LODERNDES VERLANGEN
AUSZUG AUS DEM GLEICHNAMIGEN E-BOOK VON XENIA PORTOS
Die Welt war bis vor einigen
Wochen noch völlig in Ordnung und im Gleichgewicht. Wenn es ihm nach der
Gesellschaft einer Frau gelüstete, einer Frau die sich seinen sexuellen
Wünschen unterwarf, Leidenschaft zu reflektieren imstande war, dann begab er
sich in das Etablissement der Madame Alexandrowa in St. Petersburg und ließ
sich dort einfach fallen. Madame hatte einige sehr interessante, entzückende
Mädchen, die seine Neigungen und Wünsche schon kannten und sie ausreizten, bis
er die Session von sich aus beendete.
Das ging so lange gut, bis Lydia
dort auf der Bildfläche erschien. Lydia
war geheimnisvoll, Lydia war die erotische Zauberin schlechthin. Niemand kannte
sie, sie trat nur mit Maske auf, nahm
diese Maske niemals ab und sprach auch sehr weinig. Doch sie stand jedes Mal in
Flammen, wenn er sie für eine Nacht buchte und er fühlte und spürte, dass es
ihr ungeheures Vergnügen bereitete, sich auch selbst total auszuleben. Sie schrie ihre Leidenschaft
und ihre Gier hemmungslos hinaus, fauchte und flüsterte, forderte seine
Männlichkeit, als wäre er der Sklave und nicht sie die käufliche Kurtisane. Sie soll eine Prinzessin aus Samarkant sein,
wie man sich unter vorgehaltener Hand zuflüsterte. Um sie zu buchen, musste man
mit viel Glück und finanziellem Einsatz einen Termin mit Madame vereinbaren. So
oft es ihm möglich war, fand er sich ein und tauchte in Lydias Welt der Erotik
und der Ekstase ein. Er genoss es, von ihr ausgepeitscht, gequält und
gedemütigt zu werden. Hatte dann anschließend in ihren Armen aber wiederum das
Gefühl, von ihr geliebt zu werden. Sein Betteln, ihr Gesicht sehen zu können,
war bisher immer erfolglos, sie verschwand anschließend regelmäßig in einem
Nebenraum und er sah sie an diesem Abend nie wieder. Es war sein ganz
persönliches Fegefeuer.
Nun aber war die Welt auf den
Kopf gestellt. Sie hatten eine Katastrophe bewältigt, sind gemeinsam einem
brennenden Kloster entronnen und ihre Anonymität konnte dadurch nicht
mehr Aufrecht erhalten werden. Ihre Identität war die große Überraschung für
ihn, aber auch ein Sturz in einen scheinbar ausweglosen Abgrund.
Graf Nikolai
schleudert sein Weinglas in die Glut des Kamins.
Vor seinem Inneren zogen die
Ereignisse vor dem schrecklichen Brand im Kloster vorbei. Es war geplant, dass
sich Lydia in einem, in den Bergen befindlichen Klosterkomplex, mit ihrer Zofe
einfand und sie sich, durch einen unterirdischen Gang mit einem anderen Kloster
und Priesterseminar verbunden, ihren
Gelüsten hingeben werden. Einige der Mönche und auch der Prior selbst, waren
eingeweiht, die sich dort ebenfalls ihren fleischlichen Genüssen regelmäßig
hemmungslos hingaben. Die Klöster waren weit entfernt von St.Petersburg und entzogen
daher jeglicher Kontrolle durch die Kurie und entwickelten dort unbeachtet
ihre Eigendynamik.
Es funktionierte, alles war
wunderbar vorbereitet und sie konnten auch einige wunderbare Nächte erleben,
immer unter dem Mantel der Anonymität Lydias.
Er hatte keine Ahnung, dass Lydia
gleichzeitig die Fürstin Natalia Federowa war. Sie behielt ihre Maske, er
unterwarf sich ihr und befand sich zwischen den einzelnen nächtlichen Sessions
in einem Ausnahmezustand der Erregung.
Zur dramatischen Wende der
Ereignisse kam es erst, als der Prior des Klosters in einem Anfall von Wahnsinn
und Reue ob der begangenen Sünden und Ungehorsams gegenüber seinem Gelübde, das
Kloster in Brand setzte. Er war rettungslos verstrickt in seinen Gefühlen zu
einem Seminaristen, den gelegentlichen Ausflügen in die Welt der Hetären und
der Bordelle, die er in St. Petersburg aufsuchte und kam
plötzlich zu der Erkenntnis, dass das Kloster ein Sündenpfuhl und Ort der Verdammnis war. Er tötete den Seminaristen, setzte das Kloster in
Brand und verbrannte schließlich selbst in den Flammen.
Sie entkamen nur mit größter Mühe
dem Inferno, Graf Nikolai übernahm die Beschützerrolle und fuhr sie mit einer
Kutsche zurück nach St.Petersburg. In dieser Situation war die Identität Lydias
natürlich zweitrangig. Er musste feststellen,
dass Lydia in Wirklichkeit eine der
angesehenen Damen der oberen Gesellschaftsschicht der Stadt und die Frau eines
seiner Freunde, des Fürsten Michail Federow, war.
Seit ihrer Flucht aus dem Inferno
hatten sie sich nicht wieder gesehen. Auf seine Anfrage bei Madame Alexandrowa
bekam er immer einen abschlägigen Bescheid.
Er musste jedoch mit ihr
sprechen, er wollte eine Aussprache, wollte sie mit seinem Verlangen und seiner
unkontrollierbaren Leidenschaft konfrontieren, wollte ihr klar machen, dass er
ohne sie, selbst in einem tobenden
Fegefeuer verbrennen wird! Doch der Bote
kam immer wieder zurück und berichtete, dass seine Botschaft zwar von der Zofe
übernommen wurde, er jedoch auf keine Antwort warten durfte und man ihn ohne
Bescheid weggeschickt hätte.
Bei seinem letzten Besuch bei
Madame griff er zu einem drastischen Mittel, um vielleicht seine Kobolde im
Inneren zur vertreiben. Er ließ sich von Pjotr, einem hünenhaften Kerl, der im Bordell ebenfalls arbeitet,
anketten, auspeitschen und mit Gerten bearbeiten, bis sich blutige Striemen
über seinen Körper zogen und er wie verrückt den Namen Lydias hinausschrie.
Doch auch das befriedigte ihn
keinesfalls, sein Verlangen wurde nur noch größer. Pjotr rammte ihm sogar
seinen riesigen Pfahl einige Male in den Anus, bis er nur mehr gurgelnde Laute
von sich gab und er sich selbst seinen Brustkorb blutig kratzte, doch nichts
konnte sein Verlangen nach Lydia eindämmen.
Seine Frau, Gräfin Elvira
Vodonow, bemerkte die Veränderung ihres Gatten natürlich, doch es war ihr egal.
Sie war eine zarte, unscheinbare Frau, ohne sichtbare Reize und immer mit einem
unzufriedenen Ausdruck im Gesicht.
Ihre Ehe war von Anfang an nicht
sehr glücklich, ihr Eheleben war geprägt von zufälligen Begegnungen, die
ihr keinerlei Befriedigung verschafften, sodass sie mit der Zeit immer öfter ablehnte, sich von
ihm begatten zu lassen. Den abnormen Neigungen ihres Mannes, wie sie seine
Vorlieben nannte, konnte sie keinen Geschmack abringen. Dadurch wurde jede Lust
und jedes Verlangen in ihm mit der Zeit abgetötet. Das Ehepaar hatte zwei
getrennte Zimmerfluchten und es kam vor, dass sie sich oft tagelang gar nicht
trafen.
Doch seit einigen Tagen machte
sie sich schon so ihre Gedanken. Er war kaum ansprechbar, aus seiner
Zimmerflucht kam die ganze Nacht Lichtschein und des Öfteren hörte sie ihn betrunken
grölen und keuchen. Es war ihr auch, zu allem Überfluss, über seine blutige
Wäsche von den Dienstboten berichtet worden.
Auch in dieser Nacht hörte sie
sein Gegröle und seine Brunftschreie und sie schlich sich zu der verschlossenen
Türe seines Schlafzimmers. Sie war nur
mit einem Nachtkleid bekleidet und hielt in der Hand einen Kerzenleuchter, der
grause Schatten an die Wände der Gänge warf. Sie hörte seine Schritte, hörte das Glas
splittern und auch, wie der Sturm an den Fensterläden rüttelte. Er musste die
Fenster geöffnet haben, sicher wird das Regenwasser den Parkett ruinieren. Sie
drückte langsam die Klinke herab, öffnete die Türe einen Spalt und blickte in
den Raum hinein.
Da kniete Nikolai, vom Regen
patschnass und mit offenem Hemd, ein
neues Glas in die Höhe haltend, auf dem Boden vor dem offenen Fenster und sein
Gesicht war mehr eine Fratze.
Sie erschrak und stieß einen
Schrei aus. Er erblickte sie in der offenen Türe, erhob sich und taumelte auf
sie zu.
„Lydia!“, er ergriff den Arm
Elviras, diese stürzte zum Boden, „ich verbrenne innerlich, ich will Dich,
sofort!“, damit schliff er sie, an einem Arm gepackt, quer durch den Raum, hob sie dann auf und
warf sie aufs Bett. Er ignorierte ihren Protest, riss ihr das Hemd herunter, ergriff ihre
Beine, spreizte ihre Schenkel auseinander und rammte ihr sein erregiertes Schwert
in den Unterleib. Er fixierte mit den
Händen ihre beiden Schultern am Laken und wütete in ihr. Es war ein Sturm der aus
dem Inferno kam. Sein Keuchen und sein Stöhnen wurde immer lauter, er verbiss
sich in sie, wo er sie erreichen konnte. Ihre Schmerzensschreie und ihr Weinen hörte er gar nicht.
Sie war so überrascht, dass sie
sich nicht wirklich wehren konnte. Sie spürte ihren Schmerz, seine Wildheit und Gier zwar,
doch war sie zu schwach und auch wie gelähmt ob dieses Angriffes. Er war über ihr,
seine Augen sprühten Funken und sein Schwert in ihr löste etwas aus, was sie
noch nie so empfunden hatte. Sie spürte plötzlich, wie alles in ihr zu beben
begann, sich ihre Muskeln in der Scheide verkrampften, wie sich Säfte in ihrem
Unterbauch zusammenzogen und hatte den
ersten Orgasmus ihres Lebens.
Sie schrie diese Empfindungen
heraus, ihr zarter Körper begann unkontrolliert zu zittern und kraftvoll
krallten sich ihre Fingernägel in seinen Rücken, sie begann seine Stöße zu
erwidern und bewegte wild ihr Becken. Sie entluden sich, diesmal gemeinsam,
ihre Bewegungen wurden langsamer und Nikolai sank neben ihr zusammen.
Er richtete sich auf und blickte
ihr in das erhitzte Gesicht.
„Duuuu?“, rief er erstaunt.
Sie starrte ihn an, versuchte
sich zu orientieren und hielt den Atem an.
`Was war denn da geschehen?´
Plötzlich begriff sie. Sie
richtete sich mit einem Schrei auf, raffte ihr zerrissenes Hemd vom Bett und
flüchtete, nackt wie sie war, aus dem
Raum.
Graf Nikolai blieb perplex
liegen. Es war eine neue Erfahrung, dass auch Elvira offensichtlich ein Weib
war. Doch er begriff auch, es war nicht Lydia, die er da gerade, wild wie ein
Hengst, bestiegen hatte. Er stand neben seinem Bett, umfing den Pfosten, der
den Baldachin hielt mit beiden Händen und schlug mit dem Kopf dagegen. Blut
rann über seine Stirne, er spürte es kaum und warf sich wieder auf das Bett.
Die Erschöpfung übermannte ihn und er schlief ein. Doch es war kein erholsamer
Schlaf, Albträume verfolgten ihn, er sah wieder das brennende Kloster, den
Prior am Glockenturm, wie er seine Hände gegen Himmel streckte und Gott anrief,
wie die Flammen um ihn herum loderten, ihn erfassten und er sah den erhenkten,
am Glockenturm baumelnden jungen Seminaristen. Er wachte auf, fiel wieder in den Schlaf und rannte im
Traum, Lydia hinter sich herziehend, durch einen brennenden Wald. Er sah wie
Flammen nach ihr züngelnden und sie gellend schrie. Schweißgebadet wachte er auf.
Der Morgen war inzwischen herauf
gedämmert und man konnte hören, dass das Haus und die Menschen darin,
erwachten. Es waren die Geräusche des Alltages. Er stützte seinen schmerzenden
Kopf in die Hände. So konnte es nicht weitergehen, das stand fest. Er
entschloss sich, den kühlen Morgen auszunützen und einen Ausritt zu machen. Er
hoffte, dass er in der Natur, auf dem Rücken seines Pferdes und in frischer
Luft, einen klaren Kopf bekommen wird und er überlegen kann, wie er wieder alles
in den Griff bekommen kann.
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