Freitag, 27. Oktober 2017

GLÜHENDES EIS, Erotik, Romantik



Glühendes  Eis

von Joana Angelides

 Bildergebnis für Eistanzen
Es ist ein Wintertag wie aus dem Märchenbuch.

Durch die dicken Schneewolken kämpfen sich einige wenige Sonnenstrahlen und lassen die herab schwebenden Schneeflocken  kurz aufblitzen. Der Natureislaufplatz der kleinen Dorfgemeinde außerhalb der großen Stadt liegt wunderbar romantisch am Ausläufer des Hausberges und am Rande des Waldes. Es ist ein kleiner See, der fast bis zur Hälfte hinab gefroren ist.

Am Ufer des zugefrorenen Sees wurden einige Sitzbänke für eventuelle Zuschauer und Besucher  aufgestellt, die auch die Eisläufer selbst zum Ausruhen einladen. Es gibt auch einige ständig umlagerte Holzstände, die kleine Imbisse und Punsch verkaufen.

Und über all dem ertönt aus den vier Lautsprechern lebhafte Musik.  Die Lautsprecher sind auf einem Holzhaus, einem Pavillon gleich, montiert, das sich in der Mitte der Fläche langsam im Kreise dreht und auch bunte Lichtsignale über den Platz schickt. Da viele kleinen Glocken  an den Wänden montiert sind, und diese durch den leichten Wind bewegt  werden, vermischt  sich deren Klang mit der Musik zu einer harmonischen Weise.

Man kann den Schneewalzer erkennen, oder romantisch klingende Melodien, die von bunten Luftballons und Schneeflocken, Schlittenfahrten und dem kommenden Weihnachtsfest handeln. Die Menschen ziehen ihre Runden, manche alleine, manche zu mehreren. Jugendliche flitzen zwischen den Erwachsenen herum und Mütter halten ängstlich ihre Kleinkinder an der Hand.

Am Ende einer der Bänke sitzt ein nicht mehr ganz junger Mann und schaut gedankenverloren dem Treiben auf dem Eis zu. Wenn er die Augen zu einen kleinen Schlitz verengt und sich nur der Musik hingibt, beginnt sich der Platz zu drehen, die Stimmen und die Musik tauchen in den Hintergrund und er fühlt sich in die Vergangenheit zurück versetzt.

Er erinnert sich an die Lichter die sich auch damals am Eis spiegelten, konnte wieder die Spuren der Schlittschuhe an der Oberfläche sehen und das helle Lachen seiner Begleiterin.
Ihr Lachen begleitete ihn in seinen Gedanken viele Jahre, es war ein wunderbares helles Lachen, das an silberne Weihnachtsglocken erinnerte. Es nutzte die Luftströmung und wurde nur sehr langsam leiser. Wenn man sich sehr anstrengte, konnte man dieses Lachen noch lange, nachdem es verklungen war, ahnen.

Sie glitten damals Arm in Arm über das Eis. Er hatte seinen rechten Arm um ihre Mitte geschlungen und seine geöffnete Handfläche lag an ihrer Taille  auf. Er wußte noch, daß er spürte, wie sie heftiger atmete. Ihre biegsame Gestalt legte sich in den sanften Kurven des Platzes leicht an ihn und raubte ihm jedes Mal seine mühsame Beherrschung. Wenn sie ihn dann mit ihren tiefblauen Augen strahlend anblickte und sich ihr Mund leicht öffnete, küßten sie sich jedesmal.

Entweder sie drückte  sich danach ein wenig an ihn, oder drehte sich weg und zog eine Schleife um ihn herum, um wieder lachend in seinen Armen zu landen. Sie hatte immer eine enganliegende, hellblaue  Strumpfhose an und ein kurzes, weites Röckchen in der gleichen Farbe. Ihr Oberteil war ebenfalls sehr eng und man konnte das Heben und Senken ihrer eher kleinen Brüste deutlich sehen. Der blaue durchsichtige Schal fiel ihr über den Rücken hinab und jeder noch so leichte  Windstoß ließ ihn flattern. Das dichte blonde Haar war zu einem kräftigen Zopf gebunden, den sie über die linke Schulter nach vorne gelegt hatte. Sie roch nach Frische und Tannenzapfen.

Wenn sie so eine Schleife um ihn drehte, schwang ihr Röckchen weit aus und man konnte ihren kleinen  runden Po sehen, was ihn noch zusätzlich  erregte.
Heute wußte er, daß es ihr bewußt war und er mußte lächeln.

Eines Abends waren sie so in dieses erregende Spiel so vertieft,  daß sie erst merkten, daß sie alleine auf dem Platz waren, als die Musik verstummte und die Beleuchtung ausgeschaltet wurde. Was blieb war die Notbeleuchtung für  der Nacht.

Der Platzwart hatte vergebens einige Male auf das Veranstaltungsende aufmerksam gemacht, aber  sie hatten es nicht gehört, bis er Achsel zuckend nach Hause ging. 

Doch sie drehten weiter ihre Runde, ihre Augen versanken in ihren Sehnsüchten, sie ertranken darin. Die plötzliche Stille war so laut, daß sie das Herzklopfen übertönte. Das Schneetreiben war noch dichter geworden und es schienen sie  weiße Schleier  einzuhüllen.
Auf ihren Gesichtern landeten hin und wieder kleine Schneeflocken die sie  lachend weg wischten. Sie fuhren die Kreise  immer enger und schließlich landeten sie außer Atem bei dem kleinen Pavillon in der Mitte des abgesteckten Platzes.

Er setzte sich auf den Sockel und zog sie zu sich herab. Nun saßen sie dicht nebeneinander,  er schlang schützend seinen Arm um sie und sie legte den Kopf an seine Schulter.

Als sie sich beide zurücklehnten  mußten sie den Hebel berührt haben, der den Pavillon in Bewegung setzt. Er fuhr sich langsam an und die kleinen Glocken stimmten  ein leichtes helles Lied an. Durch die drehende Bewegung schien es, als würden sie mit einem Schlitten durch den verschneiten Wald fahren.
Als  seine Lippen die ihren berührten, öffnete sie diese leicht und es wurde ein langer, leidenschaftlicher Kuß daraus. Seine Hände glitten an ihrem schlanken Körper entlang und er konnte plötzlich ihre hart gewordenen Brustspitzen durch den Wollstoff spüren. Sie zuckte zusammen; es war wie ein Signal für ihn. Er begann nun ihren Körper zu erforschen und sie ließ es geschehen, ohne auch nur eine abwehrende Bewegung zu machen.

Als er langsam die Knöpfe ihres Jäckchens  öffnete und ihre warme Haut darunter berührte, erzitterte sie und drängte sich an ihn, als wollte sie die kühle Nachtluft abwehren. Plötzlich war Stille um sie herum, als würde die Natur den Atem anhalten. Der kleine Pavillon in der Mitte des Platzes drehte sich ständig weiter, die Flocken legten sich zart und vorsichtig auf die beiden Liebenden und das Spiel der Glocken wurde zur Symphonie.

Sie lagen in ihrem „Schlitten“, durch das langsame Drehen  des  Holzpavillon schien es, als würde die Landschaft an ihnen  vorbei gleiten, unvermittelt begann das Eis um sie herum zu glühen.


Es war der ultimative Moment der Erfüllung ihrer Gefühle, der sie alles rund um sie vergessen ließ.
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Der Mann auf der Bank am Rande des Eislaufplatzes schreckt auf. Wieso war die Musik aus?

„Sie sind der Letzte, es ist für heute vorbei und sie müssen gehen!“ Es ist die Stimme des Platzwartes, die ihn aus seinem Traum zurückholt.

Und tatsächlich sind die Lichter verloschen, nur die Begrenzung des Platzes ist mit der Notbeleuchtung  markiert, der kleine Holzpavillon in der Mitte hat aufgehört sich zu drehen.

Er steht langsam auf, nickt dem Platzwart mit einem kleinen Lächeln zu und geht davon. Er fühlt sich plötzlich sehr einsam und alleine.

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