AUSZUG AUS DEM e-Book
"OH, DU FRÖHLICHE"
von JOANA ANGELIDES
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Ausführliche Leseproben
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Adventosterfaschingkonfettiballons
Alle Jahre wieder kommt der
Weihnachtsmann!
Das reden uns die Eltern, die bunten Illustrierten und
die Geschäftemacher ein.
Aber keiner hat ihn je gesehen. Es fällt den Kindern
nicht auf, dass es scheinbar Dutzende Weihnachtsmänner geben muss. In jedem
Kaufhaus steht einer an der Türe, im ersten Stock, oder baumelt von einem Seil
gehalten, über den Straßen.
Sie sehen sich ja alle ähnlich, vielleicht der, den
Onkel Max spielt, nicht. Der hat einen viel zu großen Bauch. Er riecht auch
immer nach den Mottenkugeln, die Tante Josefine hineintut, wenn sie das Kostüm
wieder ein Jahr lang am Dachboden verschwinden lässt.
Nach dem Willen der Werbebranche geht der Sommer
unmittelbar in die Adventszeit über. Im Kaufhaus stehen neben den
Ausverkaufs-Kisten mit den Badehosen schon die Silber- und Goldkugeln für den
Weihnachtsbaum. Die Lebzelten altern vor sich hin und erreichen Härtegrade bis
Weihnachten, die die Zahnärzte jubilieren lassen.
Bereits im November haben die Verkäufer in den
Kaufhäusern bei dem Wort „Weihnachten“ die Krise, denn sie hören seit Wochen
unaufhörlich Weihnachtslieder. Die Gewerkschaft überlegt sich schon die
Einforderung von Erschwerniszulagen.
Irgendwann werden dann noch der Nikolo und der Krampus
untergebracht. Die Kinder versuchen mit verstohlenen Blicken irgendeinen Engel
zu orten, oder vielleicht Rudolf das Rentier.
Macht sich keiner Gedanken darüber, dass das arme
Christkind drei Monate lang in der Krippe liegen muss und Josef noch immer die
Laterne in die Höhe hält? Sucht er was?
Davon, dass Maria drei Monate lang kniet und dabei das
Baby fixiert reden wir gar nicht erst. Jedenfalls ist das dann am Tag der Tage,
am 24. Dezember, keine Überraschung mehr.
Von den Kaufhäusern rieseln die Lichterketten das
ganze Jahr herab, nur in der Voradvent-Weihnachtszeit, kurz nach dem
Schulanfang werden sie dann auch leuchten, gemeinsam mit der weihnachtlichen
Straßenbeleuchtung, die ja auch schon zu Ostern da war.
Man sollte sich
doch bemühen, Adventosterfaschingkonfettiballons zu entwerfen! Die könnte man
dann das ganze Jahr über verwenden. Man müsste nur die Musikkassetten jeweils
austauschen und eine Dauerberieselung der Käufer wäre geschafft.
Die Osternester könnte man in Weihnachtsgrippen
verwandeln, indem man den Osterhasen goldene Gewänder anzieht und zwischen den
Löffeln einfach Krönchen hinein klebt. Wer schaut schon in die Gesichter der
Heiligen Drei Könige?
Der Vorteil ist, dass man sie aufessen kann, weil sie
ja sicher aus Schokolade sind.
Was man ja bisher mit den Heiligen Drei Königen nicht
machen konnte. Die Osterküken können bleiben, denn wahrscheinlich standen beim
Stall zu Bethlehem sowieso ein paar Hühner herum.
Nur die Eier
muss man rausnehmen und durch das Kind in der Krippe ersetzen und Josef und
Maria stellt man halt auch dazu. Die konnte man ja bisher nicht aufessen! Aber
wer weiß? Vielleicht kann man sich da in der Süßwarenbranche was überlegen.
Würde jedenfalls wieder eine Marktlücke füllen! Männer mag man eben!
Sollten die Menschen irgendwie durcheinander kommen,
so könnten sie sich dann an der Musik orientieren, welches hochheilige Fest nun
gerade stattfindet. An den Glocken kann man sich jedenfalls nicht orientieren,
die gibt’s zu Weihnachten, zu Silvester und auch zu Ostern.
Im Fernsehen
spricht auch jedes Mal der Papst und es gibt den „Ostersegen“ den
„Weihnachtsegen“ und Geschenke bekommt man auch bei all diesen Gelegenheiten.
Man könnte das „Neujahrskonzert“ einige Male
wiederholen bis zu den „Osterfestspielen“ in Salzburg, die dann nahtlos in die
Sommerspiele am Neusiedlersee und Bodensee übergehen und dann kann man schon
wieder...... Sie wissen schon: Alle Jahre wieder.....
Bei einer straff durchgezogenen Organisation könnte
man den Kaufrausch so über das ganze Jahr auf einem hohen Level halten.
Ach, die Kinder haben wir vergessen? Na die müssen
eben lernen, dass wir das ganze Jahr über Weihnachten haben, oder Ostern oder
schon wieder Fasching? Naja, ist ja egal, Hauptsache sie bekommen Geschenke.
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