Freitag, 23. Oktober 2015

OLIVIA, Erotik



OLIVIA.
 von Joana Angelides


Bildergebnis fĂĽr olivenbaum
Von seinem Hotelzimmer aus hatte er einen schönen Blick in den  Park des Hotels und in der weiteren Folge aufs Meer hinaus bis zu dem, im Dunst verschwimmenden Horizont.

Der Blick wurde nur unterbrochen durch einen mächtigen Olivenbaum, der behäbig und wuchtig in der Mitte des Parks seinen Platz hatte. Er schien sehr alt zu sein und er nahm sich vor, bei Gelegenheit jemand im Hotel zu fragen, wie alt er sein konnte. Der knorrige Stamm gab dem Baum eben dieses Flair von Jahrhunderten.

Jedes Mal, wenn er an diesem Baum vorbei zum Strand ging, glaubte er das FlĂĽstern und Raunen der Blätter zu hören, als wĂĽrden sie ihn locken, doch zu verweilen. Es erinnerte ihn an Odysseus  und die Sirenen, nur dass es hier ein leises FlĂĽstern war, fast unhörbar.

Er nahm sich vor, nach dem Abendessen seinen heutigen abendlichen Spaziergang an dem Olivenbaum vorbei zu lenken.

Es war schon dunkel, die dezenten Lichter im Park leuchteten die Wege nur notdürftig aus, doch es genügte und war ausreichend. Als er sich dem Baum langsam näherte, vermeinte er wieder dieses Flüstern und Raunen zu hören, das er schon des Öfteren wahrgenommen hatte.
Er blieb vor dem Baum stehen und blickte  hinauf in die sich bewegende Blätter und Ă„ste.

„Ist er nicht schön und geheimnisvoll?“ Fragte in diesem Moment eine weibliche Stimme hinter ihm.

Er drehte sich um und da stand sie. Sie war nicht sehr groĂź, erschien eher klein  und zart. Das schwarze Haar fiel ihr ĂĽber die Schultern und umrahmte ein zartes, in der Abenddämmerung und gegen das Licht, ein eher undeutlich scheinendes Gesicht. Sie war bekleidet mit einem weiĂźen, langen, weit aufschwingendem Kleid, das ihre schöne Gestalt weitgehend ahnen lieĂź. Im Haar hatte sie einige BlĂĽten, die wie eine Krone wirkten und ein kleiner weiĂźer Schleier bedeckte nur rĂĽckwärts ihr Haar.
„Ja, finde ich auch, er fasziniert mich.“ Er lächelte.

„Er muss Jahrhunderte alt sein und wenn er reden könnte, wĂĽrde er uns sicher eine Menge erzählen können.“ Sie lächelte zurĂĽck.

Er war überrascht, er hatte sie noch nie im Hotel gesehen und doch schien es, als würde sie hierher gehören, genau so wie der Olivenbaum.


Sie setzte sich, ohne weitere Worte zu verlieren am FuĂźe des Baumes nieder und bedeutete ihm mit der flachen Hand, neben ihr Platz zu nehmen. Es war eine selbstverständliche Geste und es war ebenso selbstverständlich,  dass er ihrer Aufforderung Folge leistete. Die Erde war noch vom Tage erwärmt und ebenso der Stamm des Baumes. Jetzt erst bemerkte er, dass sie keine Schuhe trug. Ihre nackten Zehen gruben sich in die Erde ein und schienen dort Halt zu suchen

Sie lehnte sich einfach an ihn an und er ließ es geschehen. So saßen sie eine Weile, ohne ein Wort zu wechseln. Der leichte Abendwind wehte eine ihrer Haarsträhnen in sein Gesicht und er strich sie weg und berührte dabei ihre Stirn.

Sie wandte ihm ihr Gesicht zu.
„Es ist meine Hochzeitsnacht, heute werde ich mich mit dem Baum vermählen!“

Warum lösten ihre Worte bei ihm keine  Verwunderung  aus? Er richtete  sich etwas auf.

„Ja, bist du da sicher?“ Er hielt es fĂĽr einen Scherz, und  die vertrauliche Anrede kam wie von selbst.

„Ja, natĂĽrlich!“ Sie blickte ihm ganz ernst an und näherte  ihr  Gesicht dem seinen.

„Darum bist  ja du stellvertretend gekommen, hast Gestalt angenommen und mich in den Arm genommen.“

Sie stand auf und nahm seine beiden Hände in die ihren und begann, sich wiegend, langsam zu tanzen.

Ihre mit Leichtigkeit getragenen Bewegungen zogen ihn in seinen Bann und er wiegte und bewegte sich mit. Sie warf den Kopf zurĂĽck, so dass ihre BrĂĽste sich durch den dĂĽnnen Stoff hindurch abzeichneten und ihre Brustspitzen hart und fest zu sehen waren.
Dann zog sie ihn langsam zu sich und ihre beiden Gesichter kamen sich ganz nahe, bis sich ihre   Lippen trafen.
Endlose Ströme von Erregung, fließender Energie und Begehrlichkeit durchströmten ihn und die Wirklichkeit verschmolz mit der Nacht und der fast märchenhaften Begegnung zu einer Einheit. Er glaubte tatsächlich die Kraft des Baumes in sich zu spüren, sie strömte durch ihn, wie durch diese Äste und Zweige bis in die Spitzen seiner Finger, den Blättern gleich.

Sie sanken beide auf den weichen Boden unter dem Baum und er hielt diesen kleinen zarten Körper, der vor Erregung bebte und zitterte in seinen Armen und sie vollzogen diese Hochzeitsnacht in völliger Hingabe. Das Flüstern der Blätter, das Raunen der Äste und Zweige erzählten unglaubliche Geschichten von Liebe und Eros der vergangenen Jahrhunderte.

Er lehnte  am Stamm des mächtigen Baumes, streckte seine Arme nach ihr aus und wollte sie halten bis an sein Lebensende. Doch plötzlich schien sie sich zu entfernen, als wĂĽrde sie sich  in duftige Schleier auflösen. Er setzte sich auf, benommen noch, ein wenig atemlos. Doch er konnte sie nicht mehr sehen. Nur eine kleine weiĂźe BlĂĽte aus ihrem Haar lag neben ihm.
Er wollte sie rufen, doch er wusste ja nicht einmal ihren Namen

Er konnte den nächsten Abend kaum erwarten und bei Einbruch der Dämmerung fand er sich wieder unter dem Baum ein. Er setzte sich und lehnte sich wieder an den Stamm des Baumes. Mit geschlossenen Augen ließ er die Ereignisse der vergangenen Nacht an sich vorüberziehen und erlebte alles noch einmal.

„Hallo, mein Geliebter, du bist wieder da!“ Ihre Stimme war weich und sanft. Sie umfasste ihn von rĂĽckwärts und trat aus dem Schatten des Baumes hervor. Ihre Arme hielten ihn fest und er zog sie zu sich herab.
„Ich habe dich gesucht, habe dich vermisst!“

„Ich bin da und gehöre ganz dir!“
Sie hatte wieder diese weiĂźen BlĂĽten im Haar, trug es jedoch heute zu einer Art Krone aufgesteckt und der weiĂźe Schleier wehte leicht im Abendwind.
„Wie ist dein Name? Ich weiĂź gar nicht, wie du heiĂźt!“

„Ich heiĂźe Olivia!“ flĂĽsterte sie ihm ins Ohr und ihr warmer Atem raubte ihm fast die Sinne.
Die letzten Sonnenstrahlen vergoldeten die Blätter des Baumes und zeichneten kleine, sich bewegende Kringel auf den Boden neben ihnen. Doch sie sahen es nicht. Sie hielten sich fest umschlungen, loteten die Gefühle des Anderen aus und vergaßen die Welt um sich herum.

Die weit herabhängenden Zweige des Baumes waren wie eine schützende Hand über ihnen
und der Stamm bot ihnen Sichtschutz gegen das Hotel.

Sie verschwand wieder genau so plötzlich wie am Vortag und ließ ihn völlig entrückt und abwesend zurück.

Trotz vorsichtigen Fragens, konnte er niemand im Hotel finden, der sie kannte.

Die Tage waren nur mehr ein Warten auf die  Abende. Und immer, wenn er sich einfand, kam sie nach wenigen Augenblicken wie aus dem Nichts heraus und begab sich in seine Arme.

Heute war sein letzter Tag und er nahm sich vor, sie nicht wieder gehen zu lassen, er wird sie fragen, ob sie mit ihm mit kommen will. Mit ihm in sein Leben, weit weg von hier.

Er konnte den Abend kaum erwarten und saĂź schon viel zu frĂĽh am FuĂźe des Baumes, die Sonne stand noch am Himmel und ihr goldenes Licht flimmerte ĂĽber dem Wasser und blendete ihn.

Er konnte von seinem Platz den Sonnenuntergang beobachten, sah die blutrote Scheibe der Sonne langsam im Meer versinken.
Die Dämmerung breitete sich wie ein Mantel aus und die Konturen verschwammen, unmerklich wurde es Nacht.
Er saĂź an den Stamm gelehnt und spĂĽrte, wie Furcht in ihm aufstieg. Sie war bisher nicht gekommen und es schien, als wĂĽrde sie auch heute nicht mehr kommen. Doch er blieb unter dem Baum sitzen und lauschte gespannt und hoffend in die Finsternis.
Irgendwann musste er eingeschlafen sein, es fröstelte ihn  plötzlich und seine  Glieder waren ganz steif.
Er stand auf und streckte sich.

Seine Hände berührten de herabhängenden Zweige des Baumes, da fiel etwas zu seinen Füßen, es war eine kleine weiße Blüte und der zarte Schleier, den Olivia über ihrem Hinterhaar trug.

Er steckte die beiden Dinge in die Tasche seiner Jacke, sie werden die Erinnerung in ihm wach halten.

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