dünner ist, als ich es gewöhnt bin. Mein Gepäck, dass ich am Rücken trug
belastete mich auch. Doch es gelang mir einige spektakuläre Bilder einzufangen.
Die Stunden
vergingen wie im Fluge und plötzlich wurde mir klar, dass ich den Abstieg zu
meinem Quartier nicht mehr schaffen werde. Ich suchte mir einen Felsen, mit
etwas grün rundherum, einen weichen Boden und eine schöne Aussicht auf das Tal
vor mir und beschloss, hier zu biwakieren.
Ich packte
meinen Schlafsack aus, aß meinen Proviant und kochte mir noch einen Tee auf dem
kleinen Gaskocher, den ich immer mithatte. Inzwischen war es richtig dunkel
geworden und rundherum sah ich kleine Feuer, oder Funkenfontänen, die aus den
Spalten und Ritzen der Felsen hervorstoben. Ich rollte mich in meinen
Schlafsack ein und beschloss zu schlafen.
Ich hörte
die Geräusche der Wildnis, das Knacken von Ästen. Wahrscheinlich lief da
kleines Getier herum, oder sie brachen von den Pinien und Latschen rundherum
ab.
Ich schloss
meine Augen und genoss die Natur.
Und da stand
er dann plötzlich vor mir. Ich riss meine Augen weit auf und blickte empor. Er
stand mit gespreizten Beinen über mir, hatte die Flügel halb geöffnet und
starrte mich an. Er war wirklich imposant. Seine Federn, die sich von der
Schulter aus ausbreiteten, waren schwarz und grün schimmernd, die Spitzen waren
weiß, wie ich es von den Steinadlern in den österr. Bergen kannte. Seine Brust war breit und braun gebrannt,
seine Muskeln am Bauch und seinen Lenden waren ausgeprägt, wie trainiert und
zuckten ein wenig. Seine Männlichkeit verschwand im dichtem Federkleid, war
jedoch sichtbar. Seine Beine waren kräftig und mündeten in krallenähnlichen
gelben Füßen. Er war tatsächlich ein Mensch gewordener Adler der Lüfte.
Mein Atem
stockte und Angst kroch in mir auf. Was wird er nun mit mir machen? Da beugte
er sich über mich, mit seinen großen gelben Krallen hielt er meinen Schlafsack
fest und federleicht erhob er sich in die Luft und das Land unter mir wurde
immer kleiner. Ich wollte, konnte aber nicht schreien!
Wir flogen
unter einem fast schwarzen Sternenhimmel, zwischen einzeln auftauchenden
Wolkengebilden einem Gebirgszug entgegen und er wurde langsamer. Seine
mächtigen Flügel bremsten den Flug ab und langsam ließ er sich auf ein kleines
Plateau sinken und dort ließ er mich behutsam auf den nackten Felsen gleiten.
Er beugte
sich wieder zu mir herunter und blickte mich mit großen, schwarzen Augen an.
Sein Blick hypnotisch, seine Pupillen übergroß und goldfarben. Eine schwarze
Haarmähne umrahmte sein braun gebranntes Gesicht. Sein Mund war groß, sinnlich und halb
geöffnet.
Hitze stieg
in mir auf. Es war teilweise die wahnsinnige Angst, die mir die Kehle
zuschnürte, dann waren es die glühenden Brocken von Lavagestein die rundum
lagen und die Luft flimmern ließ. Ich befreite mich aus meinem Schlafsack und
rollte mich ein wenig von ihm weg. Da kniete er sich neben mich und begann mich
mit den Flügeln zu betasten, ja es fühlte sich eigentlich wie Streicheln an.
Ich beruhigte mich ein wenig.
Mit den
mächtigen Federkielen strich er über meine Haut, mein Gesicht und meine Beine.
Es fühlte sich elektrisierend an. Als er mit den Flügelspitzen an meinen Hals
kam, strich er ganz sanft darüber; eine der Federn glitt in mein Ohr und bewegte
sich wie liebkosend darin. Es war, als könnte er jede einzelne seiner großen,
fächerförmigen Federkiele einzeln bewegen. Sie versuchten unter meine Kleidung
zu kommen, aber sehr sanft und zögernd. Da begriff ich plötzlich, dass er Nähe
suchte, Sinnlichkeit und Zuwendung. Meine Angst schwand und wie in Trance
spürte ich plötzlich unbändige Lust, mich diesem Vogelmann hinzugeben und seine
Zärtlichkeiten zu erwidern. Ich entledigte mich meiner restlichen Kleidung und
ließ mich von seinen Flügeln in die Höhe heben, von den einzelnen Federn
liebkosen und erregen. Wenn diese festen, aber doch wieder weichen weißen
Spitzen der Flugfedern auf meinen Brustnippen auf und abglitten, erfasste m ich
eine unbändige Lust, ich stöhnte und flüsterte vor mich hin und spürte, dass
mich diese Liebkosungen fast zu einem Orgasmus trieben.
Er glitt
tiefer, strich mit den Spitzen der Flugfedern über meinen Unterbauch, drängte
meine Schenkel auseinander und legte meine Scham bloß. Wer niemals mit einer vibrierenden
Feder auf seiner Perle zu einem Orgasmus getrieben wurde, der kann meine Empfindungen
kaum verstehen. Diese beweglich,
sanften, aber doch festen Federn strichen über meine Perle, machten mich dabei
verrückt und ließen mich letztendlich zitternd in den kräftigen Flügeln
versinken. Er hatte offensichtlich kein
Gefühl für Zeit und Raum, dann er hörte nicht auf damit, trieb mich immer
wieder zu Höhepunkten und umhüllte meinen nackten Körper dabei mit einem Federbett,
von ebenfalls bebenden Flügeln eines mächtigen Vogels.
Nach einer
halben Ewigkeit umfing er mich wieder mit beiden seiner mächtigen Flügel und
drang in mich ein. Dieser Teil seines Körpers war offenbar ganz Mensch und voll
funktionsfähig. Denn er entfachte in mir ein Feuer, das den Vergleich mit den uns umgebenden
Feuerfunken und feuerspeienden Krater nicht zu scheuen hatte. Ich schloss meine
Augen und ließ es geschehen. Irgendwann verlor ich das Bewusstsein.
Als ich wieder
langsam zu mir kam, lag ich nackt neben meinem Schlafsack, hatte eine Decke
umklammert und fühlte mich leicht und ruhig. Mein Blick streifte rundum in die
Umgebung. Was war wohl geschehen? Wieso hatte ich mich ausgezogen? Plötzlich erfasste mich Panik, die Erinnerung
kam zurück. Wo war er, wo war dieser Vogelmann?
Ich sprang auf und blickte um mich. In der Ferne dämmerte es schon, das
Tal lag ruhig vor mir und weit und breit war niemand zu sehen.
Ich zog mich
schnell wieder an und hockte mich neben meinen Sachen einfach nur auf den Boden
und lehnte mich an den Felsen an. Das gab mir Rückendeckung. Langsam kam die
Erkenntnis, dass ich das alles nur geträumt haben konnte. Es erschreckte mich
aber trotzdem. Ich packte meine Sachen zusammen und wollte nur mehr zurück in
mein Quartier.
Mitten in
meinen Sachen lag sie dann. Eine große schwarze Feder mit grünem Schimmer und
weißen Spitzen, die sich im Winde bewegten. Ich blickte sie sinnend an, nahm
sie aber dann mit. Sie steckt heute in einer schlanken schwarzen Vase in meinem
Bücherregal. Manchmal blicke ich sie sinnend an und denke, es gibt ihn vielleicht
doch, diesen Vogelmann!
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