Die Hexe in meinem Haus
von Joana Angelides
Seit einigen Tagen lebe ich mit einer Hexe unter einem Dach!
Ich kam vor einigen
Nächten die Treppe herunter, wollte mir aus der Küche was zu trinken holen, da
saß sie auf der Rückenlehne des Kanapees im Schankraum und wippte mit dem
rechten Fuss
Sie hatte rote Haare,
eine wilde Mähne! Das lange Kleid war ausgefranst, an verschiedenen Stellen
ungleich lang und an der rechten Seite hatte es einen Schlitz. Das sich bewegende
rechte Bein lugte da hervor und man konnte nur ahnen, wo es aufhörte. Ich
merkte nur, dass es lang und schlank, mit feinen Fesseln war. Sie war barfuß
und die roten Zehennägel sandten Signale an mein Gehirn.
Als sie mich auf der
Treppe entdeckte, ich war stehen geblieben vor Überraschung, hob sie beide Arme
und winkte mir zu, nein sie winkte mich zu sich hin, mit langen schlanken, lockenden
Fingern. Ihre Arme waren mit unzähligen Armreifen bestückt und sie klirrten bei
jeder Bewegung.
Ich war gebannt von
ihrem Anblick, überlegte in keiner Weise, wo sie denn herkam, dachte nur „wie
schön sie doch ist!“
Ihr andauerndes
Winken bewirkte, dass ich mich wieder in Bewegung setzte und die Treppe hinabstieg.
Sie blieb weiterhin auf der Lehne sitzen und schwenkte auch das Bein unaufhörlich.
Ich konnte sie nun
aus nächster Nähe sehen und war seltsamer Weise noch immer nicht verwundert,
sie hier zu finden. Sie zog mich an, wie ein Magnet und es war, als würde mich
jemand von Rückwärts zu ihr hinschieben.
Langsam richtete sie
sich auf und stand auf der Polsterung und der Schein des Feuers im Kamin
zauberte rötliche Zungen auf ihre Gestalt. Das Kleid war vorne bis unter die Taille
offen, ließ ihre braune Haut golden schimmern, den Nabel als kleinen Schatten
erscheinen. Unzählige Gold und Silberketten zwängten sich zwischen ihre Brüste
und ließen es blitzen.
Ich blieb genau vor
ihr stehen und starrte sie gebannt an.
Sie streckte ihre
Hände nach meinem Kopf aus und wühlte in meinem Haar, ihre Finger strichen über
meine Ohren, tauchten ein wenig ein und gleichzeitig ließ sie leises, gurrendes
Lachen hören. Es war als würden in meinem Kopf kleine Raketen explodieren.
Nun öffnete sie mit
einer Hand meinen Morgenmantel und führte sie unter meine Pyjamajacke. Ich
stand sofort unter Strom. Ihre langen Fingernägel fuhren an meinen Seiten
entlang, glitten dann auf den Rücken und bohrten sich in meine Haut,
gleichzeitig drückte sie mein Gesicht an ihren Leib. Dann ließ sie sich an
meinem Körper entlang nach unten gleiten und drückte dabei gleichzeitig ihren
warmen Körper an mich. Dabei sang sie eine unbekannte Melodie, bewegte ihre
Hüften und den Bauch und wühlte weiterhin in meinen Haaren. Ihr Parfum begann
meine Sinne zu betäuben. Es war eine Mischung aus wildem Gras, Moschus und schwerem
Rosenduft, wie man ihn nur im Orient kennt.
Vielleicht träumte
ich das nur? Aber es schien mir sehr real, sehr sehr erregend und aufwühlend.
„Gibt es hier nichts
zu trinken? Irgendetwas, was den Körper wärmt, den Kopf explodieren und die
Beine schwanken läßt?“
Ihre Stimme war
heiser und tief.
Sie ließ mich los und
stand plötzlich drüben neben der Bar. Wie war sie nur so rasch da hinübergekommen?
Mit unglaublicher
Geschwindigkeit balancierte sie Flaschen und Gläser, warf eine Zitrone in die
Luft und ich denke, sie schnitt sie in der Luft mit dem Messer, das immer auf
der Bar lag in einige Scheiben, noch bevor sie auf der Theke landete.
Sie hatte in beiden
Händen je einen Shaker und schwenkte diese, während sie ihren Kopf zurückwarf.
Sodann balancierte sie zwei Shaker und zwei Gläser gleichzeitig und saß
plötzlich vor der Bar auf einem der Barhocker.
„Girio“, sie hob
eines der Gläser zum Mund und hielt mir das andere Glas auffordernd hin.
Zögerlich kam ich
näher, streckte meinen Arm aus und nahm das Glas aus ihrer Hand.
Das Getränk war süß,
prickelnd und stieg sofort in den Kopf.
Sie glitt vom Hocker
und kam ganz nah an mich heran. Ihre Augen blitzten wild, ihr Mund war
dunkelrot und schillernd und kam immer näher. Die weißen Zähne blitzten und ehe
ich es realisierte, küßten wir uns. Mein
Hausmantel muss irgendwann hinuntergeglitten sein, die Pyjamajacke war vorne
offen und ich ihren fordernden Händen ausgeliefert.
Die Millionen
Ameisen, die sie scheinbar begleiteten, breiteten sich in meinem Nervensystem
aus und schalteten den Verstand aus. Ich begann zu zittern.
Ihre Haut war warm
und elektrisierend. Meine Hände glitten auf und ab, umrundeten ihre festen
Brüste und befühlten ihre Brustspitzen. Sie landeten auf ihrem Rücken, glitten
abwärts und landeten auf ihrem festen Po, der dauernd in swingender Bewegung
war. Sie tanzte in meinen Armen, wand sich und preßte sich an mich, als würde
sie sonst fallen.
Trotz unseren
Bemühungen, den Boden nicht unter den Füßen zu verlieren, fanden wir uns am
Boden wieder.
Ihr Kleid war
verrutscht, eine ihrer Brüste hatte sich freigespielt und ich konnte diese
Vollendung geniessen.
Sie beugte sich über
mich, saß rittlings auf mir und hielt meine beide Arme rechts und links am
Boden fest. Ihre wilden rhythmischen Bewegungen ließen mich fast den Verstand
verlieren. Ihre Leidenschaft beförderte mich in einen Zustand, der nur mit
totaler Auflösung beschrieben werden kann.
Für einen Moment
verlor ich die Kontrolle, fand mich in einer Art Schwebezustand und als ich
mich wiederaufrichtete, war sie verschwunden. Nur dieser schwere Duft lag über
dem Raum und die Gläser lagen zerbrochen auf dem Boden.
Ich erhob mich,
schwindelig und halb betäubt schleppte ich mich zum Kanapee, um dort nieder zu
sinken und einen klaren Kopf zu bekommen.
Irgendwie mußte ich
wieder in meine kleine Wohnung über dem Lokal gelangt sein, doch der Rest der
Nacht war mit wirren Träumen ausgefüllt.
Seit dieser Nacht
wohnt sie im Haus, die Hexe. Tagsüber hält sie sich zurück, nur hin und wieder
streift mich ihr betörender Duft, oder die Türe zur Küche schwingt, obwohl
niemand durchging. Manchmal liegen auch zerschnippelte Zitronenscheiben auf der
Theke oder es liegt irgendwo ein Armreif, der niemand gehört.
Aber in den Nächten
zeigt sie sich, lockt mich die Treppe herab, mixt Drinks, streift sich die
verlorenen Armbänder wieder über und läßt mich in leidenschaftlichen Umarmungen
die Welt vergessen.
Ich hoffe, sie wird
noch lange bei mir wohnen.
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