Regen-Wald-Gefühle
von Joana Angelides
Wie, mein Freund, du
hast dich bei strömenden Regen im Wald verirrt? Du hast eine Traumgestalt
gesehen, berührt, bist in ihr aufgegangen? Du fragst Dich nun, war es
Wirklichkeit oder Traum?
Kannst es nicht in
Worte fassen, ringst nach Definitionen, nach Wahrheit und Impression?
Ich werde es nach Deiner Erzählung nachempfunden, niederschreiben:
Da, waren da nicht Gestalten vorbei gehuscht? Knackten da nicht kleine
Äste und wisperten Blätter?
Er blieb stehen, um die Geräusche
des Waldes auf sich einwirken zu lassen und da erblickte er sie.
Inmitten der kleinen Lichtung mit den beiden großen Steinen lag sie auf dem größeren Stein. Ihr Körper
war nach rückwärts gebogen, ihre Arme zu
beiden Seiten ausgestreckt und das lange
Haar auf dem Stein verteilt. Sie hatte die Augen geschlossen und ein
seltsames Lächeln lag auf ihrem Mund. Ihr Gesicht war verklärt und es schien,
als würde sie es genießen, wie der Regen auf ihren Körper hernieder prasselte.
Die weiße dünne Bluse spannte über ihrem Oberkörper und lag an der Haut an. Sie erschien dadurch
nackt und man konnte das Heben und Senken
ihrer Brüste genau sehen. Die Brustspitzen hoben sich dunkel von der
Haut ab. Sie atmete tief und gleichmäßig und schien versunken in eine andere
Welt.
Die letzten Sonnenstrahlen des Tages konnten in die kleine Lichtung
einfallen und verfingen sich in den einzelnen Regentropfen, die sich aus ihrem
Haar lösten und manche Sekunde auch auf ihren Brustspitzen verweilten um dann
abzurinnen und einem neuen Tropfen Platz zu machen.
Es schien, als würde sie von
Diamanten eingerahmt daliegen und auf etwas warten.
Sie hatte die Beine etwas gespreizt um einen guten Stand zu haben. Sie
trug einen langen, ebenfalls sehr dünnen Rock, der sich über die kleine Rundung
ihres Bauches spannte und zwischen den Beinen ein wenig einfällt. Sie hatte
keine Schuhe an und ihrer Zehen gruben sich in den weichen Boden unter ihr ein und bewegten sich ein wenig.
Sie lag auf dem Stein, wie auf einem Altar und ließ sich vom Regen berühren, umfließen und liebkosen.
Das Wasser schien ihr nichts anhaben zu können, im Gegenteil, man sah, dass sie
es genoss. Es scheint, als würde sie den Regen als ihren Geliebten annehmen.
Er stand am Rande der Lichtung und hielt den Atem an. Er hielt den Atem
an, aus Angst, dass irgendein Geräusch diese wundervolle Erscheinung zum
Verschwinden bringen kann.
Der Regen fiel auf diese unwirklich scheinende Lichtgestalt und man
merkte, dass ihr Atem immer schneller wurde. Sie öffnete leicht den Mund und
schien etwas zu flüstern.
Er spürte eine unaufhaltsame Erregung in sich aufsteigen, sie trieb ihn dazu, sich ihr langsam zu
nähern. Je näher er kam, desto anziehender und realer wurde die Gestalt. Als er
vor ihr stand, öffnete sie plötzlich die Augen und ihr Blick war strahlender als er es sich vorgestellt hatte. Der Blick versank
in der Tiefe seiner Empfindungen und liess ihn nicht mehr los.
Sie richtete sich auf, streckte ihm die Arme entgegen, er ergriff sie
und mit einem Ruck löste sie sich vom Stein und steht nun vor ihm. Die Spitzen
ihrer Brüste berührten ihn. Ihre Augen waren noch immer in den seinen
versunken, er hielt ihre Arme fest, als wollte er verhindern, dass sie stürzte.
Ihre biegsame Gestalt sank jedoch wieder nach rückwärts ohne ihn loszulassen.
Er spürte, wie ihm langsam der Boden unter den Füßen entschwand und fand erst
wieder in ihren Armen liegend, Halt.
Es erschien ihm, als würden sie sich
beide schwebend über diesem Stein befinden, ihre strahlenden Augen weit
geöffnet, ihren Mund verschloss er mit einem verschmelzenden Kuß. Es war ihm,
als würde er hinein tauchen in einen träge dahin fließenden Fluß. Es schienen
Stunden zu vergehen, der Regen schien immer stärker zu werden, ein Gewitter
entlud sich mit Blitzen und Donner, ganz
nahe und spürbar.
Doch der Traum schien kein Ende zu nehmen. Er tauchte ein in eine Welt
von Gefühlen, Flüstern rundherum und in seinen Armen dieses sinnliche Geschöpf,
aufgehend in Hingabe und abgehoben in jene Gefühlswelt, die nur in einem süßen Tod enden kann.
Als der Regen plötzlich nachließ und er wieder langsam in die
Wirklichkeit zurück fand, mit geschlossenen Augen zurück taumelt, hörte er ein
helles Lachen und sah nur mehr, wie das Mädchen mit wehendem Haar im Wald
verschwand.
Hallo du, könnte es
so gewesen sein?
Aber glaube
mir, es ist wahrscheinlich
unwiederbringlich, wird sich nicht wieder in dieser Form wiederholen, auch wenn
es wieder einmal regnet im Wald.
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