Freitag, 13. Juni 2014

GEFÜHLE IN DER U-BAHN, erotisch



Gefühle in der U-Bahn

von Joana Angelides


Immer, wenn er in der U-Bahn fuhr, betrachtete er für sich die im Waggon befindlichen weiblichen Fahrgäste. Er überlegte, welche von ihnen wohl heute Nacht Sex hatte und welche nicht. Er glaubte es an den Lichtern in ihren Augen erkennen zu können. Doch heute konnte er bei keiner der stumm und teilnahmslos dasitzenden Frauen und Mädchen ein solches Licht erkennen.

Er betrachtete die ihm gegenüber sitzende junge Frau in ihrem schwarzen Hosenanzug mit dem engen Oberteil und fand ihren Körper äußerst ansprechend. Die beiden obersten Knöpfe des engen Oberteiles waren geöffnet und man konnte den Brustansatz sehen. Er vermutete, daß sie keinerlei Unterwäsche darunter trug. Man konnte die kleinen Erhöhungen, die die Brustspitzen durch den weichen Stoff hindurch mehr als  erahnen. Wenn sie sich bewegte, dann schoben sich die beiden Brüste hin und her und er vermeinte einen süßen aromatischen Duft, vermischt mit dem Duft der Frauen allgemein, zu verspüren.
Eine unglaubliche Lust stieg in ihm auf sich vornüber zu beugen, auch die restlichen Knöpfe des engen Oberteiles aufzuknöpfen und mit den Fingerspitzen ihre Brustspitzen zu berühren nur um  ihre Reaktion darauf  sehen zu können.

Doch er wußte, das Einzige was er machen konnte war, die junge Frau wie zufällig zu berühren. Er rutsche am Sitz etwas weiter nach vorne und berührte mit seinen Knien, ihre Knie. Sie mußte  es spüren, doch war ihr keine Reaktion anzusehen. Sie schaute weiter nach rechts oder links und ließ es geschehen. Seine anfängliche Verwunderung  schwand und machte einem von sich weg strömenden Gefühl Platz. Dieses Gefühl strömte durch ihn hindurch, durchzog wärmend seine Lenden und bewegte sich kribbelnd die Schenkel hinab, um dann dem Druck nachgebend, sich bahnbrechend in die, nun spürbaren  Gegendruck ausübenden Knie seines Gegenübers zu ergießen. Er wurde unruhig. Wie sollte es nun weitergehen? Er konnte sich ja schlecht nach vorne beugen und seiner Intention nachgebend, ihr Oberteil aufzuknöpfen? Auch konnte er nicht erwarten, daß sie sich zu ihm herüber beugen würde und ihrerseits irgendwelche strategisch wichtigen Knöpfe öffnen würde. Immerhin war die U-Bahn voll besetzt. Es war rush-hour. 
Er heftete nun seinen Blick auf ihr Gesicht und hoffte, einen Blick ihrer, unter den Lidern halb verdeckten   Augen zu erhaschen. Es war ihm, als würde sie ihn aus dem Augenwinkel heraus ansehen. Dieser flüchtige Blickkontakt erzeugte in seinem Kopf eine Explosion von tausend Sternen, elektrisierte ihn und ließ ihn erzittern.
Und scheinbar meinte es auch das Schicksal mit ihm gut. Sie fuhren in die Station ein und sie erhob sich. Mit einem plötzlichen Ruck blieb die Bahn stehen. Alle Fahrgäste wurden durcheinander gewirbelt und sein Gegenüber fiel wie zufällig auf ihn. Er spürte ihren warmen Körper auf dem Seinen, ihr Duft raubte ihn fast den Verstand und seine Hände griffen abstützend nach ihr. Wie zufällig  umfaßten seine Hände ihre  Brüste und er spürte die Härte ihrer Brustspitzen.  Sie hatte sich fallen lassen und lag nun weich und sich anschmiegend auf ihm. Er hatte seine Körperfunktionen nicht mehr unter Kontrolle und erlebte in diesem Augenblick einen Höhepunkt, der sich in schon lang vermißter Intensität ergab. Ein kurzes Anschmiegen des weiblichen Körpers über ihm und sie richtete sich auf.
Halb über ihm gebeugt flüsterte sie:
„Fahren sie öfter mit diesem Zug?“
Er konnte nur mehr Nicken, dann waren sie in die Station eingefahren und sie stieg mit den anderen Fahrgästen aus.
Heute hatte er dieses Leuchten in den Augen, das er so vergebens bei den anderen gesucht hatte.



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