Freitag, 16. Mai 2014

DES TEUFELS PALAZZO, 1. Teil (SM)





Bildergebnis für leo putz maler

Des Teufels Palazzo

Hallo, mein lieber Freund!
Nun ist er da, der Karneval und ich mittendrin! Seit drei Tagen halte ich mich nun schon in der Lagunenstadt Venedig auf und bin fasziniert vom Flair dieser Stadt, der Perle der Adria, der Serenissima!

Die Recherchen für unser Magazin gestalten sich als sehr mühsam und aufwendig, da die maßgeblichen Personen für meine Interviews entweder noch nicht im Büro, oder schon wieder weg waren. Trotz Terminvereinbarungen kommt es immer wieder zu Verzögerungen und Verschiebung auf einen anderen Tag oder auf nächste Woche. Die Uhren in Italien, bzw. in Venedig gehen eben anders.
Der Zeitpunkt für diese Reise ist denkbar schlecht gewählt. Der Karneval ist buchstäblich ausgebrochen, er findet immer Anfang Feber statt und dauert 10 Tage, in denen man sich fast nichts ernsthaft vornehmen sollte.
Das Motto für heuer ist "La città delle donne" und dreht sich hauptsächlich um die Frau schlechthin.
Ganz Venedig ist eine Bühne. Am Marcusplatz jedoch drängen sich die schönsten Kostüme. Auf jeder Brücke, in jeder kleinen Gasse Venedigs sind Vogelmasken, Frauen mit Fantasiekostümen oder traditionellen Masken, riesigen Hüten mit Federgestecken, blauen, roten und grünen Taft- und Seidengewändern, glitzernd und glänzend, mit Glöckchen und Schellen, zu sehen, so weit das Auge reicht.

Es tummeln sich Principessa-Kostüme, Prinzen und Könige in samtenen und seidigen Wams, überall, alle hinter  Masken, keiner kennt den anderen, alle sind  ausgelassen und gut gelaunt.
Auf kleinen Plätzen, wie auf der Piazza S.Polo,  sind kleine Bühnen zum Straßentheater aufgebaut, Musik aus alten Instrumenten ist zu hören. Sie spielen alte Stücke von Goldoni, alte venezianische Possen.

Man wird umarmt, gestoßen und gezogen. Lachen dringt von allen Seiten her, es ist ein Rausch der Farben und der Sinne. Sektgläser machen die Runde, es wird einander  zugeprostet und fremde Menschen sprechen sich an, gehen dann wieder  weiter.
Am Canale Grande fahren die Wasserbusse, voll besetzt mit lachenden maskierten Menschen vorbei. Wenn sie an den Stationen anhalten steigen Massen von Menschen ein und aus.
Meine Augen schwelgen in  Farben und Formen der mich umgebenden Weiblichkeit, Brüste quellen aus ihren engen Miedern hervor und mancher verheißungsvolle Blick lockt und verspricht das Paradies auf Erden.

In den Mauernischen, auf den Stufen der Brücken und in Hauseingängen drücken sich wollüstige Körper herum, manche blanken, prallen Brüste werden mit gierigen Händen umfasst, Küsse einfach geraubt. Eindeutige Körperbewegungen lassen ahnen, was unter dem Mantel der Dunkelheit hier zelebriert wird.

Du kannst Dir vorstellen, dass ich mit Inbrunst und Erregung dem Geruch des Intimen, vielleicht auch Verbotenem nachging. Ich fühlte mich wie ein Jagdhund auf der Fährte des zu erlegenden Wildes, folgte  dem Geruch des Blutes.

Schließlich landete ich in den kräftigen Armes eines weiblichen Wesens, das mich durch die Menge wirbelte.
Sie war als Colombine verkleidet. Ihr Kleid war durchgehend rot, schulterfrei, bestückt mit roten Federn und schwarzen Applikationen und ließ einen tiefen Einblick in ihr üppiges Dekollete zu. Der rote, große Hut mit weit ausladenden schwarzen Federn, saß keck auf der aufgesteckten Frisur. Sie drehte und wand sich in der Menge und ich spürte, dass sie bemüht war, uns an den äußeren Rand der sich um einen imaginären  Mittelpunkt drehenden Menschenmasse zu bringen.
Ich selbst hatte mir gleich nach meiner Ankunft in Venedig auf Rat des Portiers in meinem Hotel, ein Kostüm besorgt. Er meinte, dass die schönsten Kostüme immer sehr rasch vergeben sind. Ich steckte nun in einem engen Beinkleid, einem samtenen Wams und trug darüber ein Samtjäckchen mit weiten Ärmeln. Auf dem Kopf hatte ich eine schwarze Vogelmaske und einen Hut, wie ihn wahrscheinlich D´Artagnan getragen haben dürfte.
Das mit dem engen Beinkleid war natürlich keine sehr gute Idee, denn es tat sich was in meiner Hose, das offenbar den Stoff sprengen wollte. Der Vorteil daran war wiederum, dass man sich eng an seine Tanzpartnerin drücken konnte und  sofort spürte, dass der Vulkan knapp vor dem Ausbruch stand. Als die erste starke Zuckung spürbar wurde, hob sie den Kopf etwas und sah mich durch die Augenschlitze ihrer goldenen Maske spöttisch an. Dann drängte sie sich noch enger an mich und bewegte ihren Schenkel. Es machte mich fast verrückt, wie sie ihre Bereitschaft kundtat, mir ihre Auffassung von Nähe und Intimität zu übermitteln.

Endlich hatten wir die um sich und dem Mittelpunkt kreisende Masse verlassen  und fanden uns unter einer beleuchteten Straßenlampe wieder. Sie lehnte sich daran und atmete schwer. Ihre prallen Brüste sprengten fast ihr Miederoberteil. Ich fuhr mit je zwei Finger langsam über ihre von Flitter glänzende Haut und versenkte meine ganze Hand dann im Zwischenraum und hob beide Kugeln  heraus. Ihre dunklen Nippel standen weg und es ergab sich automatisch, dass ich sie gierig mit meinen Lippen umfasste. Sie begann noch stärker zu atmen und hob die aufregende Last noch zusätzlich mit beiden Händen an. Sie genoss es sichtlich, ihre Zunge fuhr langsam über ihre Lippen und sie hielt ihre Augen geschlossen. Nach einigen tiefen Seufzern, dem ruckartigem Zusammenziehen der Schultern und ihrem allgemeinen Zittern sowie dem Einknicken in die Knie, nahm ich an, dass sie zu einem Orgasmus gekommen war. Es durchfuhr mich heiß und das Blut begann in meinen Ohren zu rauschen. Es war mir noch nie gelungen, dass eine Frau, nur alleine, dass ich ihre Brustspitzen, wenn auch intensiv und wild, saugte und biss, dadurch zu einem Orgasmus kam.
Sie sackte mir fast weg, doch dann schlang sie ihre beiden Arme um meinen Nacken und drängte mich in die Dunkelheit, weg von der Lampe. Wir landeten in einer Mauernische neben irgendeiner Steinfigur. Eine Hand spürte ich plötzlich an meinem Schritt hart zupacken und sie massierte meinen Schwanz durch den Stoff der Hose heftig. Diesmal war ich es, der Halt suchte und  mich an die abbröckelnde Mauer lehnen musste. Sie ging in die Knie und öffnete gekonnt meinen Gürtel, zog den Reißverschluss hinunter und war an dem Ziel ihrer Begierde angekommen. Als sich das enge Gefängnis für mein erregiertes Glied öffnete sprang es sofort heraus und reckte sich ihr entgegen. Oh, sie war eine Meisterin in ihrem Metier. Ob nun Gattin irgendeines Fremden, eine Hure oder eine Nonne, sie verstand es, es mich bis ins Gehirn fühlen zu lassen, dass ich ein Mann war. Sie leckte mit der Zunge auf und ab, kratzte an meiner Eichel, befeuchtete sie wieder, fuhr mit der Zunge in meinen Spalt ganz oben und rotierte, ließ die Zähne zupacken, die Zunge wie wild tanzen und als sich die Lava ergoss, so schluckte sie alles, was in ihrem Mund sich staute. Nicht dass Du denkst, dass sie sodann aufhörte! Nein, sie begann wieder von neuem, nahm ihre beiden Brüste in die Hände, nachdem sie das Mieder noch weiter bis zur Taille geöffnet hatte und vergrub  mein zuckendes Glied dazwischen. Dann begann sie es zu reiben und zu massieren und ich konnte nicht mehr denken. Jedes Mal, wenn es in die Nähe ihres Mundes kam, lecke sie daran, oder biss ein wenig hinein. Es war ein Gefühl des Schmerzes aber auch eine Hilflosigkeit und Geilheit, wie selten zuvor. Ich fühlte mich in einem Schraubstock gefangen, konnte und wollte mich aber auch nicht befreien.

Vorübergehende Pärchen und Gruppen hatten gerade nur einen flüchtigen Blick für uns. Es war ja Karneval!
Ich bemerkte in einem hellen Moment zwischen zwei Ergüssen plötzlich eine alte Frau, die sich gegenüber in ein Haustor drückte, und uns gierig dabei zuschaute. Sie hatte große dunkle Augen, in denen ein Feuer brannte, das ich bis hier her erkennen konnte. Aber nicht, dass mich das störte, im Gegenteil, es turnte mich an. Irgendwann schlich sie sich davon.
Was war nur aus mir geworden? Alles um mich herum konnte versinken, wenn ich nur meiner unbändigen Lust frönen konnte.
Ein vorbeikommender Harlekin umfing ruckartig meine Colombine an der Taille, hob sie empor und schleppte sie buchstäblich ab. Ich konnte noch sehen, dass er mit beiden Händen in ihr offenes Mieder fuhr, seinen Kopf darin versenkte und ihren Kopf zurück bog. Ich hörte noch ihr sinnliches Gurren und dann entschwanden sie um die Ecke. Es war nur mehr das leise Plätschernd des Kanals zu hören.
Ich lag halb in der Nische, musste mich erst sammeln und versuchen mein Beinkleid wieder halbwegs in Ordnung zu bringen. Was gar nicht so einfach war, weil mein gieriger Freund darin noch immer zu groß war. Ich gab es dann auf und schloß nur den Gürtel.
Ein Feuerwerk wurde abgefeuert, es war wieder laute Musik zu hören. Ich beschloss, mich wieder der Menge zuzuwenden und mich der ausgelassenen Stimmung anzuschließen. Mit weichen Knien und mich am Gelände festhaltend, überquerte ich eine kleine Brücke mit Stufen, die mich auf die andere Seite hinüber führte.
Als ich wieder in der Mitte des Gewühls war, sah ich die Menschen mit etwas anderen Augen an. Offensichtlich förderte die Maskierung den Trend, sich seinen Wünschen und Begierden in der Anonymität etwas freier hinzugeben. Ich sah Menschen, die sich, mehr oder weniger leidenschaftlich küssten, ich sah Frauen, die sich von Frauen küssen ließen. Ich sah Männerhände die fest und fordernd die Hinterteile ihrer Tanzpartnerinnen anpackten und ich sah sogar zwei Männer, die  in einem der Haustore ungestört ihrem Trieb nachgingen. Das alles von lauter Musik, Lachen und Girren untermalt.
Ich wurde immer wieder herum gewirbelt, im Kreise gedreht und begrapscht.

Plötzlich hatte ich genug. Ich wollte diesem Treiben und dem Wirbel entkommen und beschloss, mein Hotel zu aufzusuchen.
Es fuhren zwar immer wieder Linienboote an mir vorbei, es gab auch Anlegestellen, doch ich wusste nicht, welches mich in mein Hotel zurückbringen würde.
Ich blickte mich um und da fiel mein Blick auf die Gondolieri. Ja, es würde einen schönen Abschluss dieser Nacht  bedeuten, mich von einem von ihnen zu meinem Hotel bringen zu lassen.
Ich winkte einen herbei, hielt ihm die Karte des Hotels hin und ließ mir hinein helfen. Er blickte suchend in die Runde, er suchte ein Signorina, wie er mir unmissverständlich andeutete.
„No, no solo!“,  sagte ich und er  stieß seine lange Stange ins Wasser und wir glitten davon.
Ich hatte am Morgen im Reiseführer nachgesehen. Jede der Gondeln ist von einheimischen Handwerkern handgefertigt und reich verziert. Früher waren die Gondeln knallbunt und prachtvoll, was heute jedoch verboten ist. So sind alle Gondeln schwarz lackiert. Wenn man sie genauer betrachtet, sieht man, dass sie nicht symmetrisch sind, sondern das Heck leicht abgebogen ist, was dem Gondoliere das Geradeausfahren erleichtert. Das war das, was die Touristen wissen sollten. Ich fand aber, dass sie vielmehr waren. Sie schaukelten sanft dahin, waren die echten Reiseführer Venedigs, zeigten die alten verfallenen Paläste und Dogenpaläste aus der Nähe und ließen ahnen, was sich unter dem Wasserspiegel eigentlich wirklich abspielte. Venedig ist, wenn man den Wissenschaftern glauben schenken konnte, dem Tode geweiht. Dieser Gedanke  machte mich melancholisch.

Wir glitten dahin, ich sah in der Ferne die Inseln Murano und Isola Di San Giorgio Maggiore. Sie waren beleuchtet und ihre Lichter spiegelten sich im Wasser. Mein Gondoliere sang seine Melodie, ob nun eine Signorina mit war oder nicht.

Mein Körper beruhigte sich auch wieder langsam und mein Blut zirkulierte wieder in normaler Geschwindigkeit.
„Sind Sie Amerikaner?“, fragte er mich plötzlich.
„Nein, Wiener“, wieso hielt er mich für einen Amerikaner?
Er zuckte mit den Achseln.

„Wollen Sie wirklich ins Hotel? Es ist ja noch gar nicht so spät und ich könnte ihnen den Zugang zu einer privaten Soiree ermöglichen“, sagte er sinngemäß. Es war ein Kauderwelsch aus Englisch, Deutsch und Italienisch, doch gelang es mir, denn Sinn zu entnehmen.

Er hatte Recht. Es war noch nicht so spät, die Stadt war noch voller Leben, auch schien niemand heute Nacht in Venedig zu schlafen. Ein Geldschein wechselte den Besitzer und die Gondel wurde ein wenig schneller.

Nach einigen Minuten legte er bei einem offensichtlich privaten Steg an und half mir aussteigen. Ein Mann im Livree nahm mich in Empfang und öffnete eine alte, wunderbar geschnitzte Holztüre und ich trat ein in eine Welt von alter Vornehmheit, Luxus und verblichenem Glanz.
Es war eines der vielen alten Palazzos, die in Venedig oft vor sich hin dösen und langsam verfallen. Hier hielt man offenbar den äußeren Glanz so halbwegs aufrecht. Auf jeden Fall, war es eine andere Welt. Nach näherem Hinsehen stellte ich fest, dass ich offenbar in einer privaten, womöglich illegalen,  Spielhöhle gelandet war.
In einem weitläufigen Vestibül standen einige gut besuchten Roulettetische, in einem Nebenraum Spieltische. Es huschten Lakaien in Kostümen herum und boten Trinkbares an. An den Tischen saßen teilweise steife, teilweise gierig dreinblickende  Menschen und schmissen mit beringten Fingern irgendwelche Chips darauf.
Ich angelte mir eines der Gläser und mischte mich darunter.

Ich setzte hier einmal eine Kleinigkeit, dann wieder da und verlor immer. Ich langweilte mich.
Hin und wieder ging einer der Spieler eine Marmortreppe nach oben. Ich ließ die Treppe nicht aus den Augen und stellte fest, dass keiner wieder so schnell runterkam. Da sie aber niemand aufzuhalten schien, beschloss ich, ebenfalls einmal nach oben zu gehen.
Problemlos erreichte ich die obere Etage. Ein langer Gang, spärlich beleuchtet und mit Bildern von grimmig dreinschauenden Granden an den Wänden,  empfing mich. Es gab einige, allerdings verschlossene Türen, an denen Schilder baumelten, wie man sie in Hotels benutzt, wenn  man nicht gestört werden will.

„Gut, dass Sie endlich da sind, der Barone Vicente erwartet Sie bereits!“, sagte plötzlich neben mir ein ziemlich verdorrtes Männchen in einem Livree.
„Mich?“, fragte ich erstaunt.
Er sagte darauf nichts weiter, nickte nur und ging vor. Natürlich war ich neugierig und folgte ihm. Er führte mich ganz nach rückwärts zu einer geschlossenen Türe, die noch zusätzlich mit einem dicken Damastvorhang geschützt war. Er klopfte an und man konnte deutlich ein Brummen hören. Ich war nicht sicher, ob es sich um das Knurren eines Hundes oder eines Menschen handelte.

Der Bedienstete drückte die überdimensionale Türschnalle hinunter, öffnete die Türe und schob mich hinein. Der Raum lag im Halbdunkel, die schweren Vorhänge ließen keinen Lichtstrahl der nächtlichen Beleuchtung herein. Die zwei großen Kandelaber im Raum spendeten ganz wenig Licht, das wiederum von den Marmorplatten an den Wänden offenbar auch noch absorbiert wurde. Im Hintergrund konnte man drei Marmorsäulen sehen, die bis an die Decke reichten.
Ich musste meine Augen erst an die herrschende Dunkelheit gewöhnen, dann sah ich sie.

Sie, das war ein üppiges Weib auf einem erhöhten Podest liegend. Sie räkelte  sich auf einer Bordeauxfarbenen Samtdecke und schaute forschend und abschätzend  in meine Richtung.
Zwischen zwei der drei Säulen saß ein alter Mann in einem antiken, gepolsterten Sessel, seine Beine stützte er auf einem Hocker zu seinen Füßen ab. Er war in einem sehr eleganten Hausmantel gehüllt,  hatte einen weißen glänzenden Satinschal um den Hals und im Mund einen Zigarettenspitz aus Bernstein, soweit man das in der Dunkelheit sehen konnte. In der Brusttasche des Hausmantels stecke eine rote Blume.

Als ich näher kam, machte er eine herrische Bewegung in Richtung der nackten Venus auf dem Podest und sagte, nein bellte, mit rauer Stimme nur:

„Los!“
Sie hob ihre Hand und ich sah, dass sie offenbar an einer Hand angekettet war.
Ich wollte mir nicht eingestehen, dass er das meinte, was ich offensichtlich gerade dachte. Wollte er uns zusehen? Wollte er dass ich und das Weib da vor mir… ?
Sie hatte begriffen, dass ich zögerte und nicht recht wusste, wie ich mich verhalten sollte.
„Komm her, er will zusehen! Wenn Du nicht gut bist, Gnade Dir Gott!“, sie verdrehte die Augen. Sie sprach Englisch, mit italienischem Akzent.
Ich ging näher hin zu ihr und senkte meine Stimme etwas.
„Ich habe keine Ahnung, was das bedeuten soll. Ich bin nur Gast unten im Casino!“, flüsterte ich.
„Du bist nicht von der Agentur?“, flüsterte sie fragend.
„Nein!“
„Dann tue so, als würdest Du von dort kommen. Er bestellt immer wieder irgendwelche Gigolos, die  uns vor seinen Augen ficken müssen und will dabei zusehen. Und wenn sie nicht gut sind, dann schlägt er mit der Peitsche zu!“, sie deutete mit einer Augenbraue zu ihm hin und da sah ich, dass er doch tatsächlich eine Peitsche in der linken knochigen Hand hielt. Der Schreck fuhr mir in die Glieder.
Wie komme ich hier wieder raus? Er hörte offenbar schlecht, denn er hatte sich in seinem Stuhl aufgerichtet um besser hören zu können, was wir flüsterten.

Die Situation war schwierig.
„Was heißt UNS ?“, flüsterte ich wieder.
„Er hat mich und einige andere Mädchen in den angrenzenden Zimmern eingesperrt, die von Spielern als Pfand hier gelassen wurden, oder er lässt sie am Land als Dienstmädchen engagieren und benutzt sie dann als Sexsklavinnen! Er gibt uns an Freunde unter der Bedingung weiter, dass er zusehen kann, das erregt ihn, doch ist er nicht in der Lage selbst aktiv zu werden“.
Gäste, oder besser gesagt Spieler, die ihre Begleiterinnen als Pfand oder Einsatz hier lassen? Mir wurde schwindelig, wo war ich da hinein geraten?

Sie begann an meinem Gürtel zu nesteln und hatte mich mit einer Leichtigkeit  von meiner sowieso offenen Hose befreit.
....................

Fortsetzung folgt

AUSZUG AUS DEM e-Book



"IM NETZ DER LÜSTERNEN TRÄUME"
von XENIA PORTOS


e-Books
Es gibt zahlreiche Kurzgeschichten, einige Romane und Gedichte von mir! Fast alles in e-Books zusammengefasst! Download von amazon, Thalia Libri und allen Großhändlern!Großes Lesevergnügen um wenig Geld!

DIE FRAU IM AQUARIUM, myster.





 DIE FRAU IM AQUARIUM
von Joana Angelides
Bildergebnis für leo putz maler

Niemand sah sie, außer mir! Niemand sah die Frau in meinem Aquarium!

Das begann so:
Anfangs sah ich sie manches Mal, wenn ich an der Kreuzung stand und auf Grün wartete. Da saß sie in dem Auto neben mir.

Sie schaute mich an und ich sah ein kleines Lächeln aufblitzen in ihren grünen Augen. Es ergriff mich jedes Mal ein unglaubliches Glücksgefühl. Die Ampel schaltet auf Grün und sie bog ab.

Mein Büro lag im sechsten Stock des Bürotowers mitten im Geschäftsviertel. Ich fuhr regelmäßig mit dem Lift hinauf und eines Tages sah ich sie auf den Lift zukommen. Doch sie kam zu spät, die Lifttüre schloß sich. Ich sah nur mehr ihr Lächeln und ihren Blick. Ich versuchte den Lift zu stoppen, doch es war zu spät. Die Türe war und blieb zu.

Der Vormittage vergingen in Windeseile mit Telefonaten, Besprechungen und dem Studium von Akten. Ich verdrängte dieses Gesicht, diese Augen kurzfristig aus meinem Gedächtnis.

An einem dieser Tage begab ich mich erst spät in den kleinen Schnellimbiß im dritten Stock des Bürogebäudes und suchte lustlos irgendetwas, um meinen Hunger zu stillen. Ich setzte mich in die hinterste Ecke und beginne meine Pizza zu verzehren. Da spürte ich sie wieder, diese Blicke! Ich sah mich suchend um und versank wieder in den grünen Augen dieser wunderbaren Frau. Mit einer ungestümen Bewegung schüttelte sie ihre dunkelbraune Haarmähne zurück, nahm ihre Handtasche vom Stuhl und strebte dem Ausgang zu. Ich versuchte mich rasch aus meiner Ecke frei zu schwimmen und stürzte in Richtung Ausgang, nicht ohne mit einigen Leuten zusammen zu stoßen. Endlich erreichte ich die Ausgangstüre und stürmte ins Freie. Ich sah gerade noch, wie sie ein Taxi bestieg und wegfuhr. Ich stand dann völlig hilflos, mit einer Serviette in der Hand am Rande des Gehsteiges.

Der restliche Nachmittag zog sich endlos in die Länge. Meine Gedanken schweiften immer ab und zu ihr. Ich konnte mich nur etwas beruhigen, wenn ich den Fischen in dem großen Aquarium in meinem Büro zusah. Es nahm die
Seitenwand des Büros völlig ein und diente der Meditation. Die Bewegungen der Fische hatten etwas Beruhigendes für mich. In meinen Träumen bin ich oft einer dieser Fisch gewesen, bin in völliger Stille und Harmonie zwischen den Wasserpflanzen geschwommen.

Nach Büroschluss traf ich dann Frank in der Bar unten im Erdgeschoß.
Zum wiederholten Male erzählte ich ihm wieder einmal von dieser Frau, der ich immer wieder um ein Haar begegnete, es aber nie wirklich schaffte, sie anzusprechen.

Wie bereits anläßlich meinen früheren Erzählungen, lachte er mich auch heute wieder aus. Viel zu oft habe ich ihn schon auf diese Frau aufmerksam gemacht, wenn ich sie auch in seiner Gegenwart sah. Doch er konnte sie nie sehen, er war einfach zu langsam und träge, konnte meinen Hinweisen nicht so schnell folgen. Dann war sie wieder in der Menge verschwunden.

In dieser Nacht träumte ich von ihr. Ich traf sie im Lift, wir fuhren langsam nach oben, sie lächelte mich an, sprach kein Wort. Sie ließ es geschehen, dass ich ihren Arm nahm und sie in mein Büro führte. Wir setzten uns und sie blickte fasziniert auf das Aquarium, auch ihr gefiel es, den Fischen zuzusehen. Ich erzählte ihr von meinen Träumen. Sie lachte.
Offenbar lachte sie mich aus. Ich spürte im Traum, wie Wut und Enttäuschung in mir aufstieg.
Ich packte sie am Arm, sie sollte näher an das Aquarium heran gehen, sollte sich ebenfalls als Fisch fühlen, mit mir zwischen den Pflanzen und künstlichen Steinen und Hindernissen hindurch schwimmen um zu verstehen, was ich meinte. Sie wehrte sich, doch ich war stärker. Im Traum bekam ich ungeahnte Kräfte und zog sie mit mir. Wir schwammen nun endlich gemeinsam, das Aquarium bekam eine ungeahnte Weite, wenn man sich in ihm befand. Im Traum sanken wir immer tiefer zum Grund, ihre Haare schwebten wie Schleier rund um uns, aus ihrem Mund kamen Wasserblasen und ihre Arme zeigten nach oben. Es war wie ein herrlicher, nie endenwollender Tanz in die wundervolle Tiefe des Ozeans. Ihre Augen starrten mich erstaunt an, nun endlich verstand sie, was ich meinte. Die Fische schwammen um uns herum, während wir immer tiefer sanken.
Sie war überwältigt, ich musste sie in meinen Armen halten, ich spürte Glücksgefühle in mir aufsteigen. Sie wird nun für immer bei mir bleiben, ich werde sie täglich ansehen, wie sie zwischen den Fischen hin und her schwebt und mir bei der Arbeit zusieht und wenn es mich gelüstet, werde ich zu ihr ins Aquarium tauchen und wir werden gemeinsam dahinschweben.
In meinem Traum war die Nacht lang und dunkel, ich machte einen Umweg vom Büro nach Hause, am Fluss entlang, hörte die Geräusche der Nacht, die in der Stadt immer zu hören waren.
Der Fluss war dunkel und undurchsichtig, mir war kalt und ich fröstelte.
Dann bin ich aufgewacht.

Am Weg ins Büro am Morgen schweiften meine Blicke herum, ich werde sie sicher wieder sehen, sie wird mach ansehen und doch dann wieder in der Menge verschwinden. Ich hätte ihr so gerne von meinem Traum und unserem gemeinsamen Erlebnis erzählt.


Der Tag fing an, wie jeder andere auch, wenn ich nicht am Morgen im Büro die Zeitung aufgeschlagen hätte. Da sah ich ihr Bild. Das Blut gerann mir in den Adern! Das Bild zeigte diese wunderbare Frau aus meinem Traum, jedoch mit geschlossenen Augen und seltsam starrem Gesichtsausdruck. Darunter stand, sie sei ermordet worden. Man hatte sie aus dem Fluss gefischt. Es traf mich wie ein Blitzschlag. Ich sprang auf und ging zum Fenster und riß es auf um Luft zu schnappen.
Unter mir pulsierte die große Stadt, der Verkehrslärm kam nur gedämpft zu mir herauf. Irgendwo da unten hatte sie gelebt, ich habe sie gekannt! Was hatte sie für eine Stimme? In meinem Traum hatte sie eine dunkle, erotische Stimme. Sie passte wunderbar zu ihr. Ich hielt mich am Fensterrahmen fest und holte tief Luft.
Ein Geräusch ließ mich in die Wirklichkeit zurückfinden und ich drehte mich um. Da sah ich sie wieder, sie schwamm in meinem Aquarium, das Wasser plätscherte und ihre Haare waren gelöst und umschmeichelten ihr Gesicht, aus ihrem Munde kamen wieder Wasserblasen und sie lächelte mir zu. Ihr wunderbarer Körper war über und über mit Schleiern bekleidet, die gemeinsam mit den Fischen im Wasser schwebten.

„Sie ist nicht tot, sie ist in meinem Aquarium!“, schrie ich immer wieder. Alle im Büro konnten mich hören. Sie kamen herein und starrten das Aquarium an. Gott sei Dank, jetzt konnten auch alle anderen und auch Frank sie hoffentlich endlich sehen.

Nun bin ich hier, ich sitze in einem fast völlig leeren Raum und warte. Nur ein Bett und ein kleines Tischchen sind hier drinnen. Mir ist kalt und ich möchte nach Hause gehen. Ich muss aber auf den Arzt warten, man hat mir gesagt, er möchte mit mir sprechen. Eigentlich wollte ich zu keinem Arzt.
Man hat mir auch erzählt, diese tote Frau hätte Wasser aus meinem Aquarium in der Lunge gehabt. Mir ist das unverständlich.

Ich freue mich schon, wenn ich wieder in meinem Büro sitzen werde und sie zwischen meinen Fischen und den Wasserpflanzen schweben wird.



e-Books
Es gibt zahlreiche Kurzgeschichten, einige Romane und Gedichte von mir! Fast alles in e-Books zusammengefasst! Download von amazon, Thalia Libri und allen Großhändlern!Großes Lesevergnügen um wenig Geld!

VENUS RUFT MARS, Glosse



VENUS RUFT MARS

von Joana Angelides

Bildergebnis für leo putz

Werden die Signale und Rufe von Venus an den Mars auch immer wahrgenommen? Mit absoluter Sicherheit!

Es ist ein wunderbares Fakt,  dass die Planeten Venus, Mars und  Erde nachbarlich durch das Universum kreisen.
Die Verkörperung der Liebe durch Venus und der Leidenschaft von Mars ist doch eine herrliche Ergänzung und hält auch unser kleines persönliches Universum in Bewegung. Das lesen wir schon in unseren Horoskopen.

Es ist für das Unterbewußtsein von uns Frauen sehr wichtig, dass man uns der Venus  mit einer Oberflächentemperatur von 500 Grad alles verzehrender Hitze, zurechnet.
Dieser Umstand wird von uns auch eingesetzt um jeden Panzer, mit dem sich Mars in unserer Vorstellung umgibt, zu schmelzen.
Frau macht das mit ganz sanften, aber wirksamen Mitteln. Ein Augenaufschlag, ein langer Blick, leicht geöffnete Lippen, verrutschte Röcke oder spielerische, runde Bewegungen.

Diese Lockrufe müssen dann vom Manne, der in unserer Vorstellung den Mars darstellt,  nur wahrgenommen und gehört werden.
Die Venusfalle ist aufgestellt und das Ziel unsere Bemühungen taumelt mehr oder minder freiwillig hinein.
Es ist eine wunderbare Erkenntnis, dass Mars, der starke und mächtige Kriegsgott unserer Vorfahren, mit verzücktem Blick wunderbar  schwach wird.



e-Books
Es gibt zahlreiche Kurzgeschichten, einige Romane und Gedichte von mir! Fast alles in e-Books zusammengefasst! Download von amazon, Thalia Libri und allen Großhändlern!Großes Lesevergnügen um wenig Geld!

Donnerstag, 15. Mai 2014

VERSTEINERTES HERZ, Novelle




Downzu
laden als e-Book bei Amazon, Thalia und vielen Großhändlern über http://www.bookrix.de/-joanavienna/books.html
Ausführliche
Leseproben
 




 VERSTEINERTES HERZ
von Joana Angelides


Dem alten Mann im Rollstuhl wurde es langsam kühl. Er zog die Decke noch enger um seine Knie und schloß mit einer Hand den Fensterflügel an seiner Seite. Die Sonne stand schon sehr tief und die Vögel zogen in Schwärmen über die Donau von Nussdorf Richtung Wilhelminenberg in ihre Nachtquartiere.
Es wurde Abend. Wieder einer jener einsamen ungezählten Abende an denen die Erinnerungen aus allen Ecken des dunklen Hauses auf ihn zu krochen und ihn nicht einschlafen lassen.
Er klopfte mit dem Stock auf den Fußboden, ungeduldig und einige Male; öfter als es eigentlich nötig  wäre. Er wußte, dass Anna nicht so schnell die Treppe heraufkommen konnte.
Anna war schon immer im Hause oder fast schon immer. Sie kam, als seine Tochter Viktoria geboren wurde und zog diese dann ganz alleine auf. Man konnte fast glauben, dass es ihr eigens Kind war. Es lag wohl an der seit vielen Jahren andauernden heimtückischen Krankheit seiner Frau Paula, dass die Bindung des Kindes zu ihrem Kindermädchen stärker war, als zu ihrer leiblichen Mutter.
Sein Blick glitt langsam zu dem im Dunkeln hängenden Bild an der Wand über dem Schreibtisch und tastete das geliebte Gesicht ab. Viel zu früh war seine Frau von ihm gegangen und hatte ihm mit einem halbwüchsigen Kind alleine gelassen. Sein Beruf nahm ihm sehr in Anspruch und er war oft wochenlang von zu Hause weg. Viel zu spät merkte er, dass ihm Viktoria entglitt, sie entwickelte sich zu einer sehr selbständigen eigenwilligen Persönlichkeit, es gab keine gemeinsamen Gespräche mehr. Er sprach meist nur Verbote aus, ohne zu merken, dass Viktoria erwachsen wurde. Eines Tages als er nach Hause kam, saß Anna weinend da, in der ausgestreckten Hand hielt sie einen Brief. Viktoria war gegangen. Sie bat darum  nicht nach ihr zu suchen, da sie sich ihr eigenes Leben aufbauen will und wenn sie es geschafft hätte, würde sie sich wieder melden.

Er sah Viktoria niemals wieder. Einer seiner Freunde hörte, sie hätte sich angeblich verheiratet und wäre ins Ausland gegangen. Anfangs kamen noch Briefe aus verschiedenen Ländern, die er jedoch alle ungeöffnet wieder zurück schickte, so verletzt war sein Stolz.
Sein Blick löste sich von dem Bild an der Wand und er blickte Anna entgegen, die soeben durch die Türe kam.
„Warum sitzen Sie denn im finsteren Raum?“
Sie griff zum Lichtschalter und machte Licht. Trotz ihres hohen Alters war sie noch immer rüstig und erstaunlich energisch.

„Ich habe erst jetzt bemerkt, dass es schon so finster ist. Bitte bringen sie mir den Tee und mein Schinkenbrot.“
Sie ging hinaus in den Flur und kam mit einem Tablett wieder herein.
„Ich habe schon alles mitgebracht.“ Sie stellte das Tablett auf den kleinen Tisch neben ihm und wandte sich ab.

„Ach ja, was ich noch sagen wollte, “ sie blieb stehen  und drehte sich wieder um,
„Ich habe von der Agentur eine jüngere sehr erfahrene Krankenschwester bekommen. Sie wird morgen früh kommen, so dass ich sie noch einweisen kann. Ich kann dann beruhigt nächste Woche für ein paar Tage zu meiner Schwester fahren.“

Sie blickte ihn an und ihre Augen funkelten ihn an.
„Wehe, wenn Sie sie vergraulen oder vielleicht auch noch Ihre schlechte Laune an ihr auslassen.“

„Ich hoffe sie ist nicht so gesprächig wie die Letzte und spricht nicht immer in der dritten Person mit mir.“

Was er sonst noch murmelte konnte und wollte Anna nicht verstehen. Sie ging wieder hinunter und wischte gleichzeitig mit einem Tuch über das Gelände. Obwohl sie nun schon über siebzig Jahre alt war und ihr das Treppensteigen große Mühe bereitete, fuhr sie niemals mit dem Lift, der vom ersten Stock des Hauses ins Parterre führte und erst vor einigen Jahren eingebaut wurde, als sich Dr. Werneg  nur mehr im Rollstuhl weiterbewegen konnte.

Sie wird morgen, wie jedes Jahr, ihre Schwester, die in Graz lebt, für einige Tage besuchen und ihrem Chef für diese Zeit einer Krankenschwester überlassen. Sie hatte sich diesmal bei der Auswahl besondere Mühe gemacht und hofft, dass diese wenigen Tage  ohne größere Probleme über die Bühne gehen werden.
Als Dr. Werneg frühmorgens ein Taxi vorfahren hörte, fuhr er mit seinem Rollstuhl auf die Terrasse hinaus, direkt bis zur Brüstung. Was er sah, gefiel ihm gar nicht. Das war eine Krankenschwester? Langes rötlich-blondes Haar fiel in einer wirren Mähne über die Schultern bis über den halben Rücken herab. Das Kleid war etwas zu lang für seinen Geschmack und die Füße steckten in hochhackigen Pumps. Der Taxichauffeur war beschäftigt mit einem Berg von Koffern, genau genommen sind es drei. Sie bedankte sich, bezahlte den Chauffeur und lief, gleich einen Koffer mitnehmend die Treppe zur Eingangstüre hinauf  und klingelte.
Er fuhr wieder in sein Arbeitszimmer zurück zum Schreibtisch und tat als sei er in ein Buch vertieft, das dort lag. Aber er lauschte auf die Geräusche im Hause.
Er hörte wie sich der Lift in Bewegung setzte und Anne mit energischer Stimme ihre Anweisungen gab.
Sie quartierte sie in das kleine Zimmer am Ende des Ganges ein, welches früher das Zimmer von Anna war, doch seit sie Schwierigkeiten mit der Treppe hatte, bewohnte sie nun ein Zimmer im Parterre, gleich neben der Küche mit einem Ausgang in den Garten.   
Er hört nun auch die Stimme der Krankenschwester deutlicher. Es war eine helle lebhafte, fast lustige Stimme. Anna sagte etwas und das Mädchen lachte.

„Das werden zwei unruhige Wochen werden“, dachte er und schüttelte den Kopf.
Er vertiefte sich nun endgültig in das Buch.

Es klopfte an der Türe.
„Ja, bitte“, er hob den Kopf.
Die Türe öffnete sich und Anna schob die  Neue vor sich her in das Zimmer. Er war überrascht. Fast hätte er das Mädchen nicht wieder erkannt. Sie hatte die Haare  unter einer Schwesternhaube versteckt. Die Schwesterntracht in blau und weiß, hochgeschlossene blaue Bluse und  weiße Schürze und flache weiße Schuhe, gaben ihr ein völlig anderes Aussehen.
„Darf ich vorstellen, das ist Schwester Sylvia, Herr Dr. Werneg, Ihr Patient für die nächsten zwei Wochen.“ Anna gestikulierte zwischen den beiden mit den Armen und versuchte gleichzeitig einen warnenden Blick an Dr. Werneg abzusenden, um ihn ja zu einem kleinen Lächeln zu bewegen.

Schwester Sylvia streckte ihre Hand aus, lächelte und strahlte ihn mit ihren großen grau-grünen Augen an. Er konnte gar nicht anders und lächelte zurück.
Anna war zufrieden.
„So, jetzt lassen wir Sie wieder alleine, ich muß Schwester Sylvia alles zeigen“, sagte sie und beide verließen den Raum.
Die folgenden Tage ergaben für ihn neue Erfahrungen. Das Haus war unruhiger als sonst. Schwester Sylvia lief manchmal eilig einige Stufen die Treppe hinunter, stoppte danach jedoch sofort und ging wieder langsam. Es war als wollte sie sich besinnen, dass sie in diesem Haus nicht laufen sollte. Am Morgen glaubte er sogar, sie im Bad singen gehört zu haben. Er ertappte sich dabei, wie er auf diese neuen Geräusche lauschte und versuchte sie zu identifizieren.

Eine Neuerung gab es auch beim Mittagessen. Diese Mahlzeit wird immer unten im Esszimmer, gleich neben der Küche gemeinsam eingenommen. Bisher war es so, dass Anna servierte und sich dann zu ihm setzte und sie nahm das Essen schweigend ein. Sie hatten sich nicht viel zu erzählen. Nach all den Jahren beschränkte sich die Konversation darauf, dass er seine Wünsche bekannt gab, Anna diese entgegen nahm und ihn nur manchmal mahnte, seine Medikamente einzunehmen, die sie ihm neben den Teller in eine kleine Dose vorzählte. Ein Thema war tabu, es durfte nicht über Viktoria gesprochen werden. Er hatte keine Tochter mehr.
Das  neue beim Mittagessen war, dass Anna sitzen blieb und Schwester Sylvia servierte. Mit einiger Verwunderung bemerkte er in der Mitte des Tisches eine kleine flache Schale mit frischen Blumen.

„Wozu, “ dachte er, „deshalb schmeckt mir der Diätbrei auch nicht besser. Ich werde es ihr morgen sagen. Sie soll die Blumen lassen, wo sie hingehören, in den Garten.“

Schwester Sylvia versuchte noch ein- bis zweimal ein Gespräch anzufangen, doch gegen diese Mauer des Schweigens versagte auch ihre jugendliche Unbekümmertheit.
Nach dem Essen begab er sich wieder in den Lift und fuhr in den oberen Stock hinauf um seinen Nachmittagsschlaf anzugehen. Anna und Schwester Sylvia begaben sich in die Küche  und er hörte noch eine Weile ganz leises Tellerklirren und ihre beiden Stimmen. Dann herrschte Stille.

Um vier Uhr klopfte es an der Türe und nach seiner Aufforderung trat Schwester Sylvia ein.
„Ich möchte Ihren Blutdruck messen“, sagte sie und holte sich einen der beiden Stühle die neben seinem kleinen Tisch standen, an dem er abends immer alleine seinen Tee trank und sein Schinkenbrot aß. Sie krempelte den Ärmel seines Hausmantels hoch und platzierte das Blutdruckgerät.  Nachher notierte sie gewissenhaft die Werte.
„Ihr Blutdruck ist in Ordnung, etwas zu niedrig, aber das liegt daran, dass Sie immer hier in diesem Raum sitzen und nur lesen und wahrscheinlich irgendwelchen Gedanken nachhängen. Das sollten sie nicht. Sie sollten nachmittags in den Garten kommen. Da sind Sie der Natur näher und können auch besser sehen, was so um Sie herum geschieht.“
Ohne eine Antwort abzuwarten, legte sie ihm die Decke über die Knie und übersah absichtlich seine abwehrende Geste. Sie fuhren mit dem Lift in den Parterre und Schwester Sylvia schob den Rollstuhl ins Freie unter den Apfelbaum.

„Wissen Sie was ich sehr schade finde, “ plapperte sie drauf los, „ dass sich in Ihrem wunderschönen großen Garten keine Enkelkinder tummeln.“
Er fuhr herum und seine Augen blitzten sie an.

„Da ich keine Kinder habe, kann ich auch keine Enkelkinder haben.“ Seine Hand schlug kräftig am Gartentisch auf und das dort liegende Buch fiel zu Boden.
Schwester Sylvia drehte sich ganz erschrocken um.
„Entschuldigen Sie bitte, es tut mir leid, ich wollte Ihnen nicht zu Nahe treten.“ Sie kämpfte mit den Tränen und bückte sich um das Buch aufzuheben. Durch den Fall war der Rücken verbogen und dieser Umstand entlockte ihr einen kleinen erschrockenen Schrei.
Auch Dr. Werneg war erschrocken über seinen Ausbruch und sie tat ihm fast leid.

„Bringen Sie mich wieder hinauf“, sagte er leise und begann selbst am Rad  des Rollstuhles zu drehen.
„Ach nein, bitte bleiben Sie hier, “ ihre großen Augen waren ganz verschwommen und eine Träne suchte sich einen Weg über ihre Wange. „Ich wollte Ihnen nur eine Freude machen und mit Ihnen plaudern, um Sie besser kennen zu lernen. Immerhin müssen wir die nächsten zwei Wochen miteinander auskommen.“

„Ein anderes Mal; jetzt möchte ich wieder in mein Zimmer.“ Sagte er und begann mit dem Rollstuhl in Richtung Haus zu fahren. Sie machte einen großen Schritt auf ihn zu und schob den Rollstuhl langsam vor sich hin. Dabei klemmte sie sich das Buch unter den Arm und versuchte sorgfältig die verbogene Ecke zu glätten.
„Ist es beschädigt?“ Fragte er.
„Nein, es ist nur der Einband verbogen, aber es gehört mir nicht, ich habe es mir ausgeborgt. Ich habe in einem Monat eine große Prüfung und muß mich vorbereiten, “ lächelte sie nun wieder, „ich habe einen ganzen Koffer Bücher mit.“
„Was ist das für eine Prüfung?“ er ärgerte sich über seine Frage er wollte keine zu vertraute Stimmung aufkommen lassen.
„Ich studiere Medizin.“
„Ich dachte Sie sind Krankenschwester?“ Er drehte den Kopf etwas zur Seite, als wollte er sie anblicken.
„Ja, das bin ich derzeit.“ Nickte sie und schob ihn in den Lift und sie fuhren hinauf.
„Aber durch meinen Beruf habe ich die Liebe zur Medizin erst richtig entdeckt und mich entschlossen Medizin zu studieren.“
Sie waren oben angekommen und deutete mit einer Handbewegung an, dass er allein sein Zimmer erreichen kann. Sie nickte und er beobachtete, wie sie zu ihrem Zimmer ging und die Türe leise schloß.
In den nächsten drei Tagen beschränkten sich die Gespräche zwischen ihnen nur auf Allgemeines, seine Person und seine Pflege betreffend. Er hatte den Eindruck, dass Schwester Sylvia den Zwischenfall im Garten Anna erzählt hatte, denn diese blickte ihn manchmal sehr vorwurfsvoll an, ohne aber etwas zu erwähnen.
Dann war es soweit. Anna fuhr zu ihrer Schwester und ließ ihn mit Schwester Sylvia alleine.

Sie hatte das Frühstücksgeschirr geholt und sein Zimmer aufgeräumt. Sie war sehr gewissenhaft und schüttelte die Polster am Balkon sehr kräftig durch und ließ sie auch einige Zeit in der Sonne auf einem Stuhl liegen. Er saß da und beobachtete sie. Manchmal schien es, als wollte sie ein Gespräch beginnen, doch sie tat es dann doch nicht.
Als sie fertig war, nahm sie noch die gebrauchten Handtücher aus dem Bad und wollte eben das Zimmer verlassen, als ihr Blick auf das Frauenbildnis über dem Schreibtisch fiel. Sie blieb stehen und betrachtete es, ohne zu wissen, dass der alte Mann sie von der Türe zur Terrasse aus beobachtete. Mit dem Staubtuch wischte sie langsam darüber und rückte es etwas zurecht, aber es verrutschte wieder.
„Es hängt immer schief.“ Seine Stimme erschreckte sie zutiefst.
„Ich wollte es zurecht rücken“, sie schaute ihn ängstlich an „Ihre Frau?“
Sie wusste von Anna wer das war. Sie stellte diese Frage nur um etwas zu sagen.
„Ja, ihr Name war Paula“, sagte er und seine Stimme klang belegt.
„Ich weiß“,  sagte sie und hielt erschrocken inne, doch er hatte es nicht gehört. Er war wieder ganz in seine Gedanken versunken und sie verließ den Raum.

Durch dieses Gespräch bekam jedoch die unsichtbare Mauer zwischen Ihnen einen Riss und in den nächsten Tagen tasteten sie sich langsam aufeinander zu.
Sie erzählte ihm über ihre Kindheit in einem Internat in Salzburg, später  dann wohnte sie in einem Schwesternheim. Die regelmäßigen Briefe  aber seltenen Besuche der Mutter, einer verschlossenen von ihrem Mann verlassenen Frau hinterließen jedoch in ihr die Sehnsucht nach einem Heim, einer Familie. Die Mutter selbst reiste in der Welt herum und machte Reportagen aus Kriegs- oder Katastrophengebieten für ausländische Zeitungen. Ihr Heim waren Hotelzimmer oder Pressezentren. Die letzte Nachricht von ihr vor fünf Jahren kam aus einem Nest in Zentralamerika, dann nichts mehr. Sylvia machte ihr Diplom als Krankenschwester, aber sie konnte der Mutter diese wichtige Station in ihrem Leben nicht mehr mitteilen. Sie gilt seitdem als verschollen.
Er erzählte von seinen Reisen im Auftrag des Auswärtigen Amtes der Regierung. Er vermied es aber über seine Familie zu sprechen und so erfuhr er mehr über sie, als sie von ihm erfahren konnte.
Anna musste ihren Aufenthalt bei der Schwester verlängern, da diese erkrankt war und bat um eine zusätzliche Woche.
Er war zu seinem Erstaunen über diese unvorhergesehene Verlängerung der Anwesenheit Schwester Sylvias erleichtert. Er wollte es sich nicht eingestehen, doch er hatte sich an dieses Mädchen gewöhnt. Die Nachmittage hielten sie sich, wenn es das Wetter erlaubte im Garten auf und abends las sie ihm manchmal etwas vor, wenn seine Augen schon müde waren. Sie lief auch manchmal die Treppe hinunter, ohne dass er in seinem Zimmer die Stirne runzelte.


 „Morgen kommt Anna wieder“, sagte sie und schüttelte den Polster kräftiger als es eigentlich nötig war. Er merkte, dass sie heute sehr bedrückt war und wenn sich ihre Blicke trafen, senkte sie den Blick.
„Das ist gut so, dann kehrt wieder die alte Ordnung zurück“, sagte er mit etwas zu lauter Stimme und drehte den Rollstuhl so, dass sie ich nicht anblicken konnte.
...................................................

Fortsetzung: 
http://www.bookrix.de/-joanavienna/books.html
......................................................

HÖHLEN SPALTEN UND FELSEN, Trilogie 3. Teil




Bildergebnis für leo putz maler

Die Höhle im Felsen

v. Joana Angelides

Nicht nur Meeresfluten und Wände können sich in meiner Fantasie öffnen, nein auch Felsenwände bergen für mich Geheimnisse. Wer weiß, was sich im Inneren verbirgt, wie tief es nach unten geht, vielleicht bis in die glühende Hölle des Erdkerns?

Moral hin oder her, hehre Gedanken an lilienweisse Unschuld, oder doch dunkle Untiefen des menschlichen Triebes?
Ich zwänge mich in meinem Traum durch den halb verdeckten Spalt und blicke in Tiefen, die unvorstellbar sind. Brodelnde Lava und Gasblasen beherrschen  diese Höhle tief unter mir. Oder ist sie in mir, brodelt die Lava tief drinnen in den Untiefen meines Ichs?

Wie könnte es sein, wenn  dunkle Mächte sich unser bemächtigen, wenn durch Wecken der sinnlichen Triebe in uns, lodernde Flammen der Lust genährt werden, wir auf glühenden Kohlen zu liegen kommen und die Fratze des reinen Begehrens und die Gier nach Befriedigung Oberhand gewinnen?

Lauter Fragen die wir nur ungern beantworten, die gegenwärtig  werden, wenn sich der Körper unter der Qual der dunklen Lust windet und wir keinen Ausweg daraus finden.

Dann begeben wir uns, teils angstvoll und teils gierig in die Arme des Teufels in uns und spreizen uns so weit es geht, empfangen das glühende Schwert  und lassen es in uns stoßen, bis wir schreien vor Lust. Immer wieder.

Wir reiten Zerberus, den Höllenhund, rasen durch züngelnde Flammen und sehen erschrocken das geifernde Gesicht unseres Unterbewußtseins, sehen in einem Spiegel  die eigene verzerrte Fratze des Begehrens und wollen immer mehr.

In solchen Momenten verkaufen wir unsere Seele und unseren Körper an den Fürsten der Unterwelt, lassen den Körper brennen und bis zur Weißglut verglühen. Wenn unser Körper nur den ersehnten Zustand  erreicht, wir geschüttelt werden von Orgasmen, die uns mit glühenden Zangen festhalten, ist das Ziel erreicht.  Wir spüren den glühend heißen Wind auf unserem Gesicht, gierige Hände krallen sich in unserem Fleisch fest, reißen Stücke heraus und lassen uns letztlich fallen. Fallen in den brodelnden Rachen unserer eigenen Lust.
Wir geben erschöpft auf, liegen am Ende wieder auf diesen glühenden Kohlen, von Krämpfen geschüttelt und verglühen schließlich mit ihnen.

Keuchend und frierend erwachen wir, zusammen gekrümmt versucht der aufgewühlte Körper sich wieder aufzurichten.

Es war der Ritt durch die Apokalypse, den Körper befriedigend, die Seele vernichtend und letztlich nicht wirklich befriedend.




e-Books
Es gibt zahlreiche Kurzgeschichten, einige Romane und Gedichte von mir! Fast alles in e-Books zusammengefasst! Großes Lesevergnügen um wenig Geld! http://www.bookrix.de/-joanavienna/books.html

Mittwoch, 14. Mai 2014

TIM, TOM und ROBBI, Weltraummärchen




AUSZUG AUS DEM e-Book

"DIE STERNENWANDERER"
Weltraummärchen
von JOANA ANGELIDES

Downzuladen als e-Book bei Amazon, Thalia und vielen Großhändlern über
http://www.bookrix.de/-joanavienna/books.html
Ausführliche
Leseproben

 


ROBBI, der kleine Roboter.



Tim und Tom haben für diese Woche alle Pakete im All ausgetragen und auch eine Menge Süßigkeiten bekommen, denn es ist ja Helloween.

„Tom, Du wirst Magenschmerzen bekommen, das ist schon die dritte Tafel Schokolade, die Du da verdrückst!“  mahnte Tim

„Naja, wenn’s mir aber so schmeckt! Und wann bekommen wir denn wieder so viele Süßigkeiten? Sicher erst in einem Jahr!“ murrte Tom zurück.

In diesem Moment gab es einen ziemlichen Bumser und Tim, oder war es Tom? drehte sich schnell um, um auf den Schirm  zu schauen! Was kann denn da passiert sein, sie trudelten ja richtig dahin!

„Tom, halt den Knüppel fest und versuche das Raumschiff wieder in den Griff zu bekommen!“ Tim war ängstlich unter den Sitz gekrochen.

„Jaja, ich mach ja schon alles!“ schrie dieser.
Endlich bekam er das Raumschiff wieder in den Griff.

„Wow, das musste ja ein riesiges Drumm gewesen sein, dass es uns so hart getroffen hat. Einer von uns beiden muss raus und nachsehen!“ sagte Tim.
„Und wer?“, Tom war ein wenig ängstlich

„Wir werden drum knobeln!“ Tim nahm einen Euro und zeigte ihn Tom.

„Ich werde ihn hinauf werfen und wenn er mit der Zahl nach oben landet, dann machst Du es!“
Er stellte sich in die Mitte und warf das Geldstück in die Höhe, es fiel gleich wieder runter.

Tom lief hin und hob ihn auf. Er ist mit der Zahl nach oben gelandet und nun musste Tom seinen Raumanzug anziehen und durch die Luftkammer  hinaus in den luftleeren Raum. Tim setzte sich inzwischen ans Steuer und passte auf.
Er starrte hinaus in die Weite des Alls und sah, wie Tom gerade vorbeischwebte. Gott sei Dank, hatte er seine Sauerstoffflasche am Rücken und auch das lange dicke Seil, das ihn an das Raumschiff fesselte, lief so nebenher. Er winkte, dann verschwand er aus dem Sichtkreis.

Bange Minuten hielt Tim den Atem an. Er hatte ein wenig Angst um den Bruder.

Da! Ja was war denn das? Tom schwebte soeben vorbei und hielt mit einer Hand ein rundes Etwas mit Armen und Greifwerkzeug dran,  vor sich hin. Dieses runde Gebilde wackelte wie wild herum und er hatte große Mühe, dass es ihm nicht entkam.

Tim war aufgesprungen und zur Schleuse gegangen, um gleich da zu sein und seinem Bruder zu helfen.
Als die Türe aufging, flog dieses runde Etwas in den Raum und dann kam Tom nach. Er war außer Atem.
„Schau Dir diesen Burschen an! Er klammerte sich an unserem Raumschiff fest und wollte sich nicht mitnehmen lassen!“

„Hahallolo, Rorobbi ist keine Burschen! Rorobbi ist d´der  Rorobibi vom R´raumschiff´ff  Exexploder und w´will auf d´den Mamarsss!“, seine fünf roten Lämpchen blinkten dabei zornig.



Tim starrt ihn an, dann schaut er auf Tom.
Tom hat sich inzwischen den Helm herunter genommen und ist aus dem Raumanzug gestiegen.

„Das ist keine sprechende Kugel, sondern ein Hilfsroboter aus der Serie 533. Er ist zwar programmiert zu sprechen, dürfte aber durch den Aufprall einen kleinen Defekt haben. Außerdem schau einmal, alle Lämpchen leuchten rot! Sie sollten grün, oder gar nicht leuchten. Wir müssen ihn reparieren!“

„K´keiner rührührt m´mich annnn!“ schrie der kleine Roboter und drückte sich in eine Ecke.

Tom beachtete ihn erst einmal gar nicht, sondern holte aus dem Schrank eine Elektrode und einen leuchtenden Stift, der wie ein Schaubenzieher funktioniert.

„W´waas ist d´denn dadas?“ der kleine Robbi dürfte sich wirklich fürchten.
„Keine Angst, wir wollen Dir nur helfen, Nummer 533“, sprach Tom.
„Wir sollten ihm einen Namen geben. Nummer 533 ist ja kein Name! Wir werden ihn Robbi nennen!“, sagte Tim.

„Kennst du denn das Wort HELFEN nicht? In diesem Fall heißt dass, wenn Du kaputt bist, dann reparieren wir Dich und alle ist wieder gut!“ klärten ihn Tim auf.

„Ka´kaputttt?“ er begann zu weinen, das wirkte sich bei  ihm so aus, dass er wie eine Sirene zu  heulen begann.
„Höre sofort auf  damit, das hält ja niemand aus!“, Tim und Tom hielten sich beide Ohren zu.

„W´Wenn ich ka´kaputt bin, d´da´dann werde ich eingege´schmo´schmolzen!“
„Aber nein! Wer sagt denn so was?“

„Da´das ist so´so auf d´der  Exeploder! D´deswe´wegen b´bin  ich ja´ja abbbbge´gesprungen, i´ich war sch´schon in d´der Sch´Schrottpre´presse!“

Tim und Tom schauten ganz erstaunt. Auf dem anderen Raumschiff wird nichts repariert, bei Defekt gleich weggeworfen?
„Das ist ja unglaublich! Aber wir machen das nicht. Komm her, wir werden uns das anschauen, dann können wir dich immer noch auf den Müll werfen!“, sagte Tim oder war es Tom?
Tom lachte.
„War nur ein Scherz!“

Zögernd kam der kleine runde Robbi näher. Er war nur halb so groß wie Tim und Tom und schwebte in der Luft. Es hatte zwar Arme mit Greifzangen dran, aber keine Beine. Außerdem konnte er den Kopf, der auf einem längeren Hals baumelte, rundherum drehen.
Seine kugelrunden Augen leuchteten blau, nur schauten sie derzeit sehr ängstlich und er klappte immer wieder seine Augendeckel runter, als würde er schlafen.

Der Roboter wackelte hin und her und war nur schwer zu fixieren, damit Tim, oder Tom ihn wenigstens untersuchen konnten.


Tim hielt ihn nun fest und Tom schraubte einmal die Abdeckung seines Kopfes auf. Wow, da gab es viele Drähte und Chips, ein paar Platinen und Spiralen. Im Inneren gab es scheinbar einen Kurzschluss, oder mehrere, denn es gab kleine Blitze zwischen den Drähten. Immer wenn ein kleiner Strahl aufblitzte, leuchtete eines der Lampen auf seiner Brust rot auf.

„So, halt jetzt ganz still, ich werde versuchen mit meinem Elektrodenstift eine Stelle wieder zu verschweißen!“ sagte Tom.


„Ich dachte Du bist ein Roboter? Wie kann Dir da was Weh tun?“, fragte Tom erstaunt.

„Na´naja, m´man k´k´kann n´nie wi´wissen!“, sagte der kleine runde Bursche.


Tom fuhr nun ganz vorsichtig in den offenen Kopfteil und verband eine der blitzenden Drähte mit einem anderen. Sofort erlosch eines der roten Lämpchen.

„Na, eines hätten wir schon!“, sagte er zufrieden. Er arbeitete fast eine Stunde und schlussendlich schraubte er den Deckel wieder zu.

„Na, wie fühlst Du Dich?“, fragten Tim und Tom gleichzeitig den kleinen Roboter. Dieser drehte dreimal den Kopf herum, ließ ihn hin und her baumeln, hob seine Arme, klapperte mit den Zangen und schloß seine Augendeckel und blieb unbeweglich in der Luft stehen.


„Keine Ahnung, ich dache es ist alles ok! Aber es kann ja sein, dass er sein Gedächtnis verloren hat. Schließlich war da ja eine Menge kaputt und ich habe sehr viel schweißen müssen!“, sagte Tom. Sie blickten traurig auf den Roboter.

„Wir sollten sein Heimatluftschiff verständigen. Die wollen ihn vielleicht zurück? Wie heißt es denn?“, fragte Tom.
„Ich glaube Exploder!“, sagte Tim und holte das Adressenverzeichnis auf den Bildschirm.
„Nein, eine Exploder gibt’s da gar nicht! Ohja, ich habe es. Aber es heißt Explorer! Der kleine Robbi mit seinem Sprachfehler hat das nicht richtig gesagt. Ich werde sie rufen!“.

„Nein, bitte nicht! Nummer 533 will da nicht mehr zurück!“, schrie plötzlich Robbi im Hintergrund.

„Das ist aber gegen die Regel. Wir müssen das melden. Aber wir werden sagen, dass Du nicht mehr zurück willst!“
Robbi drückte sich wieder in die Ecke und schloss seine Augendeckel.

Tim suchte die Wellenlänge des anderen Raumschiffes und nahm Kontakt auf.

Plötzlich erschien am Bildschirm ein grauhaariger Mann, mit sehr strenger Miene.

„Wer sind Sie und was wollen Sie?“, fragte er mit tiefer Stimme.
„Ich bin Tim von den Vereinigten Planeten. Ich bin eigentlich nur Postbote, aber wir haben einen Roboter von Ihnen im Orbit gefunden.“
„Ja, sehr gut, wir schicken eine Kapsel, senden sie ihn uns zurück. Er kommt in die Metallpresse, er ist kaputt!“

„Aber, aber wenn wir ihn reparieren können, kommt er dann auch in die Metallpresse?“, fragte Tim. Er hatte nun ein wenig gelogen, und nicht gemeldet, dass sie ihn eigentlich schon repariert haben. Eigentlich war es ja nicht gelogen, er hat nur nicht alles gesagt!

„Ja, auf jeden Fall. Denn man kann ja nicht wissen, ob er so bleibt. Außerdem sind Sie ja kein Techniker. Wo ist er denn eigentlich?“

„H´hier, k´kann lei´leider ni´nicht s´so gu´gut spre´sprechen! W´wer si´sind d´denn Sie´sie?“
„Na also,  da sehen hören Sie es ja, er ist und bleibt kaputt! Er hat ja offenbar auch noch dazu sein Gedächtnis verloren! Wahrscheinlich durch das Öffnen der Kopfplatte. Ich bin sein Schöpfer, ich bin der Techniker, der Roboter 533 gebaut hat! Aber wir haben ja noch einige Ausfertigungen, er geht uns also nicht ab. Sie können ihn aber auch selbst verschrotten, wenn Sie wollen, denke ich!“, damit verschwand er wieder vom Bildschirm.

Tim und Tom drehten sich nach Robbi um.
„Robbi, tut uns leid! Wir dachten wir haben es geschafft und Dich repariert!“
„Ich bin völlig in Ordnung. Habe das nur gespielt, damit er mich nicht wieder zurück haben will!“
„Wow. Robbi! Was bist Du den für ein schlauer Kopf! Aber was wird nun aus Dir?“
„Kann ich nicht bei Euch bleiben? Ich kann helfen, man kann mich weiter entwickeln! Ich kann in enge Kanäle schlüpfen, kann Reparaturen durchführen, wo Menschen nicht hinkommen!“

„Also Robbi, da müssen wir rückfragen, aber im Augenblick können wir sowieso nichts unternehmen, wir werden nun zurückfliegen!“
Robbi wackelt vor Freude hin und her.
„Ich mache Tee!“, sagte er und macht sich in der Bordküche  nützlich.

„Wollte er nicht auf den Mars?“ flüstert Tim Tom zu.
„Ja, aber ich denke, der weiß gar nicht, was am Mars los ist. Dort gibt es nur Sand, Steine und Bergwerke. Was soll er dort?“
„Na gut! Auf nach Hause!“

Mit einem großen Bogen verschwand das Raumschiff in der Weite und Dunkelheit des Alls.