AUSZUG AUS DEM e-Book
"KATZENZUNGEN"
von JOANA ANGELIDES
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Frauen und Falken
Manche Männer fühlen sich als Falke. Sie ziehen ihre Kreise über dem
Jagdgebiet und lassen ihre suchenden Blicke nach Beute herumschweifen.
Manche halten nach schwächerer, leicht zu erringender Beute Ausschau, manche
reizt es aber auch, sich an kräftigeren, stärkeren Wesen zu halten, ihre Kräfte
an ihnen zu messen.
Und da wende ich mich uns Frauen zu.
Die vielleicht kleinen, unscheinbar erscheinenden unter uns, sind jedoch nicht immer so hilflos, als Mann meint.
Manche tarnen sich auch nur, senken
leicht den Kopf, verlieren aber den
Jäger nie aus den Augen, schlagen Haken und verschwinden zeitweilig in Nischen
und Schatten, um dann wieder aufzutauchen und seine Begehrlichkeit zu wecken.
Die aktiven, selbstbewussten Frauen verachten diese Spiele. Ja, sie gehen
selbst in den Angriff über, sonnen sich an exponierter Stelle, schauen in den
weiten Himmel und lassen die suchenden Blicke umherschweifen, bis sie den
Falken entdecken. Sie suchen seinen wachen, forschenden Blick und warten
geradezu auf die ausgestreckten Greifer, lassen sich dann in den Himmel tragen
und zeigen selbst ihre Krallen.
Im Grunde wollen wir ja alle das Gleiche, wollen erobern und erobert
werden. Wir wählen nur verschiedene Wege dahin.
Es kann aber auch vorkommen, dass die „Beute“ ihre Strategie schlagartig ändert, weil der
Jäger nicht auf gewünschter Linie ist.
Plötzlich wird aus der aktiven „Beute“ eine kleine schnurrende Katze, die
sich ergeben vor dem Falken wälzt und aus der kleinen Unscheinbaren eine klug
manövrierende Wildkatze.
Nur der Falke merkt das nicht, er ist nur voll zufrieden, wenn er die
„Beute“ endlich in seinen Krallen hat.
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