Freitag, 15. August 2014

REISEBÜRO "BLUTSPUR", 1. Tour, böse Satire




Reisebüro "Blutspur" (eine böse Satire)
von Joana Angelides 



Das Reisebüro "Blutspur" bietet ja bekanntlich Touren zu den weltbekanntesten und herrlich grausamsten Stätten der Welt an.
Gar nicht überraschend gibt es sehr viele Interessenten, sodass das Reisebüro bereits einige Male pro Monat diese Routen belegt.
Die Tour beginnt diesmal in Deutschland und hat als Schwerpunkt die Hexenverbrennungen, da ja die erste Hexenverbrennung in der Kirchengeschichte im Jahre 1272 in Toulouse stattfand.
Die Hexenverbrennung war damals die gängigste und effektivste Methode, seinen Nachbarn oder Konkurrenten loszuwerden. Bis zu 60.000 Menschen fielen diesem Wahn zum Opfer.
Eine besondere Gnade war, wenn das Opfer vorher erdrosselt wurde. Was für humane Gedanken, damals schon, im dreizehnten Jahrhundert!
Ein wahnsinnig aufregendes Spektakel muss das gewesen sein! Alle versammelten sich am Hauptplatz, Es gab Gaukler, Artisten und Gaffer, sicher wurden auch Erfrischungen gereicht und die Damen des Horizontalen Gewerbes konnten nach dem mittelaltrigen Barbecue die aufgegeilten Männer nach Strich und Faden ausnehmen.
Das Sightseeing beginnt gleich nach dem Frühstück im Hotel.
Das Reisebüro hat einen fix aufklappbaren Scheiterhaufen mit, der dann eine Stunde vorher am Hauptplatz aufgestellt wird. Leider darf man ihn nicht anzünden, da es die Feuerrechtsbestimmungen meist nicht erlauben. Aber mittels eines Tonbandes kann man die schauerlichen Schreie der brennenden Opfer vom Tonband genießen und wer will, kann sich an den Pfahl binden lassen und mit geschlossenen Augen die Atmosphäre nachempfinden.
Während der Weiterfahrt nach Frankreich wird noch weiter gerätselt, ob es heute noch Hexen gibt?
Die Französische Revolution 1789 bis 1799, also zehn Jahre aufregender Ereignisse, rückte die Guillotine wieder in den Mittelpunkt!
Der Führer vom Reisebüro erklärte vor dem Schloss Versailles die Funktion und lobte die Zuverlässigkeit des Instrumentes. Er betonte auch, dass die Hinrichtungen auf einem Schafott, wo der Kopf mit einem einzigen Schlag abgetrennt wurde, nur den Adeligen vorbehalten waren. Erst durch die Erfindung der Guillotine kam auch das gemeine Volk in den Genuss einer humaneren Hinrichtung, früher wurde es, ebenfalls öffentlich, einfach nur gehenkt.
Man muss sich dass vorstellen, die Menge wartet auf den Leiterwagen, wo die Verurteilten angebunden herbei gekarrt werden. Mit vor Angst geweiteten Augen und meist auch noch weinend.
Die Menge wirft mit allerlei Obst und Eiern nach ihnen! Also, heute gibt es solche Freiluftveranstaltungen leider gar nicht mehr. Naja das Werfen mit Lebensmittel ist ja in unserer Zeit obsolet.
Was für ein Tod! Man muss sich das vorstellen, man wird mit dem Kopf und den Händen eingeklemmt und über dem Haupt schwebt ein scharfes Dreieck, dass jeden Moment herab sausen kann! Man lauscht auf jedes Geräusch, jeder Bewegung hinter einem. Ein Nervenkitzel sondergleichen.
Im Endeffekt kommt ja der Tod oft unverhofft, nicht wahr?
Kalte Schauer laufen dem Touristen über den Rücken!
Der Delinquent sieht nicht viel, nur den Korb unter ihm. Da wird ja voraussichtlich der Kopf hinein fallen..
Um genügend Applaus zu bekommen kann der Henker den Kopf danach aber auch aus dem Korb nehmen und dem johlenden Publikum zeigen!
Schauer laufen uns über den Rücken und ein wenig Mitleid regt sich. Obwohl, es ist ja schon Jahrhunderte her!
Die Fahrt geht weiter nach London, zur Besichtigung des Towers.
In den Verliesen des Towers, der im Mittelalter erbaut und immer wieder ausgebaut und erweitert wurde, sind vorwiegend Menschen des oberen Standes verschwunden. Bischöfe, Prinzen, unliebsame Verwandte des Königshauses, usw. Damals gab es deren ja viele!
Die drei Königinnen Anne Boleyn, Catherine Howard und Lady Jane Grey haben den Tower nie verlassen. Sie fanden dann aber dafür in der Kapelle ihre letzte Ruhestätte. Eine Wiedergutmachung sozusagen.
Man kann von einer Balustrade in die Kellergewölbe hinunter schauen, sich vorstellen, wie halbnackte Männer an Eisenringen an den Wänden hängen und die Ratten hin und her huschen.
Im Prospekt liest man, dass sie entweder verhungert sind oder hingerichtet wurden, oder vielleicht sogar beides.
Man kann sich im Geiste vorstellen, wie feine Damen mitten im Stroh sitzen und den verzweifelten Kampf gegen Ungeziefer beginnen. Schauerlich, aber doch vielleicht irgendwie gerecht?
War da nicht irgendwo ein Schluchzen?
Es klingt schauerlich in den Gewölben, wenn die Touristen, nur so zum Spaß, Hilferufe hinunter rufen. Klingt aber doch gut, oder?
Auf jeden Fall gibt es nichts, womit man die Menschheit nicht unterhalten kann, wenn es nur sensationell genug ist und den anderen passiert.


Liebliche Täler und sanfte Höhen werden immer wieder in Reiseprospekten angeboten und lösen eigentlich bei sensationshungrigen Touristen nur innerliches Gähnen aus.

Aus der Geschichte wissen wir doch, dass es immer wieder Gräueltaten gab, die in die Weltgeschichte eingingen. Warum gibt es nun keine Angebote der Reisebüros, diese Orte zu besuchen, sich ein wenig Gänsehaut und Entsetzen zu verschaffen?

Schließlich gibt es ja Menschen, die sich gerne fast zu Tode fürchten und sich das auch was kosten lassen.

Diese Marktlücke hat nun das Reisebüro „Blutspur“ entdeckt und dementsprechende Touren zusammengestellt.

Besonders zum Fürchten ist schon die Reise mit dem rumänischen Reisebus, mit defekten Bremsen, abgefahrenen Hinterrädern und nur einem Chauffeur, der sich in den Kurven immer schräg nach rechts oder links beugt.
Vom Rückspiegel blickt uns ein hin und her schwingender kleiner Vampir mit roten blinkenden Augen und sehr großen Eckzähnen an.
Gruß vom Grafen Vlad Dracula.
Das Reiseziel ist Siebenbürgen in Rumänien, besser noch bekannt als Transsylvanien. Übernachtet wird im Schlosshotel Dracula. Die Betten da sind wundervoll gearbeitete Särge und in allen Durchgängen hängen Kruzifixe und Knoblauchkränze. Wir hören nachts schauriges Heulen und Schreien aus den Untergeschossen, die mit Lautsprechern in die Zimmer übertragen werden und an der Außenmauer des Schlosses huschen verhüllte schwarze Gestalten wie Molche rauf und runter.
Wunderbare Schauer durchlaufen uns.




Es gibt zahlreiche Kurzgeschichten, einige Romane und Gedichte von mir! Fast alles in e-Books zusammengefasst! Download von amazon, Thalia Libri und allen Großhändlern!Großes Lesevergnügen um wenig Geld!

 

Keine Kommentare: