Die verhinderte Probefahrt.
von Joana Angelides
9.ooh morgens
Oh, in der Chefetage im dritten Stock gibt es scheinbar eine Neue!
Ich habe sie gerade eben beim Kopierer getroffen und natürlich sofort meine
Antennen ausgefahren.
Man muss ja auf dem neuesten Stand sein, was so in der Firma vor sich geht.
Da ich ein Autofan bin, habe ich sie sofort kategorisiert:
Das Fahrgestell ist hinreißend, besonders die vorderen Stoßdämpfer kräftig
und schwer in Ordnung! Ausladend und wohlgeformt die seitlichen Rundungen,
kräftig und fest auch die Polsterung.
Sie hat mich angeblinkt und ich war sofort auf Hundert! In Null Komma Nix!
Ob man mit ihr eine Probefahrt machen kann? Ich sollte sie Mittag in der
Kantine darauf ansprechen.
10.ooh vormittags
Laut Peter aus der Buchhaltung ist sie wie ein Cabriolet, offen für Alles, aber
sehr teuer in der Wartung. Mindestens einmal täglich einen Strauß Blumen, mit
Karte natürlich! Gegen den Fahrtwind liebt sie eine Nerzstola und das Tanken
spielt sich im Bereich von Champagner und Kaviar ab. Natürlich liebt sie
Autoschlüsselanhänger mit des „Girls best Friend“, also Glitzersteinchen, mit
zumindest einem Karat dran baumelnd. Peter ist immer „full informed“, wenn es
um solche Luxuskarossen geht.
11.ooh vormittags
Telefonat mit meinem Bankbetreuer, zwecks Aufnahme eines kurzfristigen Kredites.
Es war nur ein Pfauchen zu hören, er versprach aber dann doch, mich zumindest
zurückzurufen.
12..ooh mittags
Nach dem Stürmen des Speisesaales musste ich leider feststellen, dass das
blonde, imaginäre Ferrari-Cabriolet noch nicht da war. Naja, auf Schönes und
Begehrenswertes kann man auch ein wenig warten.
Nachdem ich bereits drei Mal die Menüfolge auf und abgegessen hatte und vom
Abteilungsleiter bereits ausgerufen wurde, habe ich mich resigniert an meinen
Schreibtisch verkrochen.
14.ooh nachmittags
Mein Bankbetreuer sichert Kredit zu, aber nur nach Überschreibung meines
Hauses und einer Liegenschaft meiner Frau.
Das werde ich meiner mir angetrauten Gemahlin aber nicht plausibel erklären
können.
16.ooh nachmittags
Überprüfung meiner Barschaft, Auskuppeln, niedrigeren Gang rein und
Zurückschalten auf Normalbetrieb, Resignation.
17.ooh Geschäftsschluss
Wir sind uns beim Verlassen des Bürohauses wieder im Lift begegnet. Ich bekam
ein kleines Lächeln von ihr und in der
Folge einen roten Kopf.
Ich hielt ihr die Tür auf, als wir auf die Straße traten, nahm allen Mut
zusammen und wollte sie gerade um ein Date bitten, als sie strahlend lächelnd
an mir vorbeieilte und in einem roten, höchstwahrscheinlich gemieteten Cabrio,
Platz nahm. Hinter dem Steuer saß nämlich Peter, dieser falscher Fünfziger,
winkte mir zu und brauste mit meinen beiden Träumen davon. Dem Cabrio und der
dazupassenden Ausstattung.
Vielleicht sollte ich zu sparen beginnen? Naja, wer weiß, ob es in 100
Jahren noch Cabrios gibt?
Nach harter Landung auf dem Boden der Wirklichkeit, und Anerkennen der
realen Tatsachen, musste ich feststellen, dass ein solides und sich bereits
bewährtes System wie mein Audi, der immerhin bequeme Sitze und vier Türen hat,
Anerkennung verdient!
Trotz einer gewissen Enttäuschung verlief dann der weitere Abend gemeinsam
mit meinem soliden Familienauto, meiner wunderbaren Ehefrau an meiner Seite,
unerwartet schön und harmonisch.
Positiv ist auch, dass eine Probefahrt absolut unnötig war.
Aber……….. Mann wird doch noch hin und wieder träumen dürfen?
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