Der ideale Ehemann.
von Joana Angelides
Man sollte es sich
wirklich gut überlegen eine völlig fremde Frau dazu zu überreden, das künftige
Leben mit einem zu teilen.
Man bedenke die
Änderungen alleine im Badezimmer! Dort wo bisher die Zahnbürste war, befinden
sich plötzlich eine Unzahl von Pinseln und Bürstchen. Die Zahnbürste ist nun auf
der anderen Seite. Und dann sind es auch zwei, anstatt nur einer. Es kommt auch
zu Debatten, wenn die Zahnpastatube nicht zugeschraubt ist, oder in der Mitte eingedrückt,
was bisher völlig egal war.
In der Dusche
klatschen einen auch des Öfteren nasse Strumpfhosen ins Gesicht, weil man ohne
Brille hinein steigt, da diese sich unter der Dusche immer beschlägt. Beim
heraus steigen kann es passieren, dass
man auf dem Steiß landet, weil die Badematte
anders liegt, nur weil es so besser aussieht. Die Seifen duften meist
dann auch nach unterschiedlichen exotischen Blumen, was sich nicht mit dem
eigenen Duft verträgt. Was dann auch noch die Freundin irritiert.
Das Frühstück
verändert sich auch plötzlich. Man hört, dass Butter ungesund ist und dick
macht. Es gibt ein nach Hasenfutter schmeckendes Mischmasch aus der Schale mit
Milch übergossen und gesundes Gebäck mit Körnern drin. Die Zeitung zwischen uns
beiden, angelehnt an die Kaffeekanne, stört diese fremde Frau, die nun bei dir
wohnt, ebenfalls.
Reden alle Frauen
beim Frühstück soviel? Und wenn ja, muß man ihnen dabei ins Auge schauen?
Die tägliche
Debatten, wer wann das Auto benutzen kann, waren ebenfalls ermüdend. Wozu
braucht Frau ein Auto?
Und wo bleiben dann
die Abende, an denen man mindestens dreimal die Woche zu Hause mit Freunden
Karten gespielt hat? Sie werden von dieser fremden Frau, die nun hier wohnt,
boykottiert. Sie will justament an diesen Tagen entweder ausgehen oder
fernsehen oder einfach nur den Abend mit
dir vor dem Fernseher (oder im Bett....) verbringen. Sie empfindet die Zigarettenstummel auf dem
Teppich als störend, die Gläser auf dem von ihr polierten Teakholztisch stellt
sie dauernd auf Untersetzer, die leeren Flaschen unter dem Tisch sammelt sie
schon während des Spieles ein. Es stört sie auch gewaltig, dass meine Freunde leere
Bierdosen im Sitzen in den Papierkorb werfen und fast immer treffen. Sie
sträubt sich auch, Brote für uns herzurichten. Die Mayoflecken hat meine
Putzfrau früher immer mühelos aus den Sitzpolstern heraus gekriegt, glaube ich.
Wenn dann endlich eine angenehme Atmosphäre aufkam, der Zigarettenrauch so
richtige schummrige Beleuchtung schuf,
öffnet diese fremde Frau, die nun bei dir wohnt, das Fenster um Frischluft hereinzulassen. Wer will beim
Kartenspielen schon Frischluft! Ich verlor an Ansehen bei meinen Freunden, weil
ich mich nicht durchzusetzen vermochte.
Und erst die
Wochenenden! Eine jahrelange Gewohnheit, sonntags zum Fußballspiel zu gehen,
anschließend in unserem Stammlokal ein paar Biere zu kippen und dann
nachmittags den wohlverdienten Mittagsschlaf zu machen, wird in Frage
gestellt. Wer will schon spazieren gehen? Wer will schon zur Schwiegermutter
essen gehen? So was wie eine Schwiegermutter hatte ich gar nicht, bevor ich diese fremde Frau ehelichte.
Und weil sie mir
all diese lieben Gewohnheiten nicht ausreden konnte, ist sie einfach gegangen.
Sie wird nun nie erfahren, was ich für ein idealer Ehemann bin, wenn man mich
nimmt wie ich bin.
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