Das ist die Fortsetzung der Erzählung von Xenia Portos
"Zweimal Hölle und zurück" vom 21.3.2014
und schildert die weiteren Erlebnisse des Journalisten Peter mit seinem Gegenüber.
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Zögernd ging ich über den etwas schwankenden Steg und betrat die
gegenüberliegende Terrasse. Es war völlig still, ich drückte mein Gesicht an
das Glas der Balkontüre und blickte in den dahinter liegenden Raum. In der
Mitte des Raumes stand eine Staffel, mit einem halb fertigen Bild, halb
skizziert, halb gemalt. Einige Stühle standen herum, ein langer Tisch mit
allerlei Tuben und Tiegel darauf. Halbfertige und fertige Bilder lehnten an den
Wänden. Keine Spur von einem arabischen Wüstenzelt, oder Polster und Liegen.
Mein nachträglicher Verdacht, dass sich in angebotenen Getränken irgendwelche
Drogen oder Rauschgifte befanden, schob ich zur Seite, nahm mir aber vor, nie
wieder etwas außerhalb meiner Wohnung zu trinken!
Ich klopfte an die Glastüre, rief hinein, doch nichts rührte sich. Die Türe
war
unverschlossen, ich öffnete sie und stecke meinen Kopf hinein.
„Hallo, ist Jemand da?“, bekam jedoch keine Antwort.
Plötzlich hörte ich hinter mir eine helle Stimme.
„Hallo Nachbar! Ich habe mich schon gefragt, wann ich Sie einmal sehen
werde! Wir haben ja offenbar die unterschiedlichsten Arbeitzeiten. Mein Name
ist Isabella!“, sie streckte mir ihre Hand entgegen und lächelte freundlich.
Ich starrte sie an.
Sie war eine kleine zierliche Person, hatte ein schwarzes, eng anliegendes
Trikot unter einem weißen Arbeitsmantel an, der rundum mit Farbe bekleckert
war. Ihr üppiges, schwarzes Haar hatte sie zu einem Pferdeschwanz gebändigt und
ihre übergroßen Augen wurden durch eine ebenfalls übergroße Brille mit
schwarzem Rand noch betont. In der Hand
hielt sie eine Kaffeetasse.
„Ich heiße Peter, ja wir sind Nachbarn“, stotterte ich herum. Das war also
auf keinen Fall die Frau, die mich da gestern über den Steg gelockt und mich
dann meinem Schicksal überlassen hatte! „Wohnen Sie da alleine?“
„Ja, ganz alleine und Sie? Wollen Sie auch einen Kaffee?“, fragte sie
unbekümmert. Er machte erschrocken eine Abwehrbewegung.
`Nichts trinken! ´ hämmerte es in seinem Kopf.
„Nicht ganz, Einstein wohnt noch bei mir, er ist mein Kater!“
„Oh, ich kann keine Haustiere halten, ich bin allergisch gegen Katzen und
Hunde“, sie lächelte mich offen und unschuldig an. Unter den vorgefundenen
Umständen getraute ich mich natürlich nicht mehr weiterzufragen.
„Und was machen Sie? Sie sind
Malerin?“
„Ja, auch. Ich mache aber hauptsächlich Metallskulpturen und Glasfiguren.
Unten in der aufgelassenen Fertigungshalle habe ich mein zweites Atelier. Habe
da so ein Übereinkommen mit dem Vermieter. Und was machen Sie?“
„Ich versuche zu schreiben. Ich bin Journalist und Schriftsteller“.
„Oh, sehr interessant!“ Das war alles, was sie dazu sagte.
Sehr verwirrt, ging ich dann wieder in meine Wohnung zurück. `Vielleicht
bin ich verrückt? ´ war mein erster
Gedanke, als ich wieder drüben war.
Die nächsten Tage verliefen ruhig und ereignislos. Ich tat diese „ganze
Sache“ wie ich es nun nannte, als Traum ab.
Offenbar jedoch hatte das mir widerfahrene, oder auch eingebildete
Abenteuer Spuren hinterlassen. Mein Kopf war noch immer nicht frei, meine
Fußsohlen waren noch immer bei jedem Schritt mehr als empfindlich, bei Berührung
einer Unebenheit durchfuhr es mich wie von einem Stromstoß und in meinen Lenden
begann sich in mehr oder weniger kurzen Abständen, ein ziehendes Gefühl
auszubreiten. Ich gewöhnte mich daran, ertappte mich jedoch dabei, wie ich
immer wieder zur Balkontüre ging und hinüber spähte. Von meinem Gegenüber war jedoch
nichts zu sehen.
Drei Tage später hörte ich aus der Halle unter mir metallurgische
Hammerschläge, irgendeine Musik, dann war wieder Stille. Isabella dürfte sich also
in der aufgelassenen Halle unter mir aufhalten um zu arbeiten. Ich nahm mir
vor, wenn ich abends nach Hause komme und bevor ich in meine Wohnung
hinaufgehen werde, einen Blick hinein zu werfen.
Am späteren Nachmittag, als ich nach Hause kam, stellte ich dann meinen
Wagen neben dem alten Gemäuer ab und warf einen Blick auf den freien Platz des Firmengeländes. Es
war nichts zu sehen, außer ein paar alten Kisten und noch verbliebene Scherben
auf einer kleinen Halde, die offensichtlich aus Glasscherben aus früherer
Fertigung stammten. Neben der Eingangstüre zur Halle lehnten drei Holzlatten
und ein Stück alte Teerpappe wankte im Luftzug hin und her.
Ich näherte mich der Eisentüre, berührte zaghaft die Türschnalle und
drückte sie hinunter, sie fühlte sich rau und kalt an. Ich musste mich etwas
anstrengen, um die Türe auf zu bekommen. Dann trat ich ein.
Es roch nach Staub und Kohle. Die Öfen, in denen sicherlich früher die
Glasprodukte glasiert, die verschiedenen Arbeitsvorgänge ausgeführt wurden,
waren öd und leer. Von Isabella war nichts zu sehen. Und doch spürte ich, je
tiefer ich vordrang, dass eine gewisse Wärme aus einer der Ecken herüber
strahlte.
Tatsächlich gab es eine Ecke, die irgendwie ordentlicher aussah, der Boden
war gefegt und ein lang gestreckter Tisch war mit verschiedenen Werkzeugen
bedeckt, die blanker und sauberer
aussahen, wie die anderen im Rest der Halle.
In einem der Öfen war ein offenes Feuer, darin stand ein topfähnlicher
Behälter mit einem Ausfüllschnabel mit einer flüssigen, glühenden Glasmasse
halb gefüllt. Am Boden lag eine große, eiserne Zange, die offenbar zum
herausnehmen des glühenden Behälters bestimmt war. Ich zuckte zurück. Die Hitze
die mir entgegenschlug, war enorm.
Es standen einige bizarr aussehende Metallskulpturen herum, die wie
überdimensionale Spinnen, oder wie dürre ausgemergelte Körper, oder sich um
einen Mittelpunkt windende Schlangen mit Köpfen, aussahen. Ich konnte das nicht
genau definieren. Plötzlich stand ich vor einer schwarzen bizarren Metallsäule,
in die Glas in verschiedenen Farben eingefügt war, die mich wie
überdimensionale Augen zu beobachten
schienen. Ich wich erschrocken zurück. Diese Augen hatten einen schwarzen
Mittelpunkt und die sich scheinbar drehende Spiralen im Inneren schienen meinen
Bewegungen zu folgen.
„Sie haben meine Werkstatt gefunden! Wie finden Sie meine Arbeiten?“
Ich fuhr herum. Isabella stand hinter mir. Sie hatte am Kopf einen
aufgeklappten Gesichtsschutz, eine Schutzbrille vor den Augen und in der Hand
eine
Lötlampe. Sie war ganz in Schwarz gekleidet, die lederne Hose hatte einige
Taschen in denen Werkzeuge steckten und darüber hatte sie eine lederne Schürze,
die fast bis zum Boden reichte. Sie trug außerdem ein öliges, schmutziges
Oberteil, das ihre Brüste mehr zeigte, als verhüllte. Ihr Gesicht war verschmiert
und ihre Hände schwarz und rußig. Es war ganz und gar nicht die kleine süße Malerin, die ich vor
einigen Tagen kennen gelernt hatte.
„Ja, ich war neugierig. Ich hörte Geräusche hinauf und wollte wissen, was
es war. Ja, diese Skulpturen gefallen mir gut“, log ich.
„Steckt auch eine Menge Arbeit dahinter. Ich werde im September eine
Ausstellung hier machen, eine Kombination meiner Skulpturen und Bilder. Eine
Vernissage sozusagen mit freien Metallobjekten, für meine Freunde und
Liebhaber. Sie sind herzlich dazu eingeladen!“
„Soso, auch für Ihre Liebhaber?“, das Wortspiel gefiel mir.
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Fortsetzung folgt
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