Montag, 7. April 2014

IM SCHATTEN DES OLIVENBAUMES, Roman 1.Kapitel



AUSZUG AUS DEM ROMAN 

"IM SCHATTEN DES OLIVENBAUMES"
von JOANA ANGELIDES


                                                Downzuladen als e-Book bei Amazon, Thalia und vielen Großhändlern 
Im Schatten des Olivenbaumes


Unwillkürlich hob sie den Blick und musterte die Rückseite der Villa. Sie gefiel ihr sehr mit den großen Balkons und dem schönen, gepflegten Park und dem alles beherrschenden Olivenbaum davor. Sie konnte nicht sagen, ob ihr das Haus von vorne mit der breiten Treppe oder von rückwärts mit den beiden seitwärts angebrachten Treppen besser gefiel.
Sie blinzelte etwas. Hatte sich dort im ersten Stock nicht ein Vorhang bewegt und war dahinter ein großer Schatten zu sehen? Sie nahm die Hand vors Gesicht, um besser sehen zu können. Nein, es war nichts, sie musste sich getäuscht haben.

Die folgenden Tage verliefen in gewohnten Bahnen. Georg kam an den darauf folgenden Tagen erst wieder abends nach Hause, aber sie ertappte sich dabei, dass sie am Strand liegend darauf wartete, dass er auftauchte. Erst am Wochenende war Georg wieder da und unterhielt beim gemeinsamen Essen samstagmittags alle wieder mit seinen Erzählungen über die Ereignisse der vergangenen Woche.
Sie beobachtete dabei Dimitri. Immer, wenn Georg anwesend war, ruhten seine Hände unter dem Tisch im Schoß. Seine Gewohnheit war es sonst immer, mit dem Plastikring in seiner Hand zu spielen und auf keine Anrede zu reagieren. Er schaute auch fast nie auf.
Doch nur wenn Georg anwesend war, hob er manches Mal den Blick, um ihn gleich wieder zu senken, wenn ihn dieser ansprach.
Giselle merkte, dass Georg die einzige Person war, die imstande war sein Interesse kurz zu wecken. Und Georg wusste das auch!
Während Georg sprach, fiel Eleni die Serviette zu Boden und sie bückte sich. Giselle blickte unwillkürlich auf die Gegenüberseite des Tisches und fing den Blick von Kosta auf, den dieser Georg zuwarf. Sie war sehr erschrocken über diesen kalten, und wie es ihr schien, bösen Blick. Sein Gesicht war versteinert und seine Lippen zusammengepresst.
Fast wäre ihr das Glas aus der Hand gefallen. Durch den heftigen Aufprall des Glases beim Niederstellen bemerkte Kosta ihren Blick. Sein Gesicht entspannte sich sofort wieder und er hob sein Glas und prostete ihr zu.
Was war das? Ihre Gedanken waren ganz durcheinander. Sollte es zwischen den Brüdern Zwistigkeiten geben, war da ein Geheimnis, das außer den beiden niemand kannte? Oder war Kosta wegen der offenen und unbeschwerten Art von Georg eifersüchtig auf diesen? Störten ihn die zarten Bande zwischen Dimitri und Georg?
All diese Fragen schwirrten in ihrem Kopf herum, als sie die Treppen zu ihrem Zimmer empor schritt. Sie schloss die Holzläden bis auf einem Spalt, zog sich aus und ging ins Badezimmer. Sie duschte und ging dann, nur mit einem Handtuch bekleidet, wieder zurück ins Zimmer.
Sie griff nach einem weiten, sehr dünnen Kaftan aus kühler Baumwolle und erstarrte mitten in der Bewegung. Aus dem Schatten des Zimmerhintergrundes trat die große Gestalt von Kosta hervor. Er musste in den Raum gekommen sein, als sie im Bad war. Er kam langsam auf sie zu und blieb mitten im Raum stehen. Er hatte einen Bademantel an, den er nun langsam öffnete und dann zu Boden fallen ließ. Er stand nun vor ihr, völlig nackt und sie spürte, wie sie langsam zu zittern begann. Sie brachte keinen Ton hervor und starrte ihn nur an. Er streckte langsam die Arme aus und ging  weiter auf sie zu.
Sie wollte die Arme zu einer abwehrenden Bewegung heben, doch sie konnte nicht. Sie war wie gelähmt und konnte sich nicht bewegen, ja nicht einmal atmen.
Er stand nun vor ihr und seine faszinierenden dunklen Augen blickten sie an. Er legte einen Arm um ihre Hüfte und mit der anderen Hand fuhr er ihr durchs Haar, bog ihren Oberkörper zurück und küsste sie. Sein Kuss war anfangs zärtlich und forschend, um dann immer leidenschaftlicher zu werden. Sie war außerstande sich zu wehren und versuchte es auch gar nicht ernsthaft. Sie war gefangen in einem Strudel der Gefühle, die sie bisher nicht kannte und sich auch bisher nicht vorstellen konnte. Er hob sie wie eine Feder auf und trug sie hinüber zum Bett, legte sie langsam nieder und knüpfte ihr Handtuch auf. Seine Lippen begannen sie zu liebkosen und als sie bei ihren Brüsten angelangt waren, spürte sie, wie der noch verbliebene innere Widerstand schwand und sie gab sich seinem leidenschaftlichen Verlangen hin.
Es war wie ein Sturm, der über sie hinweg brauste, eine Leidenschaft  entflammte sich immer wieder und sie vermeinte in einen tiefen Brunnen zu fallen, um nie unten anzukommen. Ein roter Nebel umfasste alle ihre Sinne und verdrängte jeden Widerstand. Sie überließ sich seinen fordernden Liebkosungen, sie tauchte ein in Gefühle, die sie niemals zuvor erlebt hatte und verlor das Gefühl für Zeit und Raum, als er immer wieder in sie eindrang. Sein durchtrainierter Körper glich sich dem ihren an und suchte immer mehr Berührungspunkte mit, um ihre ausbrechende Leidenschaft noch mehr anzufachen. Seine kraftvollen Arme hielten sie so fest, dass sie aus Schmerz kleine Schreie ausstieß, die seine Leidenschaft noch mehr anfachte. Als sich ihre Lust entlud, glaubte sie zu verbrennen.
So plötzlich, wie er sie genommen hatte, so plötzlich ließ er ab von ihr und legte sich schwer atmend neben sie.
Da raffte sie sich auf und lief ins Badezimmer. Sie erschrak, aus dem Spiegel blickte ihr ein völlig fremdes Gesicht entgegen. Es war gerötet, die Augen weit geöffnet und der Blick zeigte die innere Erschütterung.  Unter der Dusche  ließ sie das warme Wasser an ihrem Körper hinunter fließen und begann zu weinen. Ihr ganzer Körper wurde von diesem Weinen geschüttelt, die Tränen rannen über ihr Gesicht und mischten sich mit dem Wasser. Noch nie war sie so erschüttert worden, noch nie hatte sie solche Erfüllung ihrer Lust verspürt. Sie wusste nicht, wie lange sie so da stand, als sie wieder zurückkam, war er nicht mehr da.
Sie legte sich quer über das Bett. Es war wie ein Spuk. Was war geschehen? Es musste ein Traum gewesen sein, doch da spürte sie seinen Duft aus dem Bettlacken aufsteigen und sie wusste, es war kein Traum. Es roch nach Moschus und Vanille, Moos und frisch geschnittenem Holz. Sie hatte das Gefühl, als würde sie im schwerelosen Zustand in einem dunklen Raum ohne Begrenzung dahin taumeln; sie spürte sich körperlos, als gasförmiger Körper, der ständig seine Form und Konsistenz verändert.
So lag sie da, bis es sie fröstelte. Sie hatte vergessen sich abzutrocknen und hatte sich auch nicht bedeckt. Sie richtete sich langsam auf und zog nun den Kaftan über. So blieb sie mit angezogenen Beinen sitzen und versuchte, das Erlebte zu analysieren. Sie war in ihrem Leben als Frau noch nie von einem Mann in dieser Art genommen worden. Sie hatte von all diesen Gefühlen und dieser Leidenschaft bisher nichts gewusst und es erschreckte sie. War das die „große“ Liebe, von der man immer las? Nein sicher nicht, versuchte sie sich zu beruhigen.

e-Books
www.bookrix.de

Keine Kommentare: