STRAFE UND UNTERWERFUNG,
von Xenia Portos
Teil 2 und Ende
Was war nun geschehen? Die
Körper der beiden Männer waren aneinander gepresst, die Peitsche lag am Boden,
Kyrill strich zärtlich über Striemen Pawlows, küsste seine wunden Stellen, ließ
seine Zunge das Blut lecken und
flüsterte zärtliche Worte. Pawlow
genoss letzt endlich diese Zärtlichkeiten,
spürte den Schmerz nur mehr im
Hintergrund. Es war ja nicht das erste Erlebnis solcher Art, doch noch nie war
es gepaart mit diesem wahnsinnigen Schmerz.
Kyrill richtete sich ruckartig
auf und erwachte wie aus einem Traum. Er musste sich erst zu Recht finden, wo
er war, was geschehen war. Pawlow lag noch immer auf dem Schemel, nein hing
mehr als er lag, vor ihm. Was war nur über ihm gekommen, konnte er sich nicht zurückhalten?
Oh, er hatte es gewusst! Irgendwann würde es geschehen, aber dass es so
unbeherrscht über ihn kommen wird, so animalisch und elementar, das erschreckte
ihn. Ein undefinierbarer Laut entwich seiner Kehle.
Er streckte seine Hand aus,
um Pawlow aufzuhelfen und berührte ihn. Dieser zuckte zusammen und stieß einen
leisen heiseren Schrei aus. Er richtete sich jedoch alleine auf.
Die beiden Männer standen
sich nun
Angesicht zu Angesicht gegenüber und starrten sich an. Kyrill erschrak.
Der bisher sehr unterwürfige, demütige, oft auch bewundernde Blick des Knaben
war wie weg geblasen. Es traf ihn ein erstaunter, prüfender Blick. Keine Spur mehr von
Bewunderung, sondern mehr Verachtung und
Zorn war zu sehen.
Pawlow bücke sich und hob die
Peitsche auf.
„Diesen Zorn Gottes kann ich
auch bemühen? Es wird doch nicht das letzte Mal gewesen sein, dass wir eine
Peitsche verwenden?“.
Kyrill war so verblüfft über
die Veränderung des Knaben, dass er nur nicken konnte.
„Dann hatten Sie ja heute
ihren Spaß, Prior. Bitte verlassen Sie
mich nun, ich brauche Zeit und Sammlung.
Wir sehen uns beim Frühgebet“.
Und nun geschah das
Unerwartete, Ungewöhnliche. Prior Kyrill raffte seine Soutane zusammen,
schlüpfte in seine Sandale und verließ rückwärts gehend dem Raum.
Er war offensichtlich der,
der unterworfen wurde!
Er rannte fast in seine
Kemenate, warf die Soutane auf das Bett und kniete dann minutenlang nackt unter
dem Kruzifix und betete. Er fühlte sich plötzlich so schuldig und sündig, dass
er nun selbst zu seiner eigenen Peitsche
griff und sie erbarmungslos über die
Schulter auf seinen Rücken schlug, bis er fast zusammen brach. Dabei betete er
laut weiter.
Sein Körper und alle Sinne waren angespannt. Echte Verzweiflung
ergriff ihn und er verwünschte sich selbst ob seiner Begehrlichkeiten.
Niemals könnte er das
Geschehene dem Beichtvater bekennen, ohne seine Autorität zu verlieren. Pater
Anastasios müsste es am Buß-Freitag öffentlich vorlesen und ihn danach coram
publikum auspeitschen lassen. Das ist, wie bisher auch, glattweg unmöglich. Diesen Gedanken
konnte er gar nicht zu Ende denken.
Außerdem wäre das Fazit, dass
er offiziell jeglichen Kontakt zu Pawlow meiden müsste und das schien ihm in
seiner derzeitigen Verfassung und unter
der Lage der Dinge, unmöglich. Dieser Abend hatte die Schleusen zu seiner ganz
privaten Hölle geöffnet. Es lag ein Pfad vor ihm, der ihn zwar erschreckte aber
gleichzeitig in einen Zustand der Verzweiflung, Geilheit, Unterwürfigkeit und
Euphorie gegenüber Pawlows führte.
Der Ausweg aus dieser
Zwickmühle war, wie bisher, eine Beichte
bei seinem Subprior Jarolym. Nur so könnte
er dem ewigen Fegefeuer entgehen. Sie waren ja immerhin zwei gleichgeschaltete Seelen. Das wurde bisher schon auch von den Mitbrüdern so akzeptiert.
Er auferlegte sich noch
einige Gebete und ging dann zu Bett.
AUSZUG AUS DEM e-BOOK
"GLUT HINTER KLOSTERMAUERN"
von XENIA PORTOS
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