Samstag, 24. Mai 2014

DAS GRIECHISCHE ABENDESSEN



Das griechische Abendessen
von Joana Angelides


Meine Einkaufsliste war lang! Nun war ich schon im dritten Geschäft und hatte noch immer nicht alles gefunden. Die Liste umfasste offenbar hunderte Zutaten für das morgige Abendessen.

Robert hatte seinen Chef mit Ehefrau zu einem griechischen Abendessen eingeladen. Eigentlich hat sich Herr Scherber selbst eingeladen und Robert blieb nichts anderes übrig, als scheinbar erfreut zuzustimmen. Warum hatte er denn auch so begeistert von unserem Urlaub in Griechenland gesprochen und geprahlt, was ich für tolle Rezepte mitgebracht habe?

Ich hatte seinen Chef zwar bei der letzten Weihnachtsfeier kurz kennen gelernt, nicht aber seine Frau. Das kompliziert die Sache natürlich ungemein. Wahrscheinlich war sie so eine eingebildete Zicke, die sich sicher besser vorkam als die Angestellten ihres Mannes.

Also, hier waren die rosa Fischeier für den Tarama-Salat, die Garnelen und die noch lebenden Krebse in einem Extrabehälter.
 Die Lammkottelet waren zart und sorgfältig vom Fleischer zugerichtet, bereit zum Grillen, eingelegt in Olivenöl, mit Origano und Pfefferkörnern mariniert.
Es fehlten noch Melanzani, einige Zucchini und Knoblauch.
Robert meinte zwar, der Knoblauch könnte vielleicht ein Problem sein, aber ich würde doch nicht meine Rezepte verändern! Außerdem wusste man nie, was anderen Menschen wirklich schmeckt.
Yoghurt, Gurken, Dill und Olivenöl für die Zubereitung des Tsatsiki hatte ich bereits im Kühlschrank. Zuletzt ließ ich noch  die Miesmuscheln einpacken.

Bereits am Vorabend  begann ich mit der Vorbereitung und machte dann am nächsten Tag weiter. Meine Küche sah wie die Großküche eines Hotels aus. Anna, meine Perle, schimpfte dauernd auf Gäste, die wir nicht wirklich brauchen konnten. Aber ohne sie hätte ich das gar nicht geschafft. Trotz des griechischen Kochbuches aus der Buchhandlung zur Unterstützung

Robert war unbeeindruckt! Er wusste ja nicht, dass unsere seltenen gemeinsamen Mahlzeiten sehr oft von „Francois“ kamen oder vom „Meinl am Graben“!
Denn meist hielt ich Diät und aß nur Salat, oder wir aßen auswärts.
„Oh Schatz, kommst du zurecht?“ Diesen Satz hörten wir bis zu zehn Mal, während wir in der Küche werkten. Ich glaube das nächste Mal werde ich das große Fleischmesser nach Robert werfen.


Ein letzter ordnender Handgriff noch am schön gedeckten Tisch, ein Zurechtrücken eines Glases und es war soweit. Unsere Gäste waren da!
Robert öffnete sofort und begrüßte Herrn Scherber und Frau. Ich stand mit einem strahlenden Lächeln daneben und nahm huldvoll Herrn Scherbers Handkuss entgegen. Seine Frau hatte ein kleines Lächeln im Gesicht. Sie sah schüchtern und nett aus, war sicher nur Tarnung!
Nach einem Aperitif im Wohnzimmer, wo der Chef meines Mannes die Unterhaltung bestritt und sein schallendes Lachen bis in die Küche zu hören war, bat ich zu Tisch.
Mir fiel auf, dass seine Frau fast nichts sagte und wenn doch, dann wurde sie von ihrem Mann jedes Mal unterbrochen, oder er widersprach ihr. Und immer hatte sie ein kleines Lächeln im Gesicht.

Ich servierte den ersten Gang, meine Vorspeisen, die gekochten Krebse und marinierten Miesmuscheln in Ei-Zitronensauce, gebackene Melanzani und Zucchini mit Knoblauchcreme. Besonders stolz war ich auf die mit Tomaten und Schafkäse zubereiteten Garnelen.

Frau Scherber griff anfangs sehr zaghaft zu, doch es schien ihr zu schmecken. Sie stammelte eine Entschuldigung als ihr eine der Vorspeisen auf das Tischtuch fiel und sie einen bösen Blick ihres Ehemannes dafür erhielt.
„Ach, kein Problem Frau Scherber, kann man alles waschen!“, lachte ich gezwungen, um die Situation zu retten, denn langsam stieg Mitleid mit ihr in mir auf. Ein dankbarer Blick traf mich.
„Doris, ich heiße Doris!“, stammelte sie verlegen.
„Ich heiße Eva“, sagte ich und ergriff ihre Hand.

Herr Scherber unterbrach unsere kleine Unterhaltung mit der Frage: „Sagen Sie, Knödel haben die Griechen wohl keine?“ Diesen Satz begleitete ein dröhnendes Lachen. In diesem Moment flutschte ihm eine der Garnelen quer über den Tisch. Anscheinend schien ihm dies nicht sonderlich zu stören, denn er angelte mit den Fingern danach und legte sie wieder auf den Teller zurück.
Und mit vollem Munde stopfte er sich zwei verschiedene Vorspeisen rein und spülte mit Wein nach.
„Nein, und auch keine Blutwurst und kein Sauerkraut!“ Ich war selbst erschrocken über meine laute Stimme. Neben mir registrierte ich ein leises Glucksen, das von Doris kam.
 Ich stand auf. „Darf ich jetzt den Hauptgang servieren?“

Auch Doris stand auf,
 „Ich helfe Ihnen“, sagte sie und legte die Serviette auf den Tisch.
Wir gingen in die Küche und als wir die Türe geschlossen hatten, brachen wir beide in ein übermütiges Lachen aus.
 „So, jetzt trinken wir beide einmal einen Sherry und dann gehen wir wieder rein“. Ich schenkte ein und wir lächelten uns zu. Der Abend hatte eine überraschende, angenehme Wendung genommen.

Wir ließen uns Zeit, arrangierten liebevoll die Lammkottelet auf die Platte, und Anna, meine Perle,  reichte mir die Schüssel mit dem Salat.

In diesem Moment steckte Robert den Kopf in die Küche.

„Wieso dauert das denn so lange?“ Er sah besorgt und ein wenig verärgert aus.

„Ach, spielen Sie nicht Chef“, lachte Doris, nahm die Platte mit dem Fleisch und wir gingen ins Speisezimmer.

Der Abend verlief dann etwas aufgelockerter, woran der Wein nicht ganz unbeteiligt war; dem Chef schmeckte es offenbar, auch ohne Knödel. Es blieb nichts übrig. Er fiel ihm gar nicht auf, dass Doris einige Male einen ganzen Satz sprach, ohne von ihm unterbrochen zu werden.

Als sie denn endlich gegangen waren, das Speisezimmer im Chaos versunken, saßen Robert und ich im Wohnzimmer und tranken in aller Ruhe noch ein Glas Wein.

Robert meinte, sein Chef sei sicher beeindruckt von meiner Kochkunst und ich war überzeugt, eine neue Freundin gefunden zu haben.


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Freitag, 23. Mai 2014

CHRONOLOGIE EINES VULKANAUSBRUCHES



CHRONOLOGIE EINES VULKANAUSBRUCHES

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20.00h 
Stelle dir vor, das Bad ist warm und vertraut.
Wir stehen unter der Dusche, Haut an Haut. Deine Hände verteilen den Schaum zuerst auf meinem Rücken, dann Po und dann auf beiden Brüsten, massieren ihn an den Brustspitzen ein, bis du merkst, dass ich ein wenig unruhig werde.

20.10h
Eine dieser festen Hände gleitet sanft über den Bauch entlang zu den geschlossenen Schenkeln und drängt sich dazwischen, während die andere Hand weiter die Spitzen mit Schaum versorgt und leicht dran reibt.
Ich seufze tief

20.20h
Finger sind eingedrungen in meine Muschel und suchen die Perle. Es macht mich langsam zittrig. Deine Zunge sucht meine Zunge und eine Welle von Lust erfasst uns. Wir genießen es.

20.30h
Ich spüre zwischen meinen Schenkeln dein erregtes Schwert und eine kleine Schwächewelle erfasst mich. Es ist immer wieder erregend, wenn der Körper genau weiß, dass er nun bis aufs äußerste gefordert werden wird. Er erinnert sich an diese Impulse, die ihm den Sauerstoff rauben werden und fiebert danach.

20.35h
Wir gehen beide in die Knie und knien nun in der Badewanne, deine Hände sind pausenlos unterwegs an den Hügeln und Tälern meines Körpers. Ich halte mich fest an deinen Pobacken und spüre ihr Zucken.

20.40h
Du nimmst die Massagedüse der Dusche und beginnst nun meinen Rücken langsam auf und zu streichen. Das sehr warme Wasser löst Schauer der Lust aus und ich sauge mich an deiner Schulter fest. Es hört nicht auf, der Körper beginnt immer weicher zu werden.

20.50h
Nun sind alle Nerven des Rückgrates alarmiert, die elektrischen Impulse erreichen mein Gehirn und lösen Alarm aus. Ich zittere.
21.00h
Dieser Wasserstrahl hat eine unglaubliche Wirkung. Er elektrisiert den Körper und gleichzeitig  die Gehirnströme und zaubert bunte Ringe rund um mich.

21.05h
Der Strahl wandert nun langsam zu meinen Brüsten nach vorne und umspült und umrundet sie fest  und ausdauernd. Es ist ein wahnsinnig erregendes Gefühl und meine Zunge um kreist deine in immer engeren Kreisen.

21.15h
Deine Finger haben meine Perle gefunden und in Kombination mit dem Wasserstrahl an den Brustspitzen bereiten sie mir ein lustvolles Karussell der Lust. Ich flehe dich innerlich an, nicht aufzuhören und du denkst auch gar nicht daran. Mein Körper wird langsam zum Vulkan und die glühende Lava beginnt brodelnd nach oben zu drängen.
21.25h
Plötzlich hörst du auf, mein Körper bäumt sich auf, er hat dies nicht erwartet, hat sich in diesen Strudel der Gefühle sinken lassen und Zeit und Raum vergessen.
Du hebst mich an und meine Beine öffnen sich und schlingen sich um deine Hüften und wir spüren beide, dass wunderbares warmes Wasser uns liebkost.
Du ziehst mich näher zu dir hin und dringst mit deinem Speer  wortlos und unerwartet in mich ein.
Ich beuge mich zurück, du umspieltest meine Brustspitzen mit einer Hand, die andere stützt mich am Rücken, umfasst meine Schultern und schiebt mich weiter zu dir hin. Ach, du weißt genau, was du tust, bewegst dich langsam in mir, stößt tief ein und gleitest wieder nach vorne. Mein lustvolles Seufzen, stöhnen und flüstern bestätigt dich und die machst unbeirrt weiter.

21,45h
Es ist wie ein magischer Kreis, meine Gefühle spielen verrückt, die Lava steigt immer höher und höher, der Badeschaum bedeckt uns zärtlich und ein physikalischer Phänomen findet statt. Mein Körper glüht in einem Meer von Wasser und Schaum.
Da, ich stöhne auf. Du beugst mich weiter zurück, ohne die sanften Bewegungen zu unterbrechen, richtest du den Massagestrahl der Brause auf meine Perle und treibst sie zum Wahnsinn. Das warme Wasser und der enge, starke Strahl lässt sie tanzen, einen wilden, aberwitzigen Tanz. In meinem Kopf beginnt es zu dröhnen, Feuerwerke steigen auf und die Nerven des ganzen Körpers spielen verrückt. Es ist ein einzelner Nerv, denn dieser Strahl trifft und  mit ihm spielt.

22.00h
Ich flüstere laut, dass du aufhören sollst, doch will ich das nicht wirklich und du weißt es. Ich spüre, dass auch dein Körper langsam zu jenem Punkt kommt, wo er sich fallen lässt, nicht mehr steuerbar ist. Ich richte mich in deinen Armen wieder auf und presse meinen Körper an dich, ohne dass wir unsere steten, intensiven Bewegungen minimieren. Ich will, dass es nie aufhört.
22.15h
Seit einigen Minuten werden wir nun vom gewaltigsten Vulkanausbruch, den mein Bad je erlebt hat, erfasst. Lava wälzt sich den Abhängen hinab, Sterne, Steine und Feuer werden meilenweit heraus geschleudert und die Welt ist am Untergehen.

Irgendwann finden wir uns in diesem Chaos, aneinander geklammert, zitternd und erschöpft, um ein wundervolles Erlebnis reicher, wieder.

Eingehüllt in weiche, sanfte Bademäntel liegen wir noch lange quer über das Bett, ohne zu wissen, wie wir dahin gekommen sind. Aber sehr gelöst und mit einem Lächeln, den sensiblen, zuckenden  Körper zärtlich berührend, genießen wir das soeben Erlebte.

Morgen, wenn wir wieder auf festem Boden stehen, werde ich das Badezimmer aufwischen müssen.



Donnerstag, 22. Mai 2014

DIE SPUR DER FLäMMCHEN, EROTIK



Die Spur der Flämmchen 

Von Joana Angelides



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Ich folgte gestern der Spur, die du gelegt hast als ich im Bad war. Eine Spur aus flackernden, duftenden Kerzen in kleinen Gläsern.

Sie führte vom Eßtisch über die Terrasse, in den Garten und verlor sich in der Dunkelheit. Man konnte die kleinen flackernden Lichter wie kleine Nester im Rasen sehen. Vereinzelte Lampions, versteckt in den unteren Ästen der Bäume, schaukelten im Wind. Ihre Lichter verschoben Schatten und  erzeugten kleine Irrlichter.

Es war ein geheimnisvoller Pfad, der vor mir lag und er führte in den dunklen Garten. Ich ging ihm nach, Schritt für Schritt, vorbei an einem Rosenstrauch, an dem ein rosa Schleier sich leicht im Wind bewegte. Ich nahm ihn und legte ihn um meine Schulter. Am unteren Ast des Fliederbaumes baumelte eine fliederfarbene lange Perlenkette, die mein Gesicht streifte. Ich legte sie mir um den Hals, drehte  und schlang sie um  meine Finger.

Und vor mir glaubte ich, dich zu sehen, gleitend  zwischen den Sträuchern und den dunklen Stämmen  der beiden Kirschenbäume. Vor dem kleinen Biotop mit den Goldfischen waren einige Damast- und Seidenpolster einladend  verstreut.
Durch die Bewegung im Garten, die flackernden Lichter und die leise Musik, waren die Frösche und Grillen in Aufruhr und die Luft war erfüllt von ihrem Quaken und Zirpen.

Und da lagst du, mitten unter den Kissen hingegossen wie der Prinz aus meiner Fantasiewelt und strecktest einen Arm nach mir aus. Es waren unsere Kissen, die wir Liebeskissen nennen, die uns immer begleiten, wenn wir uns umarmen. Wir legen sie unter den Kopf, den Nacken, den Rücken, den Po oder einfach wahllos zwischen uns, um uns abzustützen.

Ich trat vor dich hin, schaukelte leicht meinen Körper und verdeckte mein Gesicht  mit diesem rosa Schleier, lies ihn fallen. Dann streifte ich mein dünnes, weißes Nachthemd ab und ließ es abwärts gleiten, bis es zu meinen Füßen ein kleines Nest bildete. Die rundum flackernden Lichter ließen meine Haut matt schimmern, ließen die rosa Schatten verführerisch leuchten.

Deine Hände begannen an meinen Fußknöcheln aufwärts  zu gleiten, meine Waden zu streicheln und bis zu meiner Kniekehle zitternd  sich bewegen. Dein Gesicht drückte sich gegen meine Knie. Das Kribbeln begann in jenem Augenblick, als deine Handflächen von der Kniekehle ausgehend, meine Innenschenkel erreichten, gleichzeitig mit deinem Gesicht, das sich ebenfalls dagegen drückte.

Die Knie gaben zitternd nach, ich konnte nicht mehr aufrecht stehen und senkte mich langsam dir entgegen und spürte dann das kühle Gras an meinem Rücken.  Dein Gesicht war noch immer vergraben, nun im Flaum  meiner Haare..........

Dein Flüstern war zu leise, um es zu verstehen, doch die Worte hatten einen leidenschaftlichen Rhythmus der mir Schauer über den Rücken laufen ließen.

Die nächste Stunde war erfüllt von der lauen Luft der Nacht, vom Quaken der Frösche und dem Zirpen der Grillen, manchem erschrockenen Piepsen, wenn unsere gestammelten Worte lauter und heller waren, als es die Nacht erlaubte. Wir vergaßen Zeit und Raum, suchten und fanden Geheimnisse, eroberten bekannte Punkte im ewigen Reigen der Lust, ließen uns tragen von Wellen der Leidenschaft und fühlten uns in andere Welt versetzt.
Die kleinen Flämmchen der Kerzen erloschen langsam und glühten dann nur mehr vereinzelt im Gras, bis sie rot ganz verglühten.

Es ist immer wieder schön, sich dir und deiner Fantasie ohne zu fragen auszuliefern, es zu geniessen, aus welcher Perspektive du das Zusammenspiel  zwischen Mann und Frau siehst. Welche Mühe, Gedanken und Liebe du dafür aufwendest kann man gar nicht genau absehen. Aber........ wer will das schon.



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DIE LOKOMOTIVE, unheimlich



Die Lokomotive



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Alte Bilder üben auf Menschen die unterschiedlichsten Wirkungen aus.

Manche Menschen sind berauscht von Farben, oder Bildkompositionen. Manche erleben große Bilder als beeindruckend, andere sind auch von kleinen Miniaturbildern fasziniert.

Eduard fesseln Bilder der tobenden See, wie solche von William Turner, oder Bilder unheimlicher Schlösser auf Klippen oder in dunklen Wäldern.

Eduard bewacht als Angestellter einer Wach- und –Schließgesellschaft, nachts die Säle und Gänge des Kunsthistorischen Museums. Jede Nacht wandert Eduard kontrollierend durch die Gänge, durch die Stockwerke und steckt seine Steckkarte in jedes Kontrollkästchen. Tag für Tag, Jahr für Jahr.

Die vielen Jahre dieser Arbeit formten ihn zum Sonderling. Da er tagsüber schläft, und immer nachts arbeitet, verblieben so gut wie keine Freunde. Nur seine einzigen Freunde, die Bilder im Museum, hielten ihm die Treue. Er nimmt sich nie Urlaub, arbeitet auch, wenn er sich nicht wohl oder krank fühlt und spricht mit „seinen“ Bildern.

Zwischen den Rundgängen sitzt er in der Mitte auf den Sitzbänken und starrt die Bilder so lange an, bis sie zum Leben erwachen.
Es liebte die Gewohnheit, dann aufzustehen, wie unter Zwang auf das Bild loszugehen und mit dem Bild zu verschmelzen.

So geschieht es auch heute. Er sitzt auf einer der Sitzbänke in der Mitte des Raumes, vor einem Bild, das eine Feuer und Dampf ausstoßende Lokomotive zeigt, die über eine Brücke donnert, unter ihr ein reißender Fluss. Die Brücke scheint zu schwanken und zu ächzen unter dem Gewicht des Zuges, einige Streben sind gebrochen und scheinen in die Tiefe zu fallen. Es ist Nacht und der Himmel ist aufgewühlt, von Wolken und Blitzen beherrscht.

Er steht langsam auf, nähert sich dem Bild und hört plötzlich deutlich das Donnern und Zischen der Räder und des Dampfes.
Er wird erfasst vom Luftzug der gigantischen Zugmaschine, kann sich im letzten Augenblick hinauf ziehen und steht nun auf dem Trittbrett der weiter rasenden Lokomotive. Die Funken verbrennen sein Gesicht und der Ruß in seinen Augen nimmt ihm die Sicht.
Wo ist nur der Zugführer, rast der Zug führerlos durch die Nacht?

„Schneller, schneller!“ Neben ihm steht eine Gestalt, in einen langen Umhang gehüllt, die Kapuze ins Gesicht gezogen, in der Hand eine Sense. Seine Augen erahnt man in den dunklen Höhlen, die das Grauen versprechen.

Eduards Kehle verengt sich, ganz trocken, wie zugeschnürt. Nicht überlegen, wer das sein könnte, nur nicht daran denken!

„Wir werden entgleisen! Lassen sie mich Dampf ablassen, die Bremsen ziehen!“, schreit Eduard und versucht die unheimliche Gestalt wegzudrängen, um zu den Schaltern und Hebeln zu kommen. 
Eduard kann nichts sehen, der Dampf umhüllt die Lokomotive, nun peitscht Regen von allen Seiten in das offene Führerhaus und Flammen und Funken schlagen aus der offenen Türe der Befeuerung.

„Wo ist der Lokführer oder der Heizer? Wenn sonst niemand da ist, müssen sie mir helfen!“, schreit er gegen das Inferno.

Es wird ihm plötzlich klar, dass er keine Ahnung von der Führung einer Lokomotive hat; noch dazu dieser riesengroßen Lokomotive, mit wer weiß wie vielen Waggons dahinter.

Der unheimliche Geselle stößt ein Lachen aus, das tief aus seiner Kehle zu kommen scheint.

„Sind längst aus dem Zug gefallen, gehören längst mir. Wir werden mit diesem Zug in die Tiefe stürzen und die Ernte wird ungeheuerlich werden!“

Eduard hat endlich ein Tuch gefunden, es ist schmutzig und voller Öl und Ruß. Er versucht sein Gesicht zu säubern, den Blick frei zu bekommen um die Befeuerungstür zu schließen und der Hitze zu entkommen. Vergebens!
Am Rahmen des Führerhauses taucht plötzlich eine mit Ruß und Blut verschmierte Hand von außen auf, sich an den Rahmen klammernd.

Es muss einer der beiden Männer sein, die angeblich aus dem Zug gefallen sein sollen. Um ihn abzulenken wirft sich Eduard mit aller Gewalt gegen die weiße hohe Gestalt des Mannes mit der Sense hinter ihm und bringt ihn zum Wanken.
Mit der anderen Hand ergreift er die Hand am Rahmen des Führerhauses, die sich fest an die seine klammert, schon kommt auch die zweite Hand und er erfasst auch diese. Eine bullige Gestalt taucht nun an der Seite des noch immer dahin rasenden Zuges auf und schwingt sich in das Führerhaus.

Die Lokomotive stößt wieder Dampf aus, man kann die Hand nicht vor den Augen sehen. Der bullige Mann stößt mit bloßer Hand die Befeuerungstür zu.

Eduard ergreift nun die daneben stehende Schaufel und schlägt mit aller Wucht auf den sich an die Sense klammernden Mann hinter ihm, sieht ihn stürzen und rückwärts aus dem Führerhaus fallen. Er schaut ihm nach; noch während des Falles löst sich die Gestalt im Rauch der Lokomotive auf, nur ein heiserer Schrei verhallt gedämpft.

Der Zug rast in einer undurchdringlichen, dichten Wolke von Dampf und Funken weiter über die ächzende Brücke. Einzelne, herabfallende Trümmer versinken in den tosenden Fluten des Flusses unter ihnen.

„Danke, ich danke Ihnen!“ Der bullige Mann streckt ihm überraschend die blutende Hand entgegen. Sein von Ruß verschmiertes Gesicht, seine große klaffende Wunde an der Stirn, seine rot umrandeten Augen, lassen Eduard erschrocken zurückweichen. Er stürzt und schlägt auf dem Boden des Führerhauses auf.
Der Lärm flaut ab, seine


Wahrnehmungsmöglichkeit entschwindet ihm und er verliert das Bewusstsein.

                        *******************



„Was machst du denn da auf dem Boden und wie siehst du denn aus?“

Paul, der zweite Mann vom Wachdienst steht vor Eduard und streckt ihm die Hand entgegen.

„Eduard, du bist ja ganz schmutzig, dein Gesicht ist schwarz vor Ruß!“

Eduard blickt auf das Bild hinter sich. Er sieht den rasenden Zug, die schwankende Brücke, das tosende Wasser und ein Gefühl von Erschöpfung, Müdigkeit aber auch Glück erfüllen ihn.

„Gute Fahrt!“, sagt er leise.
„Ich bin gefallen, ist schon wieder alles in Ordnung!“, er klopft an seiner Jacke und seiner Hose herum und lächelt ein wenig.

„Mach schon, die dritte Runde ist fällig.“ Paul geht kopfschüttelnd zur Treppe, um seinen Rundgang im unteren Stockwerk fortzusetzen.

„Er wird immer seltsamer“, murmelt er in sich hinein.


Mittwoch, 21. Mai 2014

EROTISCHES VOR DEM AUFSTEHEN, 2. Teil




 EROTISCHES VOR DEM AUFSTEHEN, 2. Teil
von JOANA ANGELIDES 

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Liebste,
 
das fragst du im Ernst?
Ich werde wie immer, wenn du mich berührst vergehen vor Lust. Ich werde deine Fingerkuppen auf meiner Haut spüren, sie werden eine elektrisierende Spur auf ihr hinterlassen. Ich liebe es, ganz langsam unter den Stoff deines Nachthemdes mit meinen Händen zu schlüpfen, den Schwung deiner Hüfte nachempfinden und langsam, ganz langsam entlang deiner Seite zu deinen Brüsten vordringen. Ich spüre, wie du den Atem anhältst, wie du voll Sehnsucht die Berührung erwartest. Ich werde innehalten, werde in deine fragenden Augen schauen, werde spüren, wie sich  die Erregung der Erwartung aufbaut, werde jedoch nur ganz leicht über deine Brustspitzen streichen. Diesen Moment liebe ich besonders, wenn ich in deinen Augen Rauch aufsteigen sehe, wenn ich merke, wie deine Lider sich senken und du es genießt. Es ist immer wieder wunderbar, wenn ich spüre, wie sich dein Körper anspannt, wie sich dein Unterbauch etwas hebt und senkt und ich weiß, dass du nun weitere Berührungen erwartest.
Ich werde nun dieses knisternde seidige  Nichts von einem Nachthemdchen von deinem Körper abstreifen und dich mit meinen beiden Armen umfassen und halten, werde den linken Arm unter deinen Rücken schieben und langsam mit meinen Fingerkuppen auf deinem Rückgrat entlang streichen. Gleichzeitig werde ich eine deiner Brustpitzen zwischen Daumen und Zeigefinger rhythmisch bewegen und dein leises Stöhnen wird  zeigen, wie sehr du es genießt. Mein Mund wird sich langsam auf die andere Brustspitze senken und du wirst die Wärme meiner Lippen spüren.
Dein Körper wird wie immer vibrieren, zittern und von Innen her zu glühen beginnen.
Liebste, das sind wunderbare Momente und zugleich Verheißung.

Weißt du, es kommt dann der Moment, wo ich spüre, wie du dich fallen läßt, wie dein ganzer Körper weich und doch angespannt ist.

Deine Hände, die in solchen Minuten meist ein wenig flatternd und zitternd auf dem Bettlaken hin und her irren, finden wie immer zu mir und ich werde deine zärtlichen Berührungen bis hin zu meinen Haarspitzen spüren, werde die Explosion der tausend Sterne in meinem Kopf nur mehr vage wahrnehmen. Wir werden in diesen Tunnel voller Farbe und Licht fallen, ohne zu wissen, wo die Anziehungskraft der Erde und wo die Anziehungskraft der Sterne beginnt.
Ich liebe es dann, wenn du dann unerbittlich und doch zärtlich beginnst meinen Körper mit deinen Lippen, deiner Zunge  zu erforschen, wenn du innehältst und immer wieder neu beginnst meine Erregung zu steigern.
Ich flüstere Worte, die ich selbst nicht verstehe, doch du verstehst sie, erwiderst sie mit noch mehr Zärtlichkeit und wir erleben diese Höhepunkte der Verschmelzung ineinander immer wieder.
Ich liebe besonders auch jene Ruhepausen, in denen du den Kopf in deinen empor gestreckten Armen vergraben am Bauch vor mir  liegst und ich mit meinen Fingerkuppen oder dem von dir so geliebten Pinsel deinen Rücken berühre, an deinem Rückgrat so lange entlang streiche, bis ich merke wie dein Körper zu zucken beginnt, wie du leise stöhnst und deine Hände auf dem Laken nach einem Halt suchen. Ich lege dann eine meiner Handflächen auf die deine und du verschränkst deine Finger darin. Ich fahre mit den Berührungen deines Rückens  so lange fort, bis ich spüre, wie sich deine Finger in den meinen zu verkrampfen scheinen. Dann beuge ich mich über dich und meine Zunge vollendet deine totale Erregung bis zur Ekstase.
Dann gleitet meine Hand  langsam über deinen zuckenden Po bis zu den Kniekehlen und wieder zurück. Es ist wunderbar zu sehen, wie dein Körper auf jede dieser Berührungen reagiert, wie du dich windest und unhörbar nach Mehr schreist.

Liebste, es sind die wunderbarsten Morgen, die man sich vorstellen kann.

Doch die schönsten Minuten sind es für mich, wenn du dich mir wieder zuwendest, wenn ich in deinem Gesicht jenes Leuchten sehe, dass ich kurz vor deiner totalen Auflösung so liebe.
Ich küsse jedesmal die kleinen Tränen aus deinem Gesicht, die das Glück unserer Vereinigung manchmal auszeichnen.



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Dienstag, 20. Mai 2014

EROTISCHES VOR DEM AUFSTEHEN, 1. Teil erotisch





 EROTISCHES VOR DEM AUFSTEHEN
von Joana Angelides

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Sag Liebster,
was würdest du sagen, wenn ich mich heute morgen aus dem tiefen Schlaf langsam zu dir hinüber rolle, meinen Kopf auf deine Schulter lege und mit meiner Zunge langsam den Hals entlang bis zu deinem Ohr streife, dir zuflüstere, ich liebe dich, wo warst du denn so lange?
Was würdest dazu sagen, wenn ich gleichzeitig mit meinen Fingerkuppen langsam auf deine Brust streiche, liebevoll deinen Brustspitzen berühre und an ihnen hin und her streiche?
Wie würdest du es empfinden, wenn meine Zungenspitze dann  deinen Hals entlang gleitet und an deinem Grübchen am Ende des Halses verweilt und langsam kreist?

Würde es dir gefallen, wenn ich  erst aufhöre, wenn du deine Arme endlich um mich schlingst und aus dem Halbschlaf gerissen,  deine Lippen meine Haut  liebkosen? Deine Lippen sich meinen Brustspitzen nähern und sanft aber unerbittlich beginnen mit ihnen zu spielen, deine Zähne daran knabbern und leise Seufzer aus  meinem Innersten empor zum Baldachin unseres imaginären Himmelbettes steigen?
Ich spüre, es wird dir gefallen, und dass du dann nur mehr aus Zustimmung und  Verlangen bestehen wirst und nur mehr „Ja, ja und ja“ flüstern kannst.

Die Signale, die von dir ausgehen werden meinen ganzen Körper ergreifen und mich erzittern lassen, sie werden wie fließendes goldenes Glas sein und werden  mich  mit allen Sinnen erfassen. Deine Hände berühren meine Haut und sie wird dünn und empfindlich und die elektrisierenden Ströme erzeugen Ringe wie auf der Oberfläche des Sees, wenn man ein Steinchen rein wirft. Diese Ringe gehen in ununterbrochenen Wellen über mich  hinweg und bringen mich zum Wogen und Fliesen.
Ich werde deine Erregung spüren, deine Männlichkeit zwischen meinen Schenkeln und es wird mein Begehren steigern.
Nun werde ich es sein, die in einen weichen Untergrund versinkend, gehalten von deinen Armen und aufgepeitscht von den Berührungen deinen Lippen, vor Verlangen zittert. Ich werde dir ausgeliefert sein und es genießen.
Die Stunden werden zu Minuten werden, wenn wir jeden Augenblick genießend, die Lust fast bis zur nicht mehr steuerbaren Erlösung treiben und dann verebben lassen, das plötzliche Aufbäumen mit einem Kuß ersticken und langsam wieder beginnen diesen wunderbaren Berg zu besteigen, der verzauberte Gefühle und Lust versprechen. Ich werde deine Empfindungen erforschen, auskosten bis zur Neige. Meine Zungenspitze wird dich zum Stöhnen und Flüstern bringen. Du wirst zittern und vibrieren und schreiend nach Erlösung verlangen. Deine Erlösung wird erst kommen, wenn ich dich aufgenommen habe in mir und umfange und festhalte. Ich werde deine Wildheit, deine Kraft spüren und aufstöhnen unter deinem. Eindringen

Ich weiß, dass mein Höhepunkt dann nie enden wird, dass es ein multiples Erlebnis sein wird, das den Körper minutenlang in ein Meer von Feuer und glühender Lava tauchen wird. Ich werde von dir gehalten werden, zärtlich und doch fordernd und spüren, wie du mich auf der Spitze deines feurigen Schwertes emporhebst und den Göttern am Himalayas darbietest als Opfer am Altar. 
Wir werden beide den süßen Tod dieses Augenblickes erleiden, um gleich wieder wie  Phönix aus  der Asche emporzusteigen um aufzubrechen zu neuem Leben.


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ZÄRTLICHER VAMPIR, vampirig



Zärtlicher Vampir

 von Joana Angelides

Sie vermochte nicht zu sagen, seit wann sie ihn schon wahrnahm. Eines Abends war er da und blickte über sein Glas hinweg, unentwegt zu ihr herüber.
Zwischen ihnen lag der halb dunkle Raum der Bar und die Theke. Das Licht der indirekten Beleuchtung fiel auf ihr blondes Haar und ließ es hin und wieder golden aufblitzen.
Sie war ganz in schwarz gekleidet, der tiefe Ausschnitt des Kleides war bedeckt mit schwarzer Spitze und ließ die Haut durchschimmern.

Meist saß er in der Tiefe des Raumes, nach rückwärts gelehnt und hatte seine Füße übereinander geschlagen. Hin und wieder nippte er an dem Glas und schaute sie dabei mit großen dunklen, tief liegenden Augen unentwegt an.
Er war immer der erste Gast, ging als Letzter mit leichtem  Nicken und einem kleinen Lächeln.

Manchmal stand er aber auch an der Bar und verlangte mit leiser Stimme seinen Drink, Bloody Mary.

Vor einigen Tagen sprachen sie das erste Mal miteinander. Sie stellte zaghafte, unverbindliche Fragen, die er ebenso unverbindlich beantwortete. Seine Stimme war dunkel und angenehm.
Es entwickelten sich ungewöhnliche Gespräche. Wenn keine anderen Gäste da waren, sprachen sie über dieses und jenes, lachten manchmal leise und kamen sich dadurch näher. Wenn jedoch dann mehrere Gäste an die Theke kamen, verließ er wortlos seinen Platz und nahm wieder seinen angestammten Platz ein. Ihre Blicke trafen sich dann immer wieder, vom grellen Licht der Theke hin zum Halbdunkel der Tiefe des Raumes.

Der Abend war bereits fortgeschritten, es drängten sich mehrere Barbesucher vor der Theke und sie verlor ihn aus den Augen. Es mußte schon fast morgens sein, es war eine lange Nacht!
Als sie wieder eine kleine Pause machen konnte,  spülte sie die Gläser und stellte sie  an ihren Platz. Dann blickte sie wieder auf,  doch sein Platz war leer.

Sie wurde unruhig, was war geschehen? Plötzlich fehlte er ihr, sie kam sich alleine vor.
Sie stützte den Kopf auf ihre linke Hand und schloß die Augen. Naja, eigentlich hatte er immer nur unverbindliche Antworten gegeben, niemals ging er auf allzu persönliche Fragen oder  Bemerkungen ein. Wahrscheinlich war sie für ihn nur ein alltägliches Gegenüber, nette Gesprächspartnerin, aber nicht mehr. Sie spürte  einen kleinen Schmerz in der Brust.

Sie sollte wieder auf den Boden der Wirklichkeit zurückkehren, wäre besser  für ihren Seelenfrieden

Und doch verließ sie die Theke und ging langsam zu seinem Platz hin. Vielleicht hatte er einen Hinweis hinterlassen, irgendwas!
Nein, es lag nur eine Streichholzschachtel da, mit ein paar Streichhölzern drin, alle geknickt. Sie nahm sie heraus und steckte sie ein, automatisch, ohne zu überlegen, was sie damit machen sollte.

„Warum machen sie nicht Schluß? Es wird schon fast hell, es war eine lange Nacht!". Die Stimme von Alex, dem Geschäftsführer  klang tadelnd.
„Ja, tut mir leid, habe nur was gesucht“, sagte sie.

„Suchen sie den unheimlichen Gast? Den mit dem stechenden Blick, der immer nur Bloody Mary´s trinkt? Der ist gegangen, hat aber diesen Handschuh verloren.“

Er warf ihr den dunklen Handschuh auf die Theke und lächelte ironisch.

Soll man nur darüber reden, sie machte sich Sorgen. Er ging doch nie, ohne sein kleines Lächeln und einem leichten Nicken.

Sie löschte die Lichter, nahm ihren Mantel und trat aus der Bar hinaus in den hereinbrechenden Morgen.

Sie kam in ihre leere Wohnung, spürte die aus den Ecken kriechende Einsamkeit heute doppelt. Sie schloß die Vorhänge, um Dunkelheit zu erzeugen. Müde, alle Glieder spürend, versuchte sie zu schlafen. Doch immer wieder erschien in ihrem Halbschlaf die dunkle, ach so vertraute Gestalt des Fremden. Es war ihr, als würden sie miteinander sprechen, über alles mögliche, nur nicht über sich und ihren Gefühlen. Sie wollten sich berühren, es gelang ihnen nur mit den Fingerspitzen, dann entschwand er immer wieder. Es wurde ein unruhiger Schlaf.

Sie schlief bis in den späten Nachmittag, blieb jedoch dann noch liegen und versuchte  ihre Gedanken zu ordnen.
Sollte sie sich verliebt haben? Sie hielt den vergessenen Handschuh in der linken Hand, sie bemerkte einen leichten Geruch nach Tabak, oder ähnlichem.
Sie nickte wieder ein und verlor Zeit und Raum.
Der Vorhang wölbte sich nach vorne und aus dem Schatten des Vorhanges löste sich eine dunkle Gestalt. Er war die ganze Zeit hier gewesen, hatte ihr beim Schlafen zugesehen, den Polster glatt gestreift und mit den Händen  leicht über ihren Körper gestrichen.

Er wußte es genau, er hatte sich verliebt. Verliebt in dieses bezaubernde Geschöpf, voller Leben, mit sehnsüchtigen Gedanken.
Er wollte nicht, daß sie in dieser Bar arbeitet, sich von hungrigen Männeraugen anstarren lassen muß und geduldig auf stumpfe Fragen und mühsame Konversation reagieren mußte.
Er wollte sie für sich haben, für sich in alle Ewigkeit. Er wollte ihre Nähe spüren.

Es ist so, daß Liebende natürlich immer das Bedürfnis haben, sich nahe zu sein. Man will die Hände des geliebten Menschen auf seiner Haut spüren, seinen Atem im Gesicht, am Hals und im Halbdunkel zwischen dem Haaransatz und dem Genick. Dort stellen sich dann die ganz feinen Haare auf und erzeugen ein kribbelndes Gefühl und die Kopfhaut zieht sich zusammen.


In diesem Moment öffnete sie halb ihre  Augen und spürte seine gespreizten Finger im Haar langsam versinken. Seine Fingerkuppen berührten ihre Kopfhaut und tausend Sterne explodierten hinter den halb offenen Augenlidern.
Sie berührte sein Gesicht mit der Innenseite ihrer geöffneten Hände, um es ganz nahe heranzuziehen
Dann spürte sie seinen  Mund auf ihrer Haut nach ihren  Lippen suchend über die Wangen streichen und öffnete, noch bevor er sie erreichte, ihre Lippen erwartungsvoll.
Es entstand ein ungeheures Spannungsfeld zwischen ihnen beiden, ein Vortasten in den Garten der Gefühle.

Die Welt versank in einem Meer von Traum und Wirklichkeit. Sie stürzten, einem Wasserfall gleich tosend über die Felsen und ergossen sich in die Tiefe.

Die Erlösung aus dieser totalen Auflösung und des sich Fallenlassens geschah,  als sie dann am Fuße dieses ungeheuren Gebirges diesem süßen Tode entgegen stürzten,  sich  jedoch gleichzeitig wieder vereinten und als aufgewühlter, aber vereinter Fluß, mitsammen unlöslich verbunden, in ihrem Flußbett weiter strömten,  sich aneinander schmiegten und in kleinen weiße Schaumkronen flüsternd verloren.

Sie hielten sich noch eine Weile fest umschlungen und ihre Blicke versanken ineinander. Er senkte langsam seinen Kopf und berührte ihren Hals mit seinen Lippen, er öffnete sie und sie spürte diesen stechenden Schmerz nur für einen Augenblick. Dann durchströmte sie eine angenehme Müdigkeit, sie spürte ihr Blut pulsierend zu ihm hin strömen, spürte diese Vereinigung der beiden Seelen und des Körpers.
So lagen sie bis es auch draußen dunkel wurde, sie erlebten in dieser Nacht immer wieder  den  Kreislauf  der Vereinigung zweier  Wesen, die sich für ewig verbunden hatten.



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Sonntag, 18. Mai 2014

GEFANGEN FÜR ALLE EWIGKEIT, myst.



Bildergebnis für leo putz maler


Gefangen für alle Ewigkeit.
von JOANA ANGELIDES


Seit ich in dem Seminar-Hotel, das eigentlich ein umgebautes altes Schloss ist, eingecheckt habe wandle ich auf  einer Wolke, alles rundum dringt nur gedämpft und unwirklich zu mir durch.
Und ich sehe Augen! Ein  wundervolles dunkles Augenpaar, tief und unergründlich, spöttisch und fragend. Sie liegen in einem ovalen Gesicht, wie aus Elfenbein geschnitzt, umrahmt von dunklem Haar und einer strahlenden Aura, die scheinbar nur ich sehen kann.

Das Bild hängt in der ersten Etage  des alten Schlosses. Es ist das Portrait einer jungen, stolz und unnahbar wirkenden Frau. Ja, wenn da nicht dieses spöttische Blinken wäre.

Egal, wo ich mich in dieser Etage befinde, ihre Augen verfolgen mich, es ist mir  unmöglich ihnen  zu entkommen. Immer, wenn ich die Türe meines Zimmers öffne, fällt mein  Blick zu ihr hin und sie begegnen sich. Wenn ich die Treppe heraufkomme, so liegt dieser Blick  auf mir und je höher ich die Treppe hinaufsteige, umso spöttischer wird er.

Es ist das einzige Bild, das nur eine Person darstellt. Auf allen anderen Gemälden sind zwei oder drei Menschen dargestellt. Immer eine Person im Mittelpunkt sitzend und eine oder zwei Personen im Hintergrund, als wären sie Staffage. Es ist mir nicht gleich aufgefallen, sondern erst  heute, seit jenem seltsamen abendlichem Ereignis............

Um vom Treppenaufgang  in mein Zimmer zu gelangen, muss ich an dem Bild der geheimnisvollen Dame vorbei und merke jedes Mal, wie sich Schweißperlen auf meiner Stirne bilden. Das breite, von Schulter zu Schulter reichende, nicht sehr tiefe Dekollete hebt und senkt sich, als würde sie atmen. Selbst das kleine runde Medaillon, das sie um den Hals trägt, spiegelt sich im  einfallenden Licht.  Wenn das hohe Fenster an der schmalen Seite des Ganges offen steht, so merke ich, dass sich die feinen Härchen am Haaransatz dieser geheimnisvollen Frau wie durch einen leichten Luftzug bewegen und  sich widerborstig dem Zwang einer Frisur verwehren zu scheinen.

Der weiße, aufgestellte Spitzenkragen des weinroten Samtoberteiles fängt einige Haarlocken, die sich rückwärts gelöst haben, auf. Das Bild scheint zu leben.
Es ist sowieso bemerkenswert, dass die Bilder in dieser scheinbaren Ahnengalerie sehr lebendig wirken. Sie sind alle in der gleichen Art gemalt, doch meist sind sie, wie bereits erwähnt,  paarweise abgebildet, entweder steht der männliche Part hinter der Dame, oder er sitzt in einem aufwendigen Stuhl und zu seinen Füßen hingegossen ein Frauenkörper.

„Anne de Bouvier,  1722-1750“  steht auf dem Schild meiner einsamen Schönheit, das am unteren Rand des dunkel vergoldeten Rahmens angebracht ist. Sie ist also nicht sehr alt geworden, gerade 28 Jahre alt.

Ich ertappte mich, auch während des Seminars an sie zu denken  und daher manche Passage des Vortragenden zu versäumen. Ich mache mir dementsprechende Notizen, um es nachträglich nachzulesen.

Das Abendessen verläuft quälend für mich. Ich beantworte Fragen der anderen Teilnehmer, nehme an belanglosen Debatten teil und die erste Gelegenheit wahr, mich zu verabschieden, um auf mein Zimmer zu gehen.

Schon bei Tage wirkt das Schloss unheimlich, düster und auch geheimnisvoll. Die breite Treppe,  vom unteren Absatz aus gesehen, macht einen bedrohlichen Eindruck auf mich.
Ich versuche, diese Eindrücke zu relativieren, mir einzureden, dass es eben ein altes Gebäude ist und ich ein ängstlicher Typ.

Ich gebe mir einen Ruck und versuche unbekümmert die Treppe hinauf zu laufen, um in mein Zimmer zu kommen. In Wirklichkeit klopft mein Herz wie wild und ich will eigentlich gar nicht auf mein Zimmer, sondern es zieht mich zu dem Bild.

Ich spüre den auf mich gerichteten Blick schon in der  Mitte der Treppe. Sie erwartet mich.
Unverständlicher Weise ist es für mich nicht verwunderlich; ich laufe hinauf und bleibe vor dem Bild stehen.

„Hier bin ich“, flüstere ich.
Sie lächelt, als hätte  sie mich erwartet.
„Endlich“, haucht sie kaum verständlich

Die Iris in den dunklen Augen wird größer, als würde sie in die Tiefe meiner Seele blicken und dort nur Dunkelheit sehen.
Es erschreckt mich, ich drehe mich um,  laufe gehetzt in mein Zimmer und schließe die Türe hinter mir. Mein Atem fliegt, ich bekomme  keine Luft, mein Herz rast.  Ich lehne an der Innenseite der Türe und drehe mit zitternder Hand  den Schlüssel im Türschloss um.
Es ist doch nur ein Bild, versuche ich mir einzureden.

Mit bleischweren Beinen durchquere ich den Raum und öffne die Türe zum Balkon. Kühle Nachtluft strömt herein, die Stimmen und das Lachen  der Seminarteilnehmer sind von unten herauf zu hören und die Welt scheint wieder in Ordnung zu sein.
Wie konnte ich nur so in Panik geraten, so meine Beherrschung verlieren!

Das Badezimmer erfüllt alle Wünsche, die  man an ein Fünfsternhotel  richten kann. Durch die Betätigung des Lichtschalters erklingt leise Musik. Sie wirkt beruhigend auf mich.

Das warme Wasser tut sein Übriges und ich beginne mich auf das Bett und das mitgebrachte Buch zu freuen. Nach einigen Seiten der sehr interessanten Lektüre passiert das Unerwartete.
Die Glühlampe in der Nachttischleuchte explodiert mit einem lauten Knall und in der Folge der grüne Lampenschirm ebenfalls. Ich fahre erschrocken hoch und spüre gleichzeitig feine Glassplitter auf meinem Hals und auf den Händen.
Kleine Blutstropfen suchen ihren Weg zwischen dem Mittel- und dem Zeigefinger. Ich schaue entsetzt darauf.
Dann explodieren nacheinander alle Glühlampen im Raum, auch diejenigen, die nicht brannten.
Die Angst ist greifbar für mich. Sie beginnt in den Fingerspitzen und kriecht langsam die Arme hoch, bis sie mein Herz erreicht und es erfrieren  lässt.
Alles Blut hat sich im Kopf gesammelt und pocht gegen die Schläfen und meine Augen verlassen die Höhlen. Ich will schreien, meine Angst artikulieren. Doch es kommt kein Ton aus meinem Mund.

Aus den Augenwinkeln sehe ich vorerst nur  leichtes Flimmern, dass durch die geschlossene Türe herein sickert. Langsam, im Zeitlupentempo drehe ich den Kopf  und starre darauf. Es verdichtet sich, wird heller und mit dem intensiveren Licht schwebt gleichzeitig der Körper einer Frau durch die Türe, eine Frau mit einem weinroten Samtkleid mit weißem Kragen und einem Medaillon um den Hals. Es war die Frau aus dem Bilderrahmen.

Mein Mund ist offen und trocken und ich kann noch immer nicht atmen. Es muss daran liegen, dass mein Körper zu einem Block aus Eis und Kristallen mutiert ist.

Sie steht vor mir und streckt ihren Arm nach meiner verletzten Hand aus. Sie zieht sie zum Mund und beginnt das nach unten laufende Blut gierig abzulecken.
Ihre Zunge ist rau und ebenso kalt wie mein Körper.
Mit gierigen Fingern beginnt sie nun meinen Pyjama aufzuknöpfen und ihre vollen Lippen suchen  jeden Blutstropfen auf der verletzten Haut.

Je näher ihr Körper  kommt, desto kälter  wird es um mich herum. Dieser Körper ist es, der die Eiseskälte verströmt und sich mit den Eiskristallen in meinem Inneren vereint.

Von der Mitte ihres Körpers aus, beginnt sich plötzlich ihre Kleidung einfach aufzulösen, man kann durch ihre Körpermitte hindurch sehen.  Sie scheint körperlos zu sein, verschwindet einfach vor meinen Augen mit einem wilden Schrei. Zurück bleibt lediglich ein weißes, dünnes Tuch am Boden neben meinem Bett.

Ich sollte eigentlich schreien, Hilfe holen. Doch leider kann ich mich nicht bewegen. Es liegt wahrscheinlich daran, dass   ich noch immer zu einem Eisblock erstarrt bin.

Der einzige Ton, der aus meiner Kehle kommt, ist ein heiseres Krächzen. Ich habe den Eindruck, dass auch dieses Krächzen gefroren ist und klirrend zu Boden fällt.

Aus dem Boden neben meinem Bett schießt plötzlich ihre Gestalt wieder empor und richtet sich bedrohlich über mir auf.
„Bemühe dich nicht, du stehst auf der Schwelle in meine Welt!“

Ihr Mund ist zu einem teuflischen Grinsen verzogen, die scharfen Eckzähne leuchten weiß und spitz hervor und  senken sich langsam über mich.

Wieder trifft mich dieser eiskalte Hauch, meine Angst wird unerträglich und meine Augen starren verzweifelt in dieses total verzerrte Gesicht. Ich kann mich noch immer nicht rühren und muss in dieser Erstarrung mit ansehen, wie sich dieser grausame Mund langsam auf meinen Hals senkt und mit einem knirschenden Geräusch in meine Halsschlagader eindringt.

Dieses weibliche Ungeheuer beginnt mich gierig auszusaugen, meinen Lebenssaft aufzunehmen. Da offenbar auch mein Blut zu Eiskristallen erstarrt ist, verlässt es mich nur zögernd und zäh. Ich spüre wie sich in mir eine gähnende Leere ausbreitet. Gleichzeitig fühle ich eine unglaubliche Leichtigkeit, sehe Schatten um mich herum sich bewegen, die vorher nicht da waren.

Ihre Hände umfassen meine Schultern und ziehen meinen Körper  langsam in die Höhe. Er ist nur mehr eine leblose Hülle, blutleer, seelenlos und federleicht. Das, was von mir in dieser Welt  bleibt sind meine Kleider, meine persönlichen Sachen im Hotelzimmer, naja  eigentlich mein ganzes bisheriges Leben.

Die Schatten um mich herum materialisieren sich, umhüllen meinen Körper, geben ihm Konturen.

Wir durchdringen mühelos die schwere Eichentüre des Zimmers und treten hinaus auf den Gang der ersten Etage.  Wir gleiten am Boden entlang und wie durch magnetische Kräfte werde ich mit der vor mir schwebenden Gestalt unaufhaltsam in den nun leeren schweren goldenen  Bilderrahmen an der dunklen Holztäfelung, gezogen.

Hier stehe ich nun hinter ihr, halb verdeckt, meine rechte Hand liegt  auf ihrer Schulter, als wäre das selbstverständlich.

Wird je jemand versuchen zu ergründen, wohin einzelne Hotelgäste so plötzlich verschwinden?

Bin gefangen in einem Bild für die Ewigkeit, oder bis wieder jemand vorbeikommt, der mit seinen Augen haften bleibt an einem der Bilder, die wie selbstverständlich in der Galerie des Schlosses hängen.




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