1. Teil
der Trilogie Höhlen, Spalten und Felsen
von Joana Angelides
Sesam öffne Dich.
Es sind die immer wiederkehrenden Träume, die uns erstaunen.
Man könnte meinen, es sind Wunschträume, Dinge die wir unbedingt haben
oder erleben wollen. Die Vermutung liegt
nahe, dass es auch so ist!
Mein Traum vom Spalt in Wänden, in Felsen oder sich auftuende Fluten im
Meer, die mich locken und rufen, ist so
ein immer wiederkehrender Traum.
Wenn ich im Halbschlaf so durch Wände hindurch schlüpfe so finde ich
mich meist in großen Räumen, lichtdurchflutet, mit Blick
auf eine wunderschöne, liebliche
Landschaft, wieder. Leise Flüsternde Bäche und im Wind sich bewegende
Birkenwäldchen fügen sich ein.
Ich erwarte immer jemand, mein suchender Blick streift herum und bleibt
dann immer an dir hängen. Du stehst
meist an einen der Birkenstämme gelehnt da und blickst mir ruhig und lächelnd
entgegen, ein Ritter in Wams und Beinkleidern. Du erscheinst mir immer wieder in anderer
Gestalt, einmal mit goldenem Haar, ein
andermal mit einer feurigen roten Mähne, oder tiefschwarzem, lockigem Haar.
Wenn ich mich dir dann nähere, beginnen sich unserer beiden Kleider
zu lösen und zu Boden fallen und letztendlich stehen wir dann nackt voreinander.
Ich denke, es ist die Sehnsucht nach Berührung, Flucht aus der
Einsamkeit dieser Nächte, die mich diesen Traum immer wieder träumen lässt.
Ich spüre jeden Grashalm, jeden Erdkrümel auf meinem Rücken und den
Duft der frischen Wiesen rundherum. Wir
sprechen in keinem dieser Träume auch nur ein Wort. Deine Lippen bewegen sich
nur auf meiner Haut und deine Zunge umrundet langsam und stetig meine intimsten
Punkte. Wir scheinen alleine in dieser
Welt der Fantasie zu sein und es fällt
uns nicht einmal auf.
Die helle Haut meiner Schenkel, das lose Haar vermischt sich mit dem
hellen Grün der Gräser die leicht
wippen, wenn die vollen Blütenknollen im Wind sich bewegen.
Ich spüre den leisen Windhauch zwischen meinen geöffneten Beinen, deine
suchenden Fingerkuppen und deine heiße Handfläche meinen Garten der Lust durchpflügen und mein Seufzen und leises
Stöhnen vermischt sich mit dem Gesumme der Bienen.
Dann spüre ich langsam das
aufsteigende Gefühl der Lust, plötzlich mit sanfter Gewalt nimmt es Besitz von
meinem Körper und auch die Wolken am Himmel verdecken ein wenig das klirrende
Sonnenlicht. Eben dieser Körper, der noch vor Sekunden weich und sanft dalag
und die Berührungen genoss, wird erfasst von dunklem Dröhnen, dem Verlangen
nach Mehr und Kräftigerem. Das Blut beginnt zu rauschen, das Gefühl eines
drohenden Gewitters liegt in der Luft und plötzlich bahnen sich Gefühle wie
glühende Lava den Weg nach außen und mit vermeintlichem Blitz und Donner
ergießen sich diese sintflutartigen Gefühle, geformt in immer wieder kehrende
Orgasmen aus der ungeahnten Tiefe der in mir schlummernden Leidenschaft.
Durch diese Gefühlsausbrüche und Heben und Senken meines Beckens, der
in den Laken suchenden Hände, werde ich regelmäßig munter und schreie meine
Lust und Enttäuschung in den Raum und
Polster meiner Liegestatt.
Aber ich weiß, in einem der nächsten Nächte wirst du wieder dort, am
Rande des kleinen Birkenwäldchens stehen und auf mich warten.
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