Mittwoch, 30. Dezember 2015

BRENNENDE KARIBIK Erotik



Brennende Karibik
von Joana Angelides
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Nur schweren Herzens hatte ich Sita, eine tickende Bombe in Sachen Sex und Erotik in Kajuraho/Indien, verlassen. Nachdem wir in einem Strudel von leidenschaftlichem Sex fast ertrunken waren, beschlossen wir, das heißt ich, uns für einige Zeit zu trennen. Es gab aber mehrere Gründe die dafür sprachen.

Wie gesagt, der Hauptgrund war meine fast rettungslose Verstrickung in Gier und Geilheit nach weiblichen Körpern, ihrer Sexualität und das Feuer, in dem es mich hineinzog, der andere Grund war einfach die Angst um die nackte Existenz und die Drohung meines Redakteurs, mir die finanziellen Zuwendungen so lange zu streichen, bis wieder Berichte von mir auf seinem Schreibtisch landeten.
An einem dieser Abende, wo mir der Portier wieder einmal eines seiner Telexe
vor die Nase hielt, blickte ich mich wieder einmal nach langem bewusst in den Spiegel meines Badezimmers. Meine Wangen waren etwas eingefallen und meine Augen brannten in den Höhlen. Meine Brust wies Spuren der langen Fingernägel von Sita, meinem selbst gewählten Sexteufel, auf und auf meinem Hals und Nacken prangten einige Hemmatome, die dadurch entstanden waren, dass sie sich immer in mich verbiss, wenn sie in einen minutenlangen Orgasmus verfiel. Mein Körper hatte seine Spannkraft verloren, meine Gedanken kreisten nur mehr um die unglaublich fantasievollen und wunderschönen Darstellungen von hunderten erotischen Variationen an den Tempeln von Kajuraho. Ich hatte dadurch mehrmals am Tage eine Erektion und verbiss mich in meine Handknöchel, in Polster allem was ich erreichen konnte. Diese erotischen Darstellungen waren unsere Vorbilder, beflügelten meine Lust und hielten uns  in den Nächten wach und aktiv. Wir hatten sie bald alle durch, es fehlten nicht mehr viele, doch ich kam an diesem Abend doch zur Erkenntnis, dass, wenn wir die letzte der Darstellung nachempfunden haben werden, sich mein Körper aufgeben wird.
Unsere vorläufige Trennung war schwer, schien fast unmöglich zu sein. Die letzte Nacht verbrachten wir auf den Stufen des Tempels, rasend vor Verlangen nach Erfüllung. Ich stürzte mich immer wieder zwischen ihre geöffneten Schenkel. Mein Schwert bohrte sich tief in sie, ließ sie schreien und toben. Sie grub ihre Fingernägel in meinen Rücken, wenn meine Zunge auf ihrer Klitoris tanzte und ihre mit unzähligen Goldringen geschmückten Fingern zerrten und rieben an ihren Brustspitzen bis sie immer wieder in wilde Zuckungen verfiel.

Selbst als ich schon auf der Gangway des Flugzeuges stand, spürte ich, wie sich mein Leib zusammenzog, mein Penis pochte.

Nun war ich in der Karibik angekommen und hatte die erste fast schlaflose Nacht hinter mir. Der Ventilator surrte leise und erinnerte mich an das Hotel meiner lüsternen Nächte mit Sita. Ihr biegsamer Schatten beugte sich über mich, ihr Gesicht mit den brennenden Augen und ihrem zärtlichen Mund. Sie streckte die Arme nach mir aus, zog mich langsam zu sich und ich atmete gierig ihren betörenden Duft ein. Dann wurde ich wieder wach.
Ist da ein Flüstern, höre ich zärtliche Worte, goldverbrämt und sinnlich?
Streichen gierige Hände über meinen Körper?  Erspüren jeden weichen Punkt, umkreist ihn, meine Zunge berührt ihre Haut, erfasst ihre Brustspitzen, bringt sie zum Zittern.
Die Schatten bewegten sich und zaubern Gestalten in den Raum, die flüstern und raunen. Sie umschweben den Frauenkörper, berühren sie mit zärtlichen Fingern und bringen den Körper zum Klingen.
Meine Augen versinken in den ihren, erfassen die Glut darin und versuchen sie noch weiter anzufachen, ein Feuer zu entzünden.
Meine Hände glitten über den sanften Hügel ihres Bäuchleins, spüren die Vibrationen, die von ihrem Schoss ausgehen und verstärken den Druck.
Ihre Hände wandern über das Laken, zittrig und suchend. Sie werden unruhiger, als meine Hand langsam über den Flaum streicht und eintaucht in eine heiße blutrote, sich öffnenden Blume. Die Berührung des erotischen Mittelpunktes darin warf sie in die Höhe und lässt sie seufzen und tiefer atmen. Ihre Hände strichen über meine Körper; es ist ein Flehen, diese Berührungen nicht zu unterbrechen, sie zu halten, ihre aufsteigenden Gefühle noch zu verstärken, sie hinauf zu tragen auf den Gipfel, der brennenden Sonne entgegen.
Es war wie der Schrei der Möwen über dem Meer, als wir uns beide in die Glut der Sonnenscheibe verlieren und mit ihr im Meer als glutrote Punkte versinken.
Endlich fiel ich in einen dumpfen, von weiteren wilden Träumen dominierten  Traum.

Mit einiger Mühe hatte ich endlich doch eine Einladung für die heutige Soiree des Botschafters erhalten. Es trafen sich hier einige Wirtschaftsbosse und Magnaten und sicher auch Möchtegerne mit mehr oder weniger dicken Brieftaschen.
Ich lehnte an der Wand, die eine Hand in der Tasche meines Smokings, in der anderen Hand einen Wodka-Martini und betrachtete die Menschen rund um mich. Ich beteiligte mich nicht an diesem Zeremoniell der Eitelkeit, war froh halb durch eine große Zimmerpalme verdeckt zu sein. Mit Schaudern dachte ich an die sicher langweilige Rede über Entwicklung der Industrie in Südamerika und die Möglichkeiten, die Erträge für Kapitalgesellschaften zu maximieren.

Als die Doppeltüre, die den privaten Bereich des Botschafters von den offiziellen Räumen trennte,  geöffnet wurde, blickte alles in diese Richtung und die Gespräche verstummten.

Auch ich stellte mein Glas langsam und ohne hinzusehen auf eines der kleinen Tischchen an der Wand. Ich hörte die Begrüßungsworte des Botschafters nur entfernt und im Hintergrund ablaufend, denn meine ganze Aufmerksamkeit wurde nun von der Frau an dessen Seite gefesselt.

Sie war eine dieser unglaublichen Schönheiten Südamerikas, mit tiefschwarzem Haar, straff nach hinten gekämmt, in einem breiten, schweren Knoten endend.
Sie trug ihren Kopf wie eine Kostbarkeit, gehalten von einem schlanken langen und biegsamen Hals.
Die Augenbrauen waren wie Schmetterlingsflügel geformt und ebenfalls tiefschwarz.
Sie umrahmten zwei unglaublich große dunkle Augen, die strahlend in die Menge blickten, beschattet von langen Wimpern.

Das bodenlange Kleid umfloß sie wie flüssiges  Gold, es betonte die sanften Linien ihres Körpers und ließ nur ihre Schultern frei. Sie waren vollendet geformt und  man konnte bei jeder ihrer Bewegungen auf der  hellbraun schimmernden Haut, raffiniert verteilte Goldpunkte aufblitzen sehen.
Mir blieb der Atem weg und am liebsten hätte ich den obersten Knopf meines Smokinghemdes geöffnet.

Die Rede des Handelsdelegierten hörte ich kaum, sie rann an mir ab, wie Wasser auf einer Ölhaut. Ich war vom ersten Augenblick von dieser Frau so fasziniert, dass in meinem Kopf nichts anderes Platz fand. Ihre Aura hatte sich da festgesetzt und ließ keine anderen Gedanken zu.

Ich saß schräg hinter ihr am Pressetisch und konnte sie besonders gut beobachten. Ich sah ihren schlanken, biegsamen Rücken, übergehend in einen ausgeprägten Po. Meist hatten so schlanke Frauen, wie sie es war, einen kleinen Po, doch bei ihr war dies nicht der Fall. Er war fest und rund und sie bewegte ihn hin und her, so als würde sie unruhig sein und jeden Moment aufstehen wollen. Sie beugte sich etwas nach vor und dann nach rechts und sagte irgendwas  ihrem Mann ins Ohr. Ich beobachtete das Spiel ihre Muskeln und die Bewegungen der einzelnen Knorpel auf ihrem Rückendekollete, das elegant im Stoff ihres Kleides versank.
Ich konnte mich des Eindruckes nicht erwehren, dass sie unter ihrer Robe nichts weiter  trug. Ich meinte zu wissen, dass sie völlig nackt darunter war und das  machte mich fast verrückt.
Das Dekollete war rückwärts sehr tief und  ihr Körper war wie eine Blüte, die aus dem sie umschließenden Kleid wie aus einem Blatt emporwuchs. Der Haarknoten glänzte im Licht der vielen Glühbirnen im Raum, als wäre er eingeölt. Nun erst bemerkte ich die vielen kleinen weißen Perlen die mit eingeflochten waren.
In den nächsten Tagen war es unmöglich für mich, mich zu konzentrieren. Wohin ich auch blickte, ich sah immer wieder diese biegsame Gestalt in einem goldenen Kleid sich  hin und her wiegend. Ich war offenbar  der einen Venusfalle fast entkommen und sofort in den nächsten Krater eines Vulkans hineingestolpert.

Heute Abend schien im Hotel eine Menge los zu sein. Es gab eine Party, organisiert von der französischen Botschaft.

Der Swimming-Pool war von unten beleuchtet und es schwammen kleine leuchtende Lampions  auf dem Wasser.
Dazwischen sah man einzelne aufgeblasene Sitze und auch Luftmatratzen. Überall waren lachende Gesichter, die Stimmung war ausgelassen und fröhlich. Dezente Musik war im Hintergrund zu hören. Ich beschloss, da der Abend noch jung war, an dieser Party kurz teil zu nehmen.

Obwohl ich mir vornahm, nur einen Drink zu nehmen und dann wieder zu gehen, blieb ich ganz am Ende der Poolbar hängen. Es wartete ja niemand in meinem  Zimmer auf mich. Ich blieb jedoch nicht sehr lange alleine.
Sie setzte sich mit dem Rücken zu mir auf den freien Barhocker und stellte ihr Glas auf die Theke. Ihr langes schwarzes Haar fiel ihr fast bis zu ihrem knappen Bikinihöschen. Sie hatte kleine weiße Perlen in das Haar geflochten und die Spitzen ihrer Haare bewegten sich durch ihre etwas unruhigen Bewegungen an ihrem Po hin und her. Ihre langen Beine steckten in atemberaubend hochhackigen Schuhen aus Glas, mit weißen Perlen darauf. Einer ihrer Beine war angewinkelt, der andere berührte fast den Boden. Die Zehennägel waren rot lackiert und sie bewegte sie im Rhythmus der Musik.

Ich starrte ihren Rücken an und spürte, wie sich langsam ein Würgen in meinem Hals einstellte. Sie erinnerte mich an jene Frau, die mir seit Tagen den Schlaf raubte, die jede Nacht  in meinen erotischen Wachträumen erschien.
Da lachte sie auf und es war ein dunkles Lachen, mit einem leichten Timbre darin. War sie es? Ich entschloss  mich, mir Klarheit zu verschaffen.

„Entschuldigen Sie... !“ Ich berührte leicht ihre rechte Hand und sie drehte sich mir zu
„Ja?“  Ihre großen dunklen Augen sahen mich fragend an.

„Sind Sie alleine da?“, würgte ich hervor. Sie saß tatsächlich so einfach da!

„Sie nicht?“  Sie hatte ein kleines Lächeln auf den Lippen und ihre dichten schwarzen Wimpern senkten sich noch tiefer  über ihre Augen. „Wir sollten das aber ändern, finden Sie nicht?“

Sie rutschte vom Barhocker und nahm meine hilfreiche Hand an, ließ sie danach aber nicht mehr los.

„Setzen wir uns dort hinten in den Strandkorb?“ Sie lächelte geheimnisvoll und öffnete leicht ihre blutrot geschminkten Lippen.

Der Strandkorb stand etwas abseits, halb im Dunkeln und war  für zwei Personen konzipiert. Es lagen einige Polster drauf und einige Handtücher auf dem Tischchen daneben.

Wie in Trance ging ich mit und schloß die Augen, um den von ihr ausgehenden schweren Geruch nach Moschus und Rosen tief einatmen zu können. Vielleicht war dies einer der Träume, die mich schon in den vergangenen Tagen im Banne hielten.

Wir setzten uns und nahmen zwei der Drinks, die uns ein vorbei eilender Kellner reichte.
„Ich heiße Rahna, es ist aber nicht mein richtiger Name, den trage ich nur hier. Ich komme hin und wieder her, um mich ein wenig zu amüsieren.“

„Ich heiße George, tatsächlich.“ Ich mußte unwillkürlich lächeln.

„Lege Dich her, du wirkst sehr verspannt, ich werde dich ein wenig massieren.“ Sie war spontan  zum DU übergegangen und es klang ganz selbstverständlich.
Sie berührte mich  an beiden Schultern und drückte mich leicht nach unten. Ich spürte dabei ein kleines Beben das von ihren Händen auf  mich überging, es waren eigentlich feine Stromstöße die sich in seinem Körper  wellenförmig ausbreiteten.

„Oh, Du zitterst ja?“ Es überraschte mich, doch ich genoß es auch.

Sie schloß die Augen und lächelte. Ich legte mich zurück und betrachtete ihre Umrisse gegen das Licht.  Ich bemerkte, dass sie den Oberteil des Bikinis gar nicht mehr trug, es mußte irgendwo am Boden liegen. Ihre Brüste waren voll und rund und wie sie sich so über mich beugte konnte ich die Brustspitzen genau über meinen Augen sehen und sie war erregt, eine Erregung die sich langsam auf mich übertrug.

Sie spreizte nun die Beine und setze sich auf meine Oberschenkel. Sie begann nun meine Schultern langsam aber fest zu massieren und beugte sich dabei immer wieder nahe über mich. Ihr tiefschwarzes Haar fiel  über ihre Oberarme und die Perlen, die darin eingewebt waren, rieben sich aneinander und es erklangen sanfte Töne.

Ihre Hände fuhren langsam und zärtlich über meine Brust und verweilten an meinen Brustspitzen, ihre dunklen Augen wurden noch dunkler, als sie meine offensichtliche Erregung spürte. Sie legte ihren Kopf auf meinen Brustkorb, rutschte dabei an meinen Beinen  hinunter und lag nun mit ihrem ganz Körper auf mir. Nun begann sie sich langsam, wie eine Schlange auf meinem Körper zu bewegen, so dass ich langsam zu glühen begann. Ich nahm sie nun mit beiden Armen bei der Taille und legte sie sanft neben mich. Ihre Augen blieben geöffnet und hielten Meinem Blick stand. Nun begann ich, vom Hals abwärts diese weiche sanfte, braune Haut zu liebkosen, mit meiner Zunge ihren leicht salzigen Geschmack zu genießen. Als ich bei den Brustspitzen angelangt war, verlor sie fast die Kontrolle und es ergab sich wie selbstverständlich, dss ich in sie eindrang. Die nächsten Minuten waren wie ein Flug hinauf zu den höchsten Gipfeln. Ich  hielt sie dabei  fest in meinen Armen. Sie war leicht wie eine Feder und gab sich völlig selbstvergessen und mit unglaublicher Hingabe ihren Gefühlen hin.

Wir lagen nun völlig atemlos und gelöst neben einander, teilweise verdeckt durch die Tiefe des Strandkorbes und ihre Zehen strichen langsam auf meinen Beinen auf und ab und sie flüsterte mir Worte ins Ohr, die ich gar nicht verstand.

Es war ein Hüsteln zu hören. Sehr dezent und leise, aber doch hörbar. Sie zuckte zusammen und richtete sich auf.

„Ich muß gehen, es ist Zeit!“
Bevor ich noch ein Wort sagen konnte, sie eventuell halten konnte, war sie schon aufgestanden. Hinter ihr stand halb abgewandt ein großer, kräftiger Mann  und hielt ihr einen Bademantel entgegen, in den er sie sofort komplett einhüllte. Dann hob er sie auf und trug sie einfach in das Haus. Am Boden blieb ein  goldener Kamm mit einigen Perlen darauf liegen, sie mußte ihn verloren haben.



Als ich einige Tage danach wieder eine Einladung zu einem Dinner in die Botschaft bekam, erfaßte mich eine unglaubliche Unruhe. Würde ich sie wiedersehen? War sie wirklich ident mit der Frau des Botschafters, oder war es nur eine zufällige Ähnlichkeit?

Dieses Mal blieb ich nicht seitwärts bei der Palme stehen und ließ die Geschehnisse an sich vorbei gehen, sondern beteiligte mich aktiv an den Gesprächen. Als der Botschafter mit seiner Frau am Arm den Raum betrat, begab er sich hinter sie, bückte sich und tat als würde etwas aufheben.

Sofort stand dieser große Mann hinter mir den er nun schon kannte! Ich wußte sofort, wo ich ihn bereits  gesehen hatte.

„Sie haben etwas verloren!“ Ich hielt den Kamm in der Hand. Sie drehte sich um und  blickte  mir voll ins Gesicht. Ihre großen schwarzen Augen wurden noch dunkler und noch größer, dann schien es, als würde sich ein Schleier darüber legen.

„Oh, danke, er muß eben hinunter gefallen sein! Vielen Dank! Wir kennen uns noch nicht, Herr..... ?“  Sie lächelte mich an.

War da ein leichtes Blitzen in ihren Augen?

„Georg, Georg Parton.“ Ich verneigte mich leicht.

„Danke vielmals Herr Parton!“ Sie schenkte mir noch ein Lächeln  und wandte sich sofort wieder an ihre Gesprächspartnerin.

Der große Mann neben mir nahm ihm den Kamm weg, steckte ihn ein und schaffte gleichzeitig Distanz zwischen ihm und der Frau des Botschafters, indem er sich breitbeinig hinstellte und die Arme verschränkte.

Mir blieb nur mehr der Geruch nach Moschus und Rosen.

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EIN TRÄGERKLEID



Ein Trägerkleid, Brief

von Joana Angelides
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Liebste Freundin,

ich verfasse diesen Brief in einer von Glück und Unsicherheit beleuchteten Stimmung.
Ich muss es dir erzählen. mir ist ein außergewöhnlicher Mann begegnet, unerwartet und unter ganz eigenartigen Umständen.
Unsere Augen trafen sich zum erste Mal bei einer Vernissage Er war der Veranstalter dieser Ausstellung und kam extra aus Paris in Luises Galerie. Luise hat uns vorgestellt und sofort spürte ich seine ungeheure Ausstrahlung. Ich löste meinen Blick nur zögernd aus dem seinen und musste noch minutenlang an ihn denken.
Nun stand ich mit dem Rücken an eine Wand gelehnt und hielt mein Sektglas mit zwei Fingern der rechten Hand in Schulterhöhe. Den linke Arm ließ ich seitwärts hängend, mit meiner Handtasche spielen. In diesem Moment rutschte der Träger meines Kleides über meine linke Schulter hinunter.
Ich wusste es. Dieses Kleid war nicht das Richtige für eine Vernissage, es war unbequem, weil ein wenig zu eng und die Träger waren nie dort, wo sie hingehörten.
Nun hatte ich das Glas in der einen Hand, die Handtasche in der anderen und überlegte, wie ich nur den Träger wieder hinauf schieben sollte. Da stand er plötzlich vor mir.
„Sie gestatten“, sagte er mit einer sehr dunklen Stimme, aus der Erregung zu hören war.
Er nahm den verrutschten Träger mit einem Finger und schob in sehr langsam über meine Schulter. Dabei blickte er mir unentwegt in die Augen.
Also, ich sage dir, mir lief es ganz heiß über den Rücken und ich hatte Angst, dass meine Knie nachgeben würden.
Der Träger war längst auf seinem Platz, da machte seine Hand eine rückläufige Bewegung und streifte den Träger wieder hinunter.
„Eigentlich gefallen sie mir so besser“, sagte er mit einem kleinen Lächeln in seinen Augen und blieb vor mir stehen.
„Aber, wenn sie wollen...“, er schob den Träger wieder langsam hin auf, sorgfältig darauf bedacht, dass sein Finger auch weiterhin Kontakt mit meiner Schulter hatte.

So standen wir uns gegenüber und es war wie ein Spiel mit dem Feuer. Er schob den Träger immer wieder hinauf und sofort wieder hinunter. Er machte es jedes Mal ganz langsam und seine Augen ließen mich dabei nicht los.

Es entstand zwischen uns eine eigenartige Spannung, die sich nur für mich hörbar, mit einem Knistern vermischte.
Vielleicht hätte ich mich empört abwenden sollen, oder ihn auffordern sollen, das zu unterlassen?
Ich konnte es nicht und wollte es auch gar nicht. Seine so unmittelbare Nähe, sein Blick, ganz tief in meiner Seele, forschend und mit einem kleinen Lächeln in den Augenwinkeln, hielten mich davon ab.

„Sie haben sicher schon alle Bilder gesehen, oder?“
Ohne meine Antwort abzuwarten, nahm er mir das Sektglas aus der Hand und stellte es ab.
Mit einer endgültigen Bewegung, aber langsam und sanft rückte er nun den Träger meines Kleides an seinem Platz und nahm mich wie ein Schulmädchen bei der Hand.

Er führte mich die Treppe, die in den ersten Stock führt, hinauf und öffnete dort einen Raum, der einer Bibliothek glich.

„Bitte nehmen sie doch Platz, noch ein Glas Sekt, wir bleiben doch bei Sekt?“ Er sah mich fragend an.
Ich nickte.
„Moment“, er machte einen Schritt auf mich zu und streifte den linken Träger meines Kleides wieder hinunter.
„So, jetzt ist es wieder richtig“, sagte er mit einem kleinen Lächeln. Seine Hand verblieb auf meiner Schulter.

Was soll ich dir sagen, eigentlich hätte ich mich wehren sollen, seine Hand abwehren, aber es schien mir wie selbstverständlich, dass er meine Brust berührte. Es war, wie wenn ich das schon lange erwartet hätte.
Ab diesem Moment stand ich in Flammen. Ich wunderte mich, dass es nicht wehtat. Es erfasste ein Knistern und Prickeln meinen ganzen Körper und es war mir, als würde ich von Innen her verbrennen und verglühen.

Wir saßen nun nebeneinander auf einer Ledersitzbank, in der Mitte des Raumes im Halbdunkel und wir sprachen miteinander, während seine Hand noch immer von der Schulter gestützt, sanft meine Brust berührte.
Ich weiß gar nicht, worüber wir sprachen, ich glaube wir sprachen über uns und über Wünsche, Gefühle und Sehnsüchte.
Wir beide, zwei Menschen, fremd noch vor einer Stunde, waren uns sehr nahe gekommen.
Wir merkten gar nicht, dass die Stimmen unter uns in dem großen Raum der Galerie verstummten.
Zwei Menschen sind sich begegnet in einem mit Kristallen gefüllten Raum. Die Kristalle berührten sich und gaben leise Töne von sich.

Inzwischen war die Bibliothek sehr dunkel geworden, nur ein wenig erhellt vom Licht, das von draußen hereindrang.

Wir bemerkten es kaum. Ich ließ es geschehen, dass mich seine Hände, seine Lippen zärtlich berührten. Diese Berührungen erzeugten wellenförmige, gekräuselte Ringe auf der
Oberfläche meiner Seele.
An diesem Abend haben wir uns in der Bibliothek geliebt. Die Art und Weise, wie es geschah, war ein noch nie da gewesenes Ereignis für mich. Ich hatte das Gefühl von vielen vibrierenden Flügeln emporgehoben zu werden, schwebend über einem tiefblauen See verweilend. Dann plötzlich tauchten wir in diesen unergründlichen See ein, wurden hinunter getragen von den Wellen und flüsternden Stimmen bis zum Grund. Es umtanzten mich Tausende Lichter, leuchtende Blüten und Knospen und silberne Schleier verbargen unserer beiden Körper.
Alles bisher gewesene verblasste in der Erinnerung. Nur mehr dieses erfüllende, beglückende Gefühl, das mich an diesem Abend erfüllte, blieb.

Liebste Freundin, ich werde diesen Mann heute wieder treffen, werde sehen, ob der Zauber anhält, ob es nur ein aus der Stimmung geborenes Erlebnis war. Ich werde es dir dann berichten.
Liebe Grüße
J.

P.S.: Er bat mich, wieder das Trägerkleid anzuziehen. Es gehört irgendwie zu mir...........




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