Donnerstag, 15. Mai 2014

VERSTEINERTES HERZ, Novelle




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Ausführliche
Leseproben
 




 VERSTEINERTES HERZ
von Joana Angelides


Dem alten Mann im Rollstuhl wurde es langsam kühl. Er zog die Decke noch enger um seine Knie und schloß mit einer Hand den Fensterflügel an seiner Seite. Die Sonne stand schon sehr tief und die Vögel zogen in Schwärmen über die Donau von Nussdorf Richtung Wilhelminenberg in ihre Nachtquartiere.
Es wurde Abend. Wieder einer jener einsamen ungezählten Abende an denen die Erinnerungen aus allen Ecken des dunklen Hauses auf ihn zu krochen und ihn nicht einschlafen lassen.
Er klopfte mit dem Stock auf den Fußboden, ungeduldig und einige Male; öfter als es eigentlich nötig  wäre. Er wußte, dass Anna nicht so schnell die Treppe heraufkommen konnte.
Anna war schon immer im Hause oder fast schon immer. Sie kam, als seine Tochter Viktoria geboren wurde und zog diese dann ganz alleine auf. Man konnte fast glauben, dass es ihr eigens Kind war. Es lag wohl an der seit vielen Jahren andauernden heimtückischen Krankheit seiner Frau Paula, dass die Bindung des Kindes zu ihrem Kindermädchen stärker war, als zu ihrer leiblichen Mutter.
Sein Blick glitt langsam zu dem im Dunkeln hängenden Bild an der Wand über dem Schreibtisch und tastete das geliebte Gesicht ab. Viel zu früh war seine Frau von ihm gegangen und hatte ihm mit einem halbwüchsigen Kind alleine gelassen. Sein Beruf nahm ihm sehr in Anspruch und er war oft wochenlang von zu Hause weg. Viel zu spät merkte er, dass ihm Viktoria entglitt, sie entwickelte sich zu einer sehr selbständigen eigenwilligen Persönlichkeit, es gab keine gemeinsamen Gespräche mehr. Er sprach meist nur Verbote aus, ohne zu merken, dass Viktoria erwachsen wurde. Eines Tages als er nach Hause kam, saß Anna weinend da, in der ausgestreckten Hand hielt sie einen Brief. Viktoria war gegangen. Sie bat darum  nicht nach ihr zu suchen, da sie sich ihr eigenes Leben aufbauen will und wenn sie es geschafft hätte, würde sie sich wieder melden.

Er sah Viktoria niemals wieder. Einer seiner Freunde hörte, sie hätte sich angeblich verheiratet und wäre ins Ausland gegangen. Anfangs kamen noch Briefe aus verschiedenen Ländern, die er jedoch alle ungeöffnet wieder zurück schickte, so verletzt war sein Stolz.
Sein Blick löste sich von dem Bild an der Wand und er blickte Anna entgegen, die soeben durch die Türe kam.
„Warum sitzen Sie denn im finsteren Raum?“
Sie griff zum Lichtschalter und machte Licht. Trotz ihres hohen Alters war sie noch immer rüstig und erstaunlich energisch.

„Ich habe erst jetzt bemerkt, dass es schon so finster ist. Bitte bringen sie mir den Tee und mein Schinkenbrot.“
Sie ging hinaus in den Flur und kam mit einem Tablett wieder herein.
„Ich habe schon alles mitgebracht.“ Sie stellte das Tablett auf den kleinen Tisch neben ihm und wandte sich ab.

„Ach ja, was ich noch sagen wollte, “ sie blieb stehen  und drehte sich wieder um,
„Ich habe von der Agentur eine jüngere sehr erfahrene Krankenschwester bekommen. Sie wird morgen früh kommen, so dass ich sie noch einweisen kann. Ich kann dann beruhigt nächste Woche für ein paar Tage zu meiner Schwester fahren.“

Sie blickte ihn an und ihre Augen funkelten ihn an.
„Wehe, wenn Sie sie vergraulen oder vielleicht auch noch Ihre schlechte Laune an ihr auslassen.“

„Ich hoffe sie ist nicht so gesprächig wie die Letzte und spricht nicht immer in der dritten Person mit mir.“

Was er sonst noch murmelte konnte und wollte Anna nicht verstehen. Sie ging wieder hinunter und wischte gleichzeitig mit einem Tuch über das Gelände. Obwohl sie nun schon über siebzig Jahre alt war und ihr das Treppensteigen große Mühe bereitete, fuhr sie niemals mit dem Lift, der vom ersten Stock des Hauses ins Parterre führte und erst vor einigen Jahren eingebaut wurde, als sich Dr. Werneg  nur mehr im Rollstuhl weiterbewegen konnte.

Sie wird morgen, wie jedes Jahr, ihre Schwester, die in Graz lebt, für einige Tage besuchen und ihrem Chef für diese Zeit einer Krankenschwester überlassen. Sie hatte sich diesmal bei der Auswahl besondere Mühe gemacht und hofft, dass diese wenigen Tage  ohne größere Probleme über die Bühne gehen werden.
Als Dr. Werneg frühmorgens ein Taxi vorfahren hörte, fuhr er mit seinem Rollstuhl auf die Terrasse hinaus, direkt bis zur Brüstung. Was er sah, gefiel ihm gar nicht. Das war eine Krankenschwester? Langes rötlich-blondes Haar fiel in einer wirren Mähne über die Schultern bis über den halben Rücken herab. Das Kleid war etwas zu lang für seinen Geschmack und die Füße steckten in hochhackigen Pumps. Der Taxichauffeur war beschäftigt mit einem Berg von Koffern, genau genommen sind es drei. Sie bedankte sich, bezahlte den Chauffeur und lief, gleich einen Koffer mitnehmend die Treppe zur Eingangstüre hinauf  und klingelte.
Er fuhr wieder in sein Arbeitszimmer zurück zum Schreibtisch und tat als sei er in ein Buch vertieft, das dort lag. Aber er lauschte auf die Geräusche im Hause.
Er hörte wie sich der Lift in Bewegung setzte und Anne mit energischer Stimme ihre Anweisungen gab.
Sie quartierte sie in das kleine Zimmer am Ende des Ganges ein, welches früher das Zimmer von Anna war, doch seit sie Schwierigkeiten mit der Treppe hatte, bewohnte sie nun ein Zimmer im Parterre, gleich neben der Küche mit einem Ausgang in den Garten.   
Er hört nun auch die Stimme der Krankenschwester deutlicher. Es war eine helle lebhafte, fast lustige Stimme. Anna sagte etwas und das Mädchen lachte.

„Das werden zwei unruhige Wochen werden“, dachte er und schüttelte den Kopf.
Er vertiefte sich nun endgültig in das Buch.

Es klopfte an der Türe.
„Ja, bitte“, er hob den Kopf.
Die Türe öffnete sich und Anna schob die  Neue vor sich her in das Zimmer. Er war überrascht. Fast hätte er das Mädchen nicht wieder erkannt. Sie hatte die Haare  unter einer Schwesternhaube versteckt. Die Schwesterntracht in blau und weiß, hochgeschlossene blaue Bluse und  weiße Schürze und flache weiße Schuhe, gaben ihr ein völlig anderes Aussehen.
„Darf ich vorstellen, das ist Schwester Sylvia, Herr Dr. Werneg, Ihr Patient für die nächsten zwei Wochen.“ Anna gestikulierte zwischen den beiden mit den Armen und versuchte gleichzeitig einen warnenden Blick an Dr. Werneg abzusenden, um ihn ja zu einem kleinen Lächeln zu bewegen.

Schwester Sylvia streckte ihre Hand aus, lächelte und strahlte ihn mit ihren großen grau-grünen Augen an. Er konnte gar nicht anders und lächelte zurück.
Anna war zufrieden.
„So, jetzt lassen wir Sie wieder alleine, ich muß Schwester Sylvia alles zeigen“, sagte sie und beide verließen den Raum.
Die folgenden Tage ergaben für ihn neue Erfahrungen. Das Haus war unruhiger als sonst. Schwester Sylvia lief manchmal eilig einige Stufen die Treppe hinunter, stoppte danach jedoch sofort und ging wieder langsam. Es war als wollte sie sich besinnen, dass sie in diesem Haus nicht laufen sollte. Am Morgen glaubte er sogar, sie im Bad singen gehört zu haben. Er ertappte sich dabei, wie er auf diese neuen Geräusche lauschte und versuchte sie zu identifizieren.

Eine Neuerung gab es auch beim Mittagessen. Diese Mahlzeit wird immer unten im Esszimmer, gleich neben der Küche gemeinsam eingenommen. Bisher war es so, dass Anna servierte und sich dann zu ihm setzte und sie nahm das Essen schweigend ein. Sie hatten sich nicht viel zu erzählen. Nach all den Jahren beschränkte sich die Konversation darauf, dass er seine Wünsche bekannt gab, Anna diese entgegen nahm und ihn nur manchmal mahnte, seine Medikamente einzunehmen, die sie ihm neben den Teller in eine kleine Dose vorzählte. Ein Thema war tabu, es durfte nicht über Viktoria gesprochen werden. Er hatte keine Tochter mehr.
Das  neue beim Mittagessen war, dass Anna sitzen blieb und Schwester Sylvia servierte. Mit einiger Verwunderung bemerkte er in der Mitte des Tisches eine kleine flache Schale mit frischen Blumen.

„Wozu, “ dachte er, „deshalb schmeckt mir der Diätbrei auch nicht besser. Ich werde es ihr morgen sagen. Sie soll die Blumen lassen, wo sie hingehören, in den Garten.“

Schwester Sylvia versuchte noch ein- bis zweimal ein Gespräch anzufangen, doch gegen diese Mauer des Schweigens versagte auch ihre jugendliche Unbekümmertheit.
Nach dem Essen begab er sich wieder in den Lift und fuhr in den oberen Stock hinauf um seinen Nachmittagsschlaf anzugehen. Anna und Schwester Sylvia begaben sich in die Küche  und er hörte noch eine Weile ganz leises Tellerklirren und ihre beiden Stimmen. Dann herrschte Stille.

Um vier Uhr klopfte es an der Türe und nach seiner Aufforderung trat Schwester Sylvia ein.
„Ich möchte Ihren Blutdruck messen“, sagte sie und holte sich einen der beiden Stühle die neben seinem kleinen Tisch standen, an dem er abends immer alleine seinen Tee trank und sein Schinkenbrot aß. Sie krempelte den Ärmel seines Hausmantels hoch und platzierte das Blutdruckgerät.  Nachher notierte sie gewissenhaft die Werte.
„Ihr Blutdruck ist in Ordnung, etwas zu niedrig, aber das liegt daran, dass Sie immer hier in diesem Raum sitzen und nur lesen und wahrscheinlich irgendwelchen Gedanken nachhängen. Das sollten sie nicht. Sie sollten nachmittags in den Garten kommen. Da sind Sie der Natur näher und können auch besser sehen, was so um Sie herum geschieht.“
Ohne eine Antwort abzuwarten, legte sie ihm die Decke über die Knie und übersah absichtlich seine abwehrende Geste. Sie fuhren mit dem Lift in den Parterre und Schwester Sylvia schob den Rollstuhl ins Freie unter den Apfelbaum.

„Wissen Sie was ich sehr schade finde, “ plapperte sie drauf los, „ dass sich in Ihrem wunderschönen großen Garten keine Enkelkinder tummeln.“
Er fuhr herum und seine Augen blitzten sie an.

„Da ich keine Kinder habe, kann ich auch keine Enkelkinder haben.“ Seine Hand schlug kräftig am Gartentisch auf und das dort liegende Buch fiel zu Boden.
Schwester Sylvia drehte sich ganz erschrocken um.
„Entschuldigen Sie bitte, es tut mir leid, ich wollte Ihnen nicht zu Nahe treten.“ Sie kämpfte mit den Tränen und bückte sich um das Buch aufzuheben. Durch den Fall war der Rücken verbogen und dieser Umstand entlockte ihr einen kleinen erschrockenen Schrei.
Auch Dr. Werneg war erschrocken über seinen Ausbruch und sie tat ihm fast leid.

„Bringen Sie mich wieder hinauf“, sagte er leise und begann selbst am Rad  des Rollstuhles zu drehen.
„Ach nein, bitte bleiben Sie hier, “ ihre großen Augen waren ganz verschwommen und eine Träne suchte sich einen Weg über ihre Wange. „Ich wollte Ihnen nur eine Freude machen und mit Ihnen plaudern, um Sie besser kennen zu lernen. Immerhin müssen wir die nächsten zwei Wochen miteinander auskommen.“

„Ein anderes Mal; jetzt möchte ich wieder in mein Zimmer.“ Sagte er und begann mit dem Rollstuhl in Richtung Haus zu fahren. Sie machte einen großen Schritt auf ihn zu und schob den Rollstuhl langsam vor sich hin. Dabei klemmte sie sich das Buch unter den Arm und versuchte sorgfältig die verbogene Ecke zu glätten.
„Ist es beschädigt?“ Fragte er.
„Nein, es ist nur der Einband verbogen, aber es gehört mir nicht, ich habe es mir ausgeborgt. Ich habe in einem Monat eine große Prüfung und muß mich vorbereiten, “ lächelte sie nun wieder, „ich habe einen ganzen Koffer Bücher mit.“
„Was ist das für eine Prüfung?“ er ärgerte sich über seine Frage er wollte keine zu vertraute Stimmung aufkommen lassen.
„Ich studiere Medizin.“
„Ich dachte Sie sind Krankenschwester?“ Er drehte den Kopf etwas zur Seite, als wollte er sie anblicken.
„Ja, das bin ich derzeit.“ Nickte sie und schob ihn in den Lift und sie fuhren hinauf.
„Aber durch meinen Beruf habe ich die Liebe zur Medizin erst richtig entdeckt und mich entschlossen Medizin zu studieren.“
Sie waren oben angekommen und deutete mit einer Handbewegung an, dass er allein sein Zimmer erreichen kann. Sie nickte und er beobachtete, wie sie zu ihrem Zimmer ging und die Türe leise schloß.
In den nächsten drei Tagen beschränkten sich die Gespräche zwischen ihnen nur auf Allgemeines, seine Person und seine Pflege betreffend. Er hatte den Eindruck, dass Schwester Sylvia den Zwischenfall im Garten Anna erzählt hatte, denn diese blickte ihn manchmal sehr vorwurfsvoll an, ohne aber etwas zu erwähnen.
Dann war es soweit. Anna fuhr zu ihrer Schwester und ließ ihn mit Schwester Sylvia alleine.

Sie hatte das Frühstücksgeschirr geholt und sein Zimmer aufgeräumt. Sie war sehr gewissenhaft und schüttelte die Polster am Balkon sehr kräftig durch und ließ sie auch einige Zeit in der Sonne auf einem Stuhl liegen. Er saß da und beobachtete sie. Manchmal schien es, als wollte sie ein Gespräch beginnen, doch sie tat es dann doch nicht.
Als sie fertig war, nahm sie noch die gebrauchten Handtücher aus dem Bad und wollte eben das Zimmer verlassen, als ihr Blick auf das Frauenbildnis über dem Schreibtisch fiel. Sie blieb stehen und betrachtete es, ohne zu wissen, dass der alte Mann sie von der Türe zur Terrasse aus beobachtete. Mit dem Staubtuch wischte sie langsam darüber und rückte es etwas zurecht, aber es verrutschte wieder.
„Es hängt immer schief.“ Seine Stimme erschreckte sie zutiefst.
„Ich wollte es zurecht rücken“, sie schaute ihn ängstlich an „Ihre Frau?“
Sie wusste von Anna wer das war. Sie stellte diese Frage nur um etwas zu sagen.
„Ja, ihr Name war Paula“, sagte er und seine Stimme klang belegt.
„Ich weiß“,  sagte sie und hielt erschrocken inne, doch er hatte es nicht gehört. Er war wieder ganz in seine Gedanken versunken und sie verließ den Raum.

Durch dieses Gespräch bekam jedoch die unsichtbare Mauer zwischen Ihnen einen Riss und in den nächsten Tagen tasteten sie sich langsam aufeinander zu.
Sie erzählte ihm über ihre Kindheit in einem Internat in Salzburg, später  dann wohnte sie in einem Schwesternheim. Die regelmäßigen Briefe  aber seltenen Besuche der Mutter, einer verschlossenen von ihrem Mann verlassenen Frau hinterließen jedoch in ihr die Sehnsucht nach einem Heim, einer Familie. Die Mutter selbst reiste in der Welt herum und machte Reportagen aus Kriegs- oder Katastrophengebieten für ausländische Zeitungen. Ihr Heim waren Hotelzimmer oder Pressezentren. Die letzte Nachricht von ihr vor fünf Jahren kam aus einem Nest in Zentralamerika, dann nichts mehr. Sylvia machte ihr Diplom als Krankenschwester, aber sie konnte der Mutter diese wichtige Station in ihrem Leben nicht mehr mitteilen. Sie gilt seitdem als verschollen.
Er erzählte von seinen Reisen im Auftrag des Auswärtigen Amtes der Regierung. Er vermied es aber über seine Familie zu sprechen und so erfuhr er mehr über sie, als sie von ihm erfahren konnte.
Anna musste ihren Aufenthalt bei der Schwester verlängern, da diese erkrankt war und bat um eine zusätzliche Woche.
Er war zu seinem Erstaunen über diese unvorhergesehene Verlängerung der Anwesenheit Schwester Sylvias erleichtert. Er wollte es sich nicht eingestehen, doch er hatte sich an dieses Mädchen gewöhnt. Die Nachmittage hielten sie sich, wenn es das Wetter erlaubte im Garten auf und abends las sie ihm manchmal etwas vor, wenn seine Augen schon müde waren. Sie lief auch manchmal die Treppe hinunter, ohne dass er in seinem Zimmer die Stirne runzelte.


 „Morgen kommt Anna wieder“, sagte sie und schüttelte den Polster kräftiger als es eigentlich nötig war. Er merkte, dass sie heute sehr bedrückt war und wenn sich ihre Blicke trafen, senkte sie den Blick.
„Das ist gut so, dann kehrt wieder die alte Ordnung zurück“, sagte er mit etwas zu lauter Stimme und drehte den Rollstuhl so, dass sie ich nicht anblicken konnte.
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Fortsetzung: 
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HÖHLEN SPALTEN UND FELSEN, Trilogie 3. Teil




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Die Höhle im Felsen

v. Joana Angelides

Nicht nur Meeresfluten und Wände können sich in meiner Fantasie öffnen, nein auch Felsenwände bergen für mich Geheimnisse. Wer weiß, was sich im Inneren verbirgt, wie tief es nach unten geht, vielleicht bis in die glühende Hölle des Erdkerns?

Moral hin oder her, hehre Gedanken an lilienweisse Unschuld, oder doch dunkle Untiefen des menschlichen Triebes?
Ich zwänge mich in meinem Traum durch den halb verdeckten Spalt und blicke in Tiefen, die unvorstellbar sind. Brodelnde Lava und Gasblasen beherrschen  diese Höhle tief unter mir. Oder ist sie in mir, brodelt die Lava tief drinnen in den Untiefen meines Ichs?

Wie könnte es sein, wenn  dunkle Mächte sich unser bemächtigen, wenn durch Wecken der sinnlichen Triebe in uns, lodernde Flammen der Lust genährt werden, wir auf glühenden Kohlen zu liegen kommen und die Fratze des reinen Begehrens und die Gier nach Befriedigung Oberhand gewinnen?

Lauter Fragen die wir nur ungern beantworten, die gegenwärtig  werden, wenn sich der Körper unter der Qual der dunklen Lust windet und wir keinen Ausweg daraus finden.

Dann begeben wir uns, teils angstvoll und teils gierig in die Arme des Teufels in uns und spreizen uns so weit es geht, empfangen das glühende Schwert  und lassen es in uns stoßen, bis wir schreien vor Lust. Immer wieder.

Wir reiten Zerberus, den Höllenhund, rasen durch züngelnde Flammen und sehen erschrocken das geifernde Gesicht unseres Unterbewußtseins, sehen in einem Spiegel  die eigene verzerrte Fratze des Begehrens und wollen immer mehr.

In solchen Momenten verkaufen wir unsere Seele und unseren Körper an den Fürsten der Unterwelt, lassen den Körper brennen und bis zur Weißglut verglühen. Wenn unser Körper nur den ersehnten Zustand  erreicht, wir geschüttelt werden von Orgasmen, die uns mit glühenden Zangen festhalten, ist das Ziel erreicht.  Wir spüren den glühend heißen Wind auf unserem Gesicht, gierige Hände krallen sich in unserem Fleisch fest, reißen Stücke heraus und lassen uns letztlich fallen. Fallen in den brodelnden Rachen unserer eigenen Lust.
Wir geben erschöpft auf, liegen am Ende wieder auf diesen glühenden Kohlen, von Krämpfen geschüttelt und verglühen schließlich mit ihnen.

Keuchend und frierend erwachen wir, zusammen gekrümmt versucht der aufgewühlte Körper sich wieder aufzurichten.

Es war der Ritt durch die Apokalypse, den Körper befriedigend, die Seele vernichtend und letztlich nicht wirklich befriedend.




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