Der unberechenbare Tiger in uns.
von Joana Angelides
Oh, ich liebe es
daran zu denken, Dich zu verwöhnen.
Verwöhnen mit
geflüsterten Worten, leichtes Berühren deines Körpers im Vorbeigehen, dir tief
in die Augen zu schauen, das kleine Feuer in ihnen zum lodern zu bringen.
Es ist die Lust, die
uns beherrscht. Sie lauert wie ein Tiger im Hintergrund und registriert jede
Regung im eigenen Inneren und die Signale des anderen.
Ohne Vorwarnung
bricht dieser Tiger dann aus dem Dickicht, läßt uns erzittern vor seiner
Mächtigkeit.
Alles überrollend, wegdrängend und vergessen lassend hat uns diese Lust
gestern einfach daran gehindert, die Wohnung zu verlassen.
Als du mir in den
Mantel helfen wolltest und mich dabei spontan in den Nacken küßtest, fiel der
Mantel einfach zu Boden, deine Hände öffneten unbeherrscht den rückwärtigen
Verschluß meines Kleides und glitten
über meine Brust zum Bauch und wieder nach oben.
In solchen
Augenblicken drängt alles Blut in den Kopf, das Herz setzt aus und die Welt
rundherum ist vergessen.
Wohin wollten wir?
Hinaus in die Kälte des Abends, zu Leuten die keine Ahnung haben, was sich in
unserem Körper abspielt, die nicht merken,
wie es in uns zuckt, zieht und pocht?
Deine Hände zerwühlen
meine sorgfältig gestylte Frisur, deine Fingerkuppen massieren meine Kopfhaut,
die sich zusammen zieht vor Wonne.
Alles rundum ist
vergessen, die Kleidungsstücke bezeichnen unseren Weg ins Schlafzimmer, unsere
Flucht in die Sinnlichkeit.
Deine Handflächen
sind auf meiner Haut, meine Lippen suchen deine zitternden Nervenspitzen, ich
ergötze mich an deinem Stöhnen, deinem Flüstern und deinem stoßweise
ausgestoßenen Atem.
Dein erregiertes
Schwert, aufrecht und zuckend, macht mich fast rasend vor Lust. Meine Zunge
nähert sich der voll erglühten Kuppe, sie wird aus der schützenden Vorhaut
herausgeholt und meine Zunge steigert mit wahnsinniger Intensität deine
Erregung.
Oh, wie zittert
dieser Körper, wie schreit er, bittet um Erlösung und Befriedigung. Es ist der
Taumel der Sinnlichkeit, der mich dann nicht mehr innehalten lassen kann.
Ich will diese
Erlösung tief in mir spüren, sie gemeinsam mit Dir erleben. Ich halte Deine
Schultern nieder, beuge mich über Dich, lasse mich auf dich gleiten und
verschlinge dein Schwert mit meinem
Körper. Wie eine maßgeschneiderte Scheide paßt er darauf und wir haben diesen wilden, leidenschaftlichen Ritt so lange fortgesetzt, bis wir gemeinsam in uns und über uns zusammen
sanken.
Es war wieder einer
dieser wunderbaren und erfüllenden
Abende, die sich als Goldzeichen in unser Gedächtnis und in unserer
Seele verewigen.
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