Teil III
Wer das Glück hatte,
gleich beim ersten Mal einen Termin bei Tanaka zu erhalten, verlangte ihn immer
wieder.
Heute war mein erster
Termin bei Tanaka seit ich in diesem
Monat wieder kam. Ich hatte ihn sofort nach den Erzählungen von Sam
eingetragen. Sie hat uns alle neugierig gemacht. Das Wort Intim-Massage
elektrisierte alle zutiefst.
Sam zierte sich zwar
anfangs, doch dann erging sie sich doch in allen Einzelheiten. Und diese
Schilderungen waren für mich Ausschlag gebend, mich sofort um den Termin zu
kümmern.
Er empfing mich wie
immer mit einer tiefen Verbeugung, rückte die Polster am Bett zurecht und legte
mir mit einem Lächeln die Maske an, dann legte er ganz behutsam ein weiches
Tuch über meinen Bauch und verließ den Raum. Er sprach fast nie.
Leise konnte man im
Hintergrund die aufwühlende Musik von Beethovens Eroica hören. Tanaka liebte
Symphonien, er steigerte seine Furiosi oft mit der Musik und diese war imstande
auch in den Frauen die Gefühle zu beeinflussen.
Ich weiß gar nicht,
wie lange ich schon so da lag, durch die Maske konnte ich nicht feststellen, ob
es im Raum dunkel oder hell war.
Ich kenne den Raum
natürlich von vorherigen Massagen, er ist oval, mit Matten ausgelegt, das Bett
in der Mitte des Raumes ist niedrig, quadratisch und rot gepolstert. Es ist ein
japanischer Futon. Rund um das Bett sind mit Reispapier bespannte Paravants
aufgestellt, die mit Drachen und japanischen Landschaften bemalt sind. Die
Lampen dahinter erleuchten den Raum nur
wenig, das Licht durchbricht das
Reispapier nur sehr zaghaft. Der Blick durch die Breitseite des Raumes geht in
den mit Lampions geschmückten Garten hinaus und der kleine Teich spiegelt in
mondhellen Nächten die silberne Scheibe des Erdtrabanten wider.
Doch im Moment kann
ich das nicht sehen. Meine Sinne sind geschärft und ich horche in die
Dunkelheit hinein.
Wann wird Tanaka
endlich wieder zurückkehren? Die Erregung stieg und mit ihr die Erwartung für
das Kommende. Ich lag da, die Stille wurde immer lauter und das Einzige, das
ich hören konnte war mein Herzschlag und die leise Musik. Da, ein Luftzug! Er
betrat wieder den Raum.
Schon spürte ich
etwas Warmes auf meinem Bauch und dann spürte ich wie Fingerkuppen es
verteilten. Es roch nach Moschus und Vanille. Sehr lange kreisten diese
Fingerkuppen um meinen Nabel, glitten nach oben, umkreisten meine Brust,
sparten jedoch die Brustspitzen aus. Es machte mich verrückt, denn gerade daran
entzündete sich meine Erregung und er wusste es. Er wollte das scheinbar bis zuletzt aussparen. Ich spürte, dass er
neben mir auf dem breiten Futon kniete, sich über mich beugte.
Dann glitten diese
zärtlichen Fingerkuppen wieder abwärts,
massierten meine Hüften, glitten die Schenkel außen nach unten und an der Innenseite wieder nach oben. Ich
bäumte mich auf vor Lust.
Die Berührungen
änderten nun die Richtung und glitten wieder nach abwärts. In meine Kniekehle,
weiter die Waden entlang und umkreisten in der Folge meine Füße. Sie glitten an
der Seite bis zu den Zehen; kratzten wie
mit einem Geigenbogen an ihnen, kreisten
in den Zwischenräumen und meine Beine begannen wie die Saiten eines
Instruments zu vibrieren. Diese Hände
haben plötzlich Nägel, die Fingerkuppen sind verschwunden?
Er ist ein Virtuose
der meint ein Musikinstrument in Händen zu haben um ihm Töne zu entlocken
imstande ist, die in Sphären ausklingen.
Seine Finger begannen
nun auf der Fußsohle zu tanzen, und seine Nägel sanft einzusetzen. Ich stöhnte
und seufzte leise.
Dann begannen sie
jeden Zeh zu berühren, zart darüber zu streifen, ich stöhnte lauter. Es wurde
unerträglich und es hörte nicht mehr auf. Ich begann unkontrolliert zu zittern,
mochte fliehen. Unkontrollierbare Töne entweichen mir. Doch er wolle
offenbar meinen Klangkörper zu einer Symphony anschwellen hören. Ich
konnte nicht fliehen, war ich doch durch seine Hände an das Bett fixiert.
Alle meine Muskeln
spannten sich nun an, der Körper versuchte dieser süßen Qual zu entkommen. Da,
es hörte endlich auf und ich atmete auf, mein Körper sackte in sich zusammen. Doch es war nur ein kurzer Moment, schon
begann es wieder und diesmal sind es keine Fingerkuppen, keine Fingernägel,
sondern es war ein harter und doch elastischer Pinsel. Wahrscheinlich war es
der Pinsel mit den Marderhaaren, den ich
schon kannte Er ließ meine Beine wieder unkontrolliert zucken, mich aufbäumen,
mich betteln, er solle doch aufhören. Aber er wusste, dass ich es eigentlich
nicht wirklich möchte. Ich spürte nur seinen warmen Atem auf meinem Bauch. In
der selbst gewählten Dunkelheit stellte ich mir vor, wie er über mich gebeugt
es genoss, wie ich mich wand, um eine Pause flehte, flüsternd dalag. Er genoss
die anschwellenden Töne aus meiner Kehle, aber auch die Zwischentöne meiner
eigenen Komposition.
Der Pinsel bewegte
sich auf der Fußsohle in wechselndem Tempo und in meinem Inneren beginnen sich
bunte Kreise zu drehen. Ich muss aus diesem Teufelskreis raus, ich halte es
nicht mehr aus.
Nun wanderte der Pinsel an der Innenseite meiner
Beine hinauf zu den Schenkeln und vermittelt den Eindruck von Millionen von
Ameisen, die über meinen Körper liefen. Nun kam dieser Pinsel langsam näher an
mein Lustzentrum und ich hielt den Atem an. Der Körper wusste, was auf ihn
zukam. Einerseits zitterte er davor, andererseits wollte er es, sehnte es herbei.
Zarte Finger teilten
meine Scham und der Pinsel gleitet langsam zwischen meine Lippen. Er erreicht
die Klitoris und begann langsam darüber zu kreisen. Sehr langsam. Die Impulse
stiegen in meinen Kopf, erzeugten bunte Ringe, sich drehende Kreisel und das Gefühl nur mehr aus
Gehirnmasse und Klitoris zu bestehen.
Der Pinsel bewegte
sich hin und her, am Punkt rundherum. Schneller, dann wieder langsamer, ich
stöhnte und stieß kleine Schreie aus. In dem Moment, als sich ein Orgasmus
ankündigt, hörte der Pinsel auf. Die Spannung fiel zusammen. Nun
begann ich sogar zu betteln, dass
er weitermachten soll, flüsterte sinnlose Worte, mein Atem flog Doch er
scheint vorerst erbarmungslos.
Er entfernte sich vom
Bett und ließ mich mit all meiner
Erregung wieder alleine. Ich horche in die Dunkelheit, die meisten Ameisen sind
zur Ruhe gekommen. Doch einige Tausende spürte ich noch, besonders im Gehirn. Sie machten meinen
Geist verrückt.
Da, er begann wieder
sich mit meinen Füßen zu beschäftigen. Er rieb sie mit etwas Öl ein und beginnt
schon wieder unter meinen Zehen zu tanzen, mit seinen Fingernägel meine
Fußsohlen, besonders an den Seiten zu bearbeiten und mein Körper bäumte sich
wie unter Strom auf, zuckte. In Kürze
werde ich die Kontrolle verlieren. Als es fast unerträglich wurde, hört es
wieder auf. Ich schrie auf, NEIN!
Ich merkte den
Luftzug, den ein Körper verursacht, der sich ganz nahe bewegt. Ich spürte, wie
sich dieser Körper über mich beugte und meine sehr harten, erregten
Brustspitzen zwischen seine Lippen nahm und sie presste, drehte und mit seiner
Zunge streichelte.
Ich wurde mit
ungeheurer Wucht von einem Sturm hoch gehoben und flog nun hoch hinauf den Wolken entgegen.
Seine Fingerkuppen
erfassten nun wieder meine Perle und strichen im gleichen Rhythmus darüber, wie
seine Zunge meine Brustspitzen berührte. Jeder Zentimeter meiner Haut war
elektrisiert, es tanzte Elektrizität darüber, das Vibrieren hörte nicht mehr
auf.
Ich spürte Kaskaden von Empfindungen in meinem Körper
auf und ab laufen, wie Flut und Ebbe.
Sie werden in Kürze über mir
zusammenschlagen.
Es kann unmöglich ein
Mensch alleine sein, der meinen Körper
so zum Klingen bringt, es ist ein ganzes Symphonieorchester. Die bunten Kreise
in meinem Gehirn werden immer schneller und als er in mich eindringt, schnell
und fordernd, kräftig und selbst pochend und zuckend, fliege ich direkt über
einen Vulkan, der sich plötzlich auftat.
.
Das Furioso strebt
seinem Höhepunkt zu. Das Finale vermischt sich mit den Pauken und dem
aufwühlenden, wilden Fluss der Leidenschaft des dritten Satzes der Eroica und der Körper verglüht.
Der Abschluss eines
solchen Nachmittags im Kleinen Teehaus von Kyoto war immer eine Tasse
Darjeeling und Knabbergebäck.
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