LEDA UND DER SCHWAN
von Joana Angelides
Es ist schon sehr erstaunlich, in welchen
Gestalten sich Zeus dem weiblichen Geschlecht genähert haben soll.
Mir gefällt am Besten die Legende von Leda,
wie sie den Schwan empfängt und er sich zärtlich an sie schmiegt.
Die Vereinigung der Europa mit dem Stier muss eigentlich ein gewaltiges Ereignis, einer Eruption gleich, gewesen sein.
Die Vereinigung der Europa mit dem Stier muss eigentlich ein gewaltiges Ereignis, einer Eruption gleich, gewesen sein.
Dagegen jedoch die Begegnung zwischen Zeus
und Danea in einem verschlossenen Turm,
mit Zeus als Goldregen, wurde sicher kalt und unpersönlich empfunden.
Sollte hier die Vorstellung einer Dirne, des bezahlten Mädchens, mitgespielt haben? Oder war es die Göttliche
Erleuchtung, dargestellt als gleißendes Gold?
Mein Freund, kannst du dich in die Gestalt
eines Vogels, der der Schwan nun einmal ist, hineinversetzen? Dir vorstellen,
dein Federkleid an einen weichen Frauenkörper pressen und das erregte Zittern bis in die Flügelspitzen
spüren? Also, ich denke schon, lächle.
Der Schwan gehört ja wohl in die Kategorie Vögel, oder?
Meine Fantasie gaukelt mir vor, wie der
Schwan in höchster Erregung mit den Flügeln schlägt, Leda seitlich an den
Hüften und Schenkeln berührt.
Sodann sie mit den Flügelspitzen
zärtlich, aber doch fordernd liebkost,
sich immer enger an sie drückt und gleichzeitig
immer tiefer eindringt. Wie der schlanke weiße Hals sich neigt, dreht
und letztlich, den Kopf hoch erhoben, er seinen Triumph über die Eroberung
hinaus ruft.
Außer
Menschen, die sich zwangsläufig mit der Tierwelt beschäftigen, weiß wohl
niemand, wie ausgeprägt das männliche Attribut
des Schwanes ist, ob er den Vorgang
zum Zwecke des Genusses ausdehnen kann, und ob sie sich am selben Tag
mehrmals begegnen, wie das bei manchen Tieren der Fall ist. Einen Tag der Liebe und dem Eros gewidmet
sozusagen, bis die Sonne im Horizont versinkt.
Auf jeden Fall aber muss es ein unbeschreiblich erotisches
Erlebnis für die Erwählte damals gewesen sein, zu Wissen, dass dieser Mann,
Gott über alle Götter gerade sie auserwählt hat.
Man spürt seine Kraft, kann sich mit den
Fingern kreisend, im Federkleid der Brust des Vogels verlieren, seinen Hals am
eigenen spüren und auch dieses Herz, das in ihm wohnt, klopfen hören und in
diesen Momenten nur für die hingebungsvolle Geliebte dröhnt.
Es sind nicht immer Götter, die uns Frauen
begegnen, aber auf jeden Fall ist die Begegnung der Geschlechter von Gott
gewollt und der Akt ein an sich lebendiges Erleben.
Nichts aber verbietet uns, sich in solchen
Augenblicken göttlich zu fühlen.
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