Der Panther
von Joana Angelides
Endlich waren die
Fensterputzer da. Die Außenfassade, ganz aus Glas, konnte die Sonnenstrahlen
schon gar nicht mehr widerspiegeln. Was einen ja nicht stört, wenn man drinnen
sitzt. Aber das Image der Firma soll darunter leiden. Naja, schaut ja sowieso
keiner mehr die hohe Fassade hinauf,
eilen alle nur geschäftig vorbei. Aber
Ordnung muss sein.
Sie sitzt
konzentriert vor dem Computer und studiert die aufgerufene Statistik.
Was ist das?
Vor dem geschlossenen
Fenster bewegt sich ein schwarzer Panther. Es ist der Fensterputzer. Durch das dünne
T-Shirt sichtbar, bewegen sich seine Muskeln mit kraftvollem Zucken, seine
langen Arme holen nach rechts oben aus, der Oberkörper streckt sich und es
scheint, der Panther ist mit der Scheibe
verhaftet und bewegt sich mühelos auf dieser entlang. Mit weit ausholenden,
kraftvollen Bewegung führt er den Schieber über das Glas und zieht ihn wieder zurück. Durch das nasse T-Shirt
zeichnen sich seine Muskeln ab. Rein
anatomisch betrachtet, makellos!
Sie hält inne
und schaut ihm fasziniert zu. Natürlich nur aus reinem Interesse daran, wie
es möglich ist, dass ein Mann so verhaftet sein kann mit einer Glasscheibe. Seine Muskel entspannen sich und er bückt sich, scheinbar
um den Fensterschieber abzuwischen. Nur
aus reinem Interesse natürlich, ob der Jeans-Stoff die entstehende Spannung auf der Rückseite auch aushält, richtete sie sich etwas
auf um besser sehen zu können und dummer
Weise warf sie die auf der Tischkante stehende Tasse Kaffe zu Boden.
Das Klirren holte sie
in die Wirklichkeit zurück.
Ist ja lächerlich,
warum sollte sie sich dafür interessieren, wie ein Fensterputzer arbeitet? Aber
man könnte ja Bewegungsstudien machen, außerdem sieht es ja keiner.
Sie nähert sich
langsam der Scheibe und steht nun genau vor ihm. Sie kann ihn sehen, er kann
durch die getönten Spiegelgläser jedoch nicht
herein blicken.
Ist schon
faszinierend, so nahe an einem Raubtier zu stehen, ohne dass es das merkt.
Nun wendet er sich
der anderen Seite der Scheibe zu und dehnt und streckt sich nun nach links
oben. Das T-Shirt ist etwas zu kurz, wie
alle diese billigen Dinger und rutscht aus dem Hosenbund heraus. Sie macht
einen Schritt zurück. Man will ja schließlich nicht indiskret sein. Der Gürtel
der Hose sitzt sehr locker und der Nabel wird unter dem Rand des T-Shirts
sichtbar, um dann gleich wieder, aufgrund der Gegenbewegung des muskulösen
Oberkörpers, von diesem T-Shirt verdeckt zu werden. Hat scheinbar keinen Slip
an dieser Panther da vor der Scheibe. Aber ist ja schließlich nicht von so
großem Interesse. Aber, hat er nun oder
hat er nicht? Obwohl.......... naja.
Es wurde inzwischen
zwölf Uhr. Fast gleichzeitig schauen sie beide, die Sekretärin und der
Panther, auf die Uhr auf ihren Handgelenken.
Er dürfte sich für eine Pause entschlossen haben und beginnt sich abzuseilen.
Dieser aufreizende, geschmeidige Körper bewegt sich nach unten bis nur mehr
sein Kopf zu sehen ist und dieser auch gleich verschwunden sein wird.
Hastig beendet die Sekretärin
ihre Sitzung vor dem Bildschirm, schnappt ihre Handtasche und beeilt sich
um zum Lift zu kommen. Heute wird sie
nicht erst um dreizehn Uhr essen gehen. Man muss ja nicht immer das Selbe tun! Nicht
etwa, um gleichzeitig mit dem Panther im Speisesaal zu sein, sondern um noch
vorher bei der Poststelle vorbeizuschauen, natürlich nur, wenn es sich ausgeht.
Sie betritt den
Speisesaal und unwillkürlich gleiten ihre Augen über die verschiedenen Tische,
wo sollte sie sich nur hinsetzen? Ah; dort ist noch ein Platz frei. Wie
zufällig am Tisch des Panthers! Sie nennt ihn nur mehr Panther, schließlich
kennt sie ja seinen Namen nicht! Noch nicht! Sie steuert mit ihrem Tablett auf
den Tisch zu, wird jedoch von einem jungen Mann sanft auf die Seite geschoben.
Der junge Mann setzt
sich neben "ihren" Panther und wird erfreut und erstaunlicher Weise sehr vertraut begrüßt. Sie berühren sich mit
den Fingerspitzen und lächeln sich zu. Sehr seltsam, wie sie sich ansehen und
wie sich ihre Augen ineinander versenken.
Irgendwie irritiert
dreht sie sich um, und hört gerade noch, dass
sich die Beiden für abends im „Guy“ verabreden. Ist das nicht...?
Also, die
Fensterputzer sind auch nicht mehr das, was sie sein sollten. Außerdem hat sie
sich „das“ gleich gedacht!
Sie sucht sich
einen Platz an einem anderen Tisch und
setzt sich mit dem Rücken zu den Beiden nieder und verzehrt völlig lustlos ihren Imbiss.
Es gibt zahlreiche
Kurzgeschichten, einige Romane und Gedichte von mir! Fast alles in e-Books
zusammengefasst! Download von amazon, Thalia Libri und allen Großhändlern!Großes
Lesevergnügen um wenig Geld!
Auch über http://www.bookrix.de/-joanavienna/
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen