Der Ritt auf dem Pferd
Von Joana Angelides
Der Wald hinter dem Haus bietet sich als
Zufluchtsort geradezu an. Die Bäume sind meist mächtig, stehen eigentlich sehr
eng beieinander und lassen das Sonnenlicht nur sehr spärlich durch. Die Moose
am Boden dämpfen die Schritte und wenn hin und wieder ein Zweig knackt, kann es
nur von einem der Waldwichtel sein, die sich da massenhaft herumtummeln. So haben
wir Kinder gedacht und sie oft gesucht, aber nie wirklich gefunden, nur Spuren,
wie wir meinten. Obwohl in unserer Fantasie der Wald von verschiedenen Wesen
bewohnt war, hatten wir niemals Angst, darin herumzustreunen, auf Bäume zu
klettern und hin und wieder eine Beere oder eine Blume zu pflücken.
Irgendwann habe ich dann diese Welt und
mein Elternhaus verlassen und bin in die Welt gegangen, in der ich dann das
Fürchten doch gelernt habe. Der Zyklus des Lebens hat mich nun wieder hierher zurückgeführt,
in diese vertraute Umgebung und in meine Fantasiewelt. Ich habe beschlossen,
den Rest meines Lebens hier zu verbringen, die Welt da draußen auszuschließen
und in Gedanken an den Gräbern der Dahingegangenen zu verbringen.
Hier ist ja mein Baum! Der Baum meiner
Jungmädchenträume, zu dessen Fuße ich saß, wenn ich weinen musste, wenn ich glücklich
war, oder nicht genau wusste, was ich machen soll. Langsam gleite ich verkehrt
am Stamm hinab und bleibe ruhig dasitzen und lausche in die Tiefe des Waldes.
Meine Stola ziehe ich enger über meine Schultern, in meinem, inzwischen grau
meliertem Haar spielt der leichte Windhauch und die Blätter über mir wispern
mir etwas zu.
Er ist so ewig, dieser Wald, wir so
vergänglich! Ich erinnere mich noch an den Prinzen, meinem Prinzen, auf dem
weißen Pferd, der immer durch den Wald ritt und mich anschaute, mir zuwinkte.
Und in meiner Traumwelt schwang ich mich hinten auf den Rücken des Pferdes und
er ritt mit mir noch tiefer in den Wald, wir kamen auf eine Lichtung und hier
stiegen wir ab und er küsste mich und ich wurde für kurze Zeit zur Prinzessin.
Wir tanzten auf der Lichtung, ringsum uns Elfen und Faune und alles drehte sich
um mich, bis ich aus meinen Träumen erwachte und alle waren plötzlich verschwunden
und ich saß noch immer unter meinem Baum, mit einer Blume in der Hand. Ob die
von meinem Prinzen war?
Ich musste lächeln! Träume begleiten uns
ein Leben lang!
Eine Stimme riss mich aus meinem Tagtraum.
„Lara, bist du das?“
Ich hob meinen Kopf und da stand doch
wahrlich im Gegenlicht zur Sonne ein Pferd mit einem Reiter. Es war kein weißes
Pferd und der Mann war offenbar kein Prinz, aber immerhin……
Ich hob meine Hand um gegen das Licht
etwas sehen zu können.
„Du weißt nicht mehr, wer ich bin! Ich bin
Albin, wir haben vor einer halben Ewigkeit immer hier gespielt! Nun gehört der
Wald mir und ich bin auch der Förster hier. Komm, ich nehme Dich mit, mein Haus
ist nicht weit!“, er streckte mir die Hand entgegen und so kam ich doch noch zu
meinem Ritt durch den Wald.
Albin studierte aus Liebe zur Natur und zu
diesem Wald Land und Frostwirtschaft, wie er erzählte, kam zurück und kaufte
den Wald dem Vorbesitzer ab. Das Leben rann im ebenfalls durch die Finger,
seine Frau verstarb, das liebevoll gepflegte Grab hinter seinem Haus war alles,
was geblieben war.
Bis zur Abenddämmerung saßen wir vor dem
Haus auf der Lichtung und erzählten von unserem Leben, von den Reisen, den
Erfolgen und den endlosen Zeiten von oftmaliger Einsamkeit unter all den
Menschen, die uns begleitet haben und heute nur mehr Erinnerung sind. Es war
wie ein nach Hause kommen nach langer Zeit.
Ich werde morgen wieder in den Wald gehen,
dann wird sich zeigen, ob es wieder nur ein Traum war, oder ob das Leben wieder
ein wenig näher gerückt ist!
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